Kapitel 63

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Nach diesen eindrücklichen Flitterwochen, war ich von meinen ganzen Schuldgefühlen fast geheilt.
Ich konnte mein Glück annehmen und das Leben mit Sergej würdigen.
Ich hatte mein Schicksal akzeptiert.
Für Stefan mussten wir schnell eine Lösung finden, denn er entwickelte sich im Eiltempo.
Nicht nur seine Grösse war imposant, sein Verstand überforderte uns.
Als sechs Jähriger spielte er besser Klavier als ich es jemals können würde!
Mit Vier konnte er lesen und schreiben.
Rechnen war für ihn ein Hobby!
Keine der Privatschulen war für ihn oder Nikola geeignet, sie brauchten eine andere Art des Unterrichts.
Die Musikschule allerdings war von ihnen begeistert.
Stefan spielte zum Sterben schön Klavier, Nikola brachte uns mit der Violine ständig zum Weinen.
Die Kinder bekamen Privatlehrer, Professoren besser gesagt, die den Unterricht auf sie abstimmten und ihre Intelligenz förderten.
Sergej und Lazar bestanden auf körperliches Training, denn die Jungs waren einfach riesig.
Mit Sieben waren sie schon so gross wie ich, mit 14 fast so gross wie ihre Väter und sie assen pausenlos.
Eigentlich waren sie die perfekten Kopien ihrer Väter nur war ihr Charakter ganz anders.
Stefan und Nikola beobachteten viel, überlegten lange bevor sie sprachen. Stefan hatte nichts von Sergej's Impulsivität geerbt.
Um ganz ehrlich zu sein, waren sie vom Verhalten her, Lazar am ähnlichsten.
Je älter sie wurden umso mehr entspannte ich mich.
Ich lernte eine wundervolle Frau kennen, als ich 22 wurde.
Sie hiess Sonja und war eine ruhige junge Frau, ein Jahr älter als ich.
Sie redete die ersten zwei Jahre nie über ihr Privatleben, hatte aber damals eine zwei Jährige Tochter die Stefan vergötterte.
Sie sah aus wie man sich einen Engel vorstellte und hiess Danijela.
Blonde Löckchen, kleine Nase und grosse grün blaue Augen.
Sie war ein sehr stilles Kind.
Nikola konnte nichts mit ihr anfangen aber er war immer lieb zu ihr.
Allerdings schleppte Stefan sie überall mit hin und liess sie nie aus den Augen wenn sie bei uns waren.
Erst nach zwei Jahren öffnete sich Sonja und erzählte mir ihre Geschichte.
Ich hatte bemerkt wie sie vor Männern zurückschreckte, wie sie Sergej's und Lazar's Grösse einschüchterte und wie sie sich immer klein und unsichtbar machen wollte.
Was leider nicht ging denn sie war eine füllige und sehr schöne Frau.
Der kleine blonde Engel hatte das aussehen seiner Mutter geerbt.
Sonja machte aber eher den Anschein als wäre sie ein gebrochener und trauriger Vogel.
"Ich bin vor fünf Jahren in dieses Land gekommen Nina. Ich wollte immer Musik studieren aber meinen Eltern fehlte das Geld" tief in Gedanken erzählte sie "ich bin auf dem Land aufgewachsen und konnte in der Dorfschule nur Violine spielen, Zuhause übte ich auf der sehr alten von meinem Grossvater. Ich bekam Stipendien für die Musikschule in Belgrad und danach wurde mir der Job in der Musikschule hier vermittelt. In Belgrad hatte ich immer Angst vor allem und jedem, ich war ein typisches Dorfkind. Dann kam ich hierher, hatte eine wundervolle Arbeit und dachte es könnte nur besser werden." Sie räusperte sich und schluckte hart "mit 21 war ich absolut naiv und unerfahren, hatte keine Ahnung von Männern. Vielleicht hätte ich es kommen sehen, wenn ich nicht so blind gewesen wäre..." sie sah in die Ferne und seufzte tief "ich liess mich von seinem Aussehen und der charmanten Art einnehmen, ging mit ihm einige Male aus. Er war der strahlende Prinz für mich! Ich war so dämlich! Es war der 18 November als ich in sein Auto stieg und bemerkte, dass er irgendwie anders war. Nach dem Abendessen wollte ich nach Hause, ich fühlte mich unwohl und hätte einfach aus dem Restaurant gehen sollen." Eine Träne verliess ihre schöne Augen und hastig wischte sie sie weg. "Ich liess mich aber zu einer Party überreden, dort waren viele seiner Freunde. Alle aus der Ukraine und ein paar Deutsche. Als ich dann ins Bad verschwand und einen Weg suchte um zu verschwinden, folgte er mir. Begrapschte mich und ich schrie! Seine Faust in meinem Gesicht liess mich doppelt sehen und er...vergewaltigte mich im diesem ekligen Badezimmer. An diesem Abend wurde ich unter brutalen Schmerzen entjungfert und meine Tochter wurde gezeugt." Mit zittrigen Hände zündete sie sich eine Zigarette an umd räusperte sich. "Er liess mich einfach dort liegen, grinste widerlich als er ging. Irgendwann kam eine Frau herein und sah mich erschrocken an. Sie half mir auf die Beine und brachte mich ins Krankenhaus. Dann kam die Polizei, die Fragen...ich fühlte mich schuldig an dem Ganzen und wollte nur sterben. Er hatte mir die Nase gebrochen und ein Zahn war abgebrochen aber nichts davon spürte ich, ich fühlte mich nur so dreckig!
Nach acht Wochen war der Aids Test negativ aber der Schwangerschaftstest positiv und ich wollte abtreiben aber als ich das winzige Ding auf dem Ultraschall sah, konnte ich nicht! Es konnte nichts dafür und deshalb behielt ich mein Baby und habe jetzt diese süsse Tochter. Ihr Erzeuger wurde nicht belangt, Diplomaten Sohn!" sagte sie angewidert "seit dem halte ich mich von allen Menschen fern und ich habe eine furchtbare Angst vor Männern! Du bist die Erste, die es erfahren hat." Sie sah mich wieder an mit diesen traurigen Augen und ich wischte mir die Tränen weg.
So etwas hatte ich vermutet, auch Sergej hatte solche Gedanken gehabt.
"Ich habe fast zwei Jahre gebraucht um nicht zu schreien wenn dein Sergej oder Lazar auftauchten, bis ich kapierte dass es nicht solche Männer sind."
Sie umarmte sich selbst und atmete tief ein.
"Das habe ich schon vermutet Sonja. Ich werde niemandem etwas sagen, das verspreche ich dir! Es tut mir so leid" flüsterte ich und bewunderte sie für ihre Stärke und ihren Mut.
Ich musste auch mutiger werden. Ich musste mit ihm reden und ihm alles sagen.




My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt