1 Kapitel

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Da stand ich also und vor mir lag ein ziemlich verschrumpelter Penis, in dem ein Katheterschlauch steckte. Manche würden sagen das sei eklig aber für mich war das normal. Es war mein Alltag in meinem zukünftigen Beruf.
Ich war fast mit dem ersten Jahr meiner Ausbildung zur Krankenschwester fertig, kaum zu glauben eigentlich. Wieso dieser Beruf?
Keine Ahnung. Es erschien mir richtig. Naja, ich wusste warum ich diesen Beruf gewählt hatte aber daran wollte ich jetzt nicht denken. Es passte zu mir, da ich schon immer einen Helferkompleks hatte und mich die Verletzten, Traurigen und Ausgestoßenen magisch anzogen.
Vielleicht lag es aber auch an meiner Mutter die keinerlei Empathie besass, mich gerne geschlagen hatte bis ich blutig war und ihren ganzen Frust und Hass an mir ausgelassen hatte.
Möglich war alles.
Was aber ganz klar ausschlaggebend gewesen war, war die Distanz!
120km weg von dieser Frau aber leider auch weit weg von meinem Vater.
Lächelnd dachte ich an das laute Lachen meines Vaters und seinen schelmischen Blick, als ich plötzlich die Stimme meiner Freundin Tamara hörte.
" Erde an Ninaaaa! Hörst du mir zu? Wo bist du nur immer deinem Gehirn?"
"Sorry Tami, war in Gedanken. Was gibts?"
Während Tamara die Pflegeprodukte verräumte, plapperte sie einfch weiter "glaubst du wenn wir Sex haben, dass wir dann mit der Zeit an alte Penisse und Vaginas denken?"
Leicht irritiert sah ich sie an, zog meine linke Augenbraue nach Oben und musste dann lachen. Wie kam sie nur auf solche Fragen?
"Du, meine Schöne, bist hier die Erfahrene, also sag du mir ob du an sowas denkst? Ich kann mir Sex nicht mal vorstellen" lachte ich und war froh so einen Knallkopf als Freundin zu haben.
Tamara war der Inbegriff von Sexy.
Sie war 1.75m gross, hatte lange dunkle Haare, blaue Augen und eine wunderschöne Haut. Wie Karamell, sie war immer braun und das machte mich manchmal neidisch.
Tamara war immer gestylt, sie hatte ein schönes B- Körbchen und tolle lange Beine.
Neben ihr sah ich aus wie ein Gespenst.
1.63, weiss wie der Schnee, dunkelblonde Haare, eine zu grosse Brust für meine Grösse und im Sommer hatte ich immer
Sommersprossen auf der Nase.
Allerdings musste ich zugeben, dass mir mein Gesicht manchmal gefiel. Ich habe schöne, lange Augenbrauen, grüne Augen, sehr volle Lippen und eine ganz kleine Nase.
Ja mein Gesicht und meine Haare mochte ich eigentlich, nur wäre ich gerne etwas grösser gewesen.
Aber man kann ja nicht alles haben.
Viele sagten sie hätten gerne meine Kurven aber das verstand ich auch nicht. Andauernd gafften mir Jungs auf die Brust oder auf den Hintern. Das war mir unangenehm aber ich glaube, das lag nur an mir.
Ich konnte einfach nichts mit Jungs anfangen und wollte es auch nicht.
Jungs in meinem Alter waren einfach dämlich, kindisch und unfähig ein normales Gespräch zu führen.
Lesbisch war ich auch nicht.
Ich war eben seltsam und lebte oft in meinen Gedanken und führte die besten Gespräche mit mir selbst. Tamara fand mich auch komisch und mein Schweigen ging ihr öfter mal auf die Nerven. Das konnte ich ihr nicht übel nehmen, manchmal ertrug ich mich selbst ja nicht.
Aber zurück zu Tamara.
"Bis jetzt noch nicht, nein keine alten Penisse aber ich hatte auch nur eine Beziehung" sagte sie achselzuckend.
"Tami, du weisst wie sehr ich dich liebe oder? Also, falls du irgendwann während dem Sex, alte Penisse und Vaginas siehst, dann sag es mir. Ich schleppe dich sofort zum Psychologen!"
Tamara lachte und schaute auf die Uhr und sagte wir hätten gleich Pause.
Das hiess für mich endlich eine Zigarette und einen Cappuccino. Vielleicht konnte ich ja auch ein paar Seiten in meinem Buch lesen. Manchmal war das Leben toll, man musste sich nur über die kleinen Dinge freuen.





