Kapitel 24

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Ich las den Brief von der Rechnungsabteilung nun schon zum dritten Mal und wurde dezent sauer!
Nach längerer Zeit hatte ich mal wieder meine Post geholt und bereute es sofort.
Ich sah zu Lazar rüber, der mich mit seinem Hundeblick ansah. Als würde ich ihm den abkaufen!
Ich legte meinen Kopf schräg, hob meine Augenbrauen und sah ihn auffordernd an.
Doch er grinste nur und schüttelte seinen Kopf. Grrr, das nervte!
Er würde mir keine Antworten liefern.
"Lazar hast du heute Abend schon was vor?" fragte ich ihn und überraschte ihn damit.
"Nein Kleines, ich bin dein Babysitter" zog er mich auf. Ich verdrehte nur meine Augen und grinste ihn dann an.
"Dann mein Freund, hast du jetzt was vor" säuselte ich ihm zu.
"Und was wäre das?" fragte er neugierig.
"Du gehst mit mir in den Club!"
sagte ich bestimmend und ging in den Garten.
"Äh, Kleines das ist keine gute Idee. Er hat sehr viel zu tun" erwiderte Lazar.
Sehr viel zu tun? Das wusste ich, ich sah Sergej die letzten drei Wochen kaum.
Bald würde die Hochzeit stattfinden und jeder bereitete sich darauf vor. Nur kapierte ich nicht, wieso Sergej dauernd weg war.
Ausserdem hatte ich mehrmals das Wort Lager und Gäste gehört aber ich fragte nicht. Ich wollte es nicht wissen.
Neugierig war ich zwischendurch schon, doch ich hielt meinen Mund. Mir war absolut klar, dass viele seiner Geschäfte illegal waren aber solange ich nichts wusste, könnte ich ihn auch nie belasten. Wahrscheinlich war das dämlich aber solange ich nichts wusste, konnte ich ihm auch nicht schaden. Und nur das war mir wichtig, nur er und Lazar waren mir wichtig.
Unsere Beziehung hatte sich geändert, ob in eine gute Richtung konnte ich nicht sagen.
Auch da schaltete ich mein Hirn ab und ignorierte meine nervige Stimme.
Sergej war davon besessen, mich zu beschützen. Mir sollte nichts geschehen und das war auch süss, nur wurde ich langsam aber sicher eine Gefangene in diesem wunderschönen Haus. Ich ging nirgends hin, ausser um meine Post zu holen und um mein Personalzimmer zu putzen. Ich verbrachte die Tage in Lazar's Bibliothek, im Garten oder im Pool. Alles wurde mir besorgt, auch neue Kleidung, Schuhe, Zigaretten. Verdammt, sogar Tampons hatte Lazar besorgt!
Nichts tat ich alleine, nichts kaufte ich alleine. Ich war immer im Haus, ich schlief bei Sergej, ich unterhielt mich mit Lazar und Ana aber sonst war ich isoliert.
Die Zeit mit Lazar zu verbringen störte mich allerdings nicht. Er las mit mir zusammen Bücher, trug mich ins Bett wenn ich mal wieder, auf Sergej wartend, eingeschlafen war und er war ein wundervoller Gesprächspartner. Seine Nähe tat mir sehr gut.
Mein Vater konnte mich nicht oft besuchen, er musste arbeiten. Mit Erica telefonierte ich oft aber sonst war ich von allen Menschen abgeschottet und das beunruhigte mich langsam.
Sergej war in den letzten 3 Wochen so beschäftigt, dass wir uns nur Morgens oder spät in der Nacht sahen. Und das auch nur sehr kurz. Er wirkte auch angespannt, gereizt und hatte immer diesen kalten Blick drauf.
Zwischendurch machte er mir Angst, denn er sah sehr wütend aus. Aber auch da hielt ich den Mund. Lazar machte sich genug Sorgen um mich, ich wollte ihn nicht auch noch damit belasten.
"Kleines hörst du mich?"
"Was?" Verwirrt sah ich Lazar an, ich war gar nicht richtig anwesend.
"Es ist momentan etwas hektisch aber nächste Woche fliegen wir zur Hochzeit. Danach hat er eine Überraschung für dich geplant." Lazar wollte mich wohl aufmuntern aber es klappte nicht.
Ich nickte nur und stopfte meine Post in meinen Rucksack.
"Willst du denn gar nicht wissen, was er so plant?" flüsterte Lazar verschwörerisch und grinste. Ich musste ihn einfach anlächeln, er war immer so lieb zu mir. Ich drückte kurz seine Hand und sah ihm offen in die Augen.
Ich sah ihn so gerne an.
"Wann, mein Freund, wollte ich etwas wissen?" antwortete ich ihm ernst. Seine Gesichtszüge entglitten ihm kurz, doch er fing sich schnell wieder.
"Kleines, ich will dich nicht unglücklich sehen. Wenn du Fragen hast, dann frag ihn. Das steht dir zu. Ich weiss allerdings nicht, wie viele Antworten du bekommen wirst." Er drückte fest meine Hand und sah mich ernst an.
"Es ist besser wenn ich nichts weiss, mein Freund. Ich wäre eine Gefahr" murmelte ich und sah abwesend in den Garten. Erstaunlich wie saftig grün der Rasen war.
Wieso wollte Sergej nur keine Blumensträucher oder Blumen hier?
"Eine Gefahr?" wiederholte Lazar und ich konzentriete mich wieder auf ihn und seine schönen, gütigen Augen.
"Ja, eine Gefahr für ihn und auch für dich. Wenn ich zu viele Informationen hätte und gewisse Ämter dann Fragen stellen würden, dann wäre ich eine Gefahr für euch. Und das will ich nicht sein, ich will euch mit nichts belasten können. Verstehst du? Ich will euch schützen" flüsterte ich Lazar zu.
"Daran denkst du?" fragte er verblüfft.
"Es kann immer etwas schief gehen Lazar und nur durch meine Unwissenheit kann ich euch schützen. Ausserdem habe ich auch Angst." Das letzte was ich sagte, war kaum zu hören.
"Angst, dass etwas schief geht?"
Lazar hatte sehr gute Ohren.
"Nein aber wenn ich zu viel wüsste und eines Tages dann etwas schief geht... dann müsste die Gefahr beseitigt werden. Ich fände es furchtbar, wenn du mich töten müsstest mein Freund. Das würde dich vielleicht brechen. Er könnte es nicht und wer müsste es tun? Du, mein Schöner" sagte ich meinem besten Freund mit zittriger Stimme. Lazar sah mich nur erschüttert an.
Er schluckte und blinzelte entgeistert.
"Nina, ich habe mich Selbstständig gemacht. Ich und meine Leute sind für die Sicherheit verantwortlich, nichts mehr! Und Sergej, er würde niemals so etwas verlangen Nina" sagte er streng. Würde er nicht? Vielleicht.
"Er nicht, nein. Aber sein Onkel schon. Wenn er mich als potentielle Gefahr ansehen würde, dann wäre mein Leben dahin. Das ist mir schon lange bewusst Lazar, damit komme ich klar. Deshalb ist es besser, wenn alle denken ich wäre nur ein dummes und naives Blondchen, welches Sergej gerne in seinem Bett hat und die keine Ahnung hat. So seid ihr geschützt und sein Onkel hat auch kein Interesse an mir. Ich weiss was du jetzt machst Lazar aber er hat dich doch in der Hand, er kann dich erpressen und du müsstest es tun." Ich seufzte und zündete mir eine Zigarette an.
Ich wollte ein paar Schritte laufen, es war so schön warm.
Lazar kam mir natürlich nach, er würde mich nicht alleine lassen, nicht mal hier.
Als wir bei den Bäumen waren, griff er an meine Schulter. Fragend sah ich in seine schönen Augen.
"Dann wäre es dir egal ob du stirbst? Du hast dich damit abgefunden, dass es passieren könnte? Du hast nur Angst, dass ich es nicht ertragen könnte oder Sergej daran zerbricht?" Atemlos fragte er mich das.
"Ja." Ich antwortete ihm ehrlich, ohne meinen Blick abzuwenden.
Er sah geschockt und gleichzeitig wütend aus, er ballte die Fäuste und atmete heftig.
"Dann wäre es dir egal, wenn ich dich töten müsste? Du hättest keine Angst oder würdest mich hassen?" er schrie mir förmlich ins Gesicht, er war ausser sich. Lazar war sonst immer sehr beherrscht und schrie nie, meine Worte hatten ihn anscheinend schwer getroffen.
Ich nahm zärtlich seine Hand in meine Hände und lächelte ihn an.
"Lieber Lazar, du hättest keine Wahl und ich könnte dich nie hassen. Ich habe dich doch so lieb! Du bist der wunderbarste Mann auf Erden. Ausserdem würdest du mich nicht quälen. Du würdest es schnell, schmerzlos und effizient machen. Denn so bist du.
Sei Gewiss, dass ich dich nie hassen könnte und sollte es tatsächlich so weit kommen, dann pass sehr gut auf Sergej auf. Er soll nicht daran zebrechen." Ich drückte seine Hand und ging langsam auf das Haus zu.
Lazar blickte mir geschockt nach, ich spürte seinen stehenden Blick in meinem Nacken.
"Es wäre nicht schlimm wenn du durch meine Hand dein Leben verlierst?" schrie er mir nach und kam zornig auf mich zu.
Ich musste ihn einfach umarmen, er tat mir so leid. Er sollte sich