Draussen schien die Sonne, es war recht warm für Anfang März. Leider konnte ich nicht in meinem Buch lesen, Tami liess mich nicht.
Ich zog genüsslich an meiner Zigarette und nippte an meinem Cappuccino. Tami trank ihren Tee, rauchte und winkte dann Ahmed zu.
Ich verzog das Gesicht, ich mochte ihn nicht besonders. Ich mochte es nicht wie er mich ansah.
"Er ist echt süss Nina, sei kein Frosch!"
"Tami, Welpen sind süss. Was findest du nur an dem?"
Sie lachte und meinte, er würde mich die ganze Zeit anstarren und ich soll ihm doch eine Chance geben, so übel wäre er gar nicht. Ausserdem sei er schon 18.
Toll, ein 18 Jähriger, schwanzgesteuerter, selbstverliebter Depp, dachte ich seufzend. Ich behielt das aber für mich, denn Tamara verquatschte sich gerne mal und teilte meine Meinung nicht in Bezug auf Ahmed.
Ahmed setzte sich zu uns und strahlte uns an. Sogar sein Lächeln nervte mich musste ich zugeben.
"Meine Hübschen, ich hab jetzt mein Auto!" sagte er prahlend.
Aha, er hatte ein Auto.
Mir doch egal, aber ich lächelte leicht.
Tami fragte gleich Welches.
"Einen BMW, tolles Auto, schnell und die Bräute stehen drauf."
Aha... ich sagte wieder nichts und schaute auf meine Zigarette.
Er faselte etwas von Felgen und Farbe.
Was war denn an Autos interessant? Wieso musste es ein BMW sein? Wieso fuhren Frauen darauf ab?
Als er bei der teuren Vollkasko Versicherung ankam, bekam ich langsam Kopfschmerzen.
"Hast du ihn dir gekauft Ahmed?" fragte ich ruhig.
Er stutze und sah mich überrascht an.  "Nein, mein Vater."
"Ach so."
Tami sah mich komisch von der Seite an aber sie schwieg. Ahmed hingegen beugte sich zu mir und grinste.
"Wieso fragst du mich das?"
"Nur so Ahmed. Zahlt dein Vater auch die Verischerung und die Reifen und den ganzen Service?"
"Ja klar, alles. Ich bin sein Sohn" verkündete er stolz. Er grinste über das ganze Gesicht.
Ich schaute ihn an, zog  noch mal an meiner Zigarette und konnte dann meinen Mund nicht halten.
"Und darauf bist du stolz? Auf etwas, dass du weder bezahlst noch dass dir richtig gehört?"
Da spürte ich auch schon einen heftigen Tritt gegen mein Schienbein von Tami, sie funkelte mich böse an und knirschte auch mit den Zähnen.
Ahmed sah mich verdattert an und wusste nicht was er sagen sollte, er hatte etwas von einem Goldfisch im Aquarium.
Ich würde bestimmt einen blauen Fleck bekommen, dachte ich. Tami's Tritt tat ganz schön weh.
Ich drückte meine Zigarette aus, wünschte Ahmed einen schönen Morgen und ging dann einfach.
Genau das passierte dauernd. Ich konnte mich bei diesen selbstverliebten Idioten einfach nicht zurückhalten. Ich konnte einfach nicht die Klappe halten obwohl ich es echt versuchte. Ich gab mir wirklich Mühe aber mein Mund verselbständigte sich bei solchen Typen. Mit mir stimmte doch etwas nicht.
Tami zog mich an der Hand und ich drehte mich zu ihr um.
"Du bist echt unmöglich Nina! Der arme Kerl sitzt noch immer da, wie vor den Kopf gestossen und fühlt sich elend."
"Ich weiss, tut mir leid."
"Tut es nicht" grinste sie böse.
"Stimmt, tut es nicht. Tami, denkst du echt mich kann man mit Autos beeindrucken? Noch dazu mit einem Auto, welches er nicht mal selbst gekauft hat. Ja, ja ich weiss ich bin eine Idiotin aber Tami, man sollte nur auf das stolz sein, was man auch selbst erreicht und gekauft hat und nicht was der Papa geleast hat. Worauf ist er denn stolz? Auf die teure Autoversicherung?"
Sie schaute ganz nachdenklich zu mir runter und lächelte leicht. "Manchmal Nina, da glaube ich nicht, dass du in ein paar Wochen 17 wirst. Du redest wie eine alte Schachtel!" Darüber musste ich nun lächeln, es stimmte ja auch.  "Danke Tami, das ist ein tolles Kompliment aber sag niemandem wann ich Geburtstag habe."
Sie wusste, dass ich nicht gerne feierte aber sie verstand es nicht. Musste sie auch nicht, ich verstand es ja manchmal auch nicht.
Manchmal wünschte ich mir, nie geboren worden zu sein aber Wünsche gingen nicht in Erfüllung.
Das wusste ich sehr gut, vom Wünschen hatte man rein gar Nichts.
Tami schubste mich und riss mich aus meinen Gedanken
"Vergiss nicht Nina, am Samstag ist Club Night. Du hast es versprochen also zieh nicht gleich so ein Gesicht!" schimpfte sie sofort und blickte mich streng an.
Scheisse!
Vielleicht würde mich ja ein Blitz treffen und ich müsste nicht mitgehen. Bitte lieber Gott lass einen Blitz auf mich prallen oder lass mich verdorbenen Fisch essen, betete ich. Wieso nur hatte ich es ihr versprochen? Sie liebte diesen Club, war schon zwei Mal dort gewesen, aber ich war nicht so der Partylöwe. Ich war einfach langweilig und zufrieden damit.
"Ich werde dich dort hin schleifen, auch im Pyjama wenn es sein muss Nina. Das meine ich ernst, du wirst mitkommen" sagte sie düster und blickte weiter streng auf mich runter.
Wieso zum Teufel wollte sie nur um jeden Preis dass ich mitkam? Sie war richtig versessen darauf, mich mitzuschleppen. Fragen konnte ich sie aber nicht mehr, denn sie rauschte schon ab und auch ich musste zurück an meine Arbeit.

My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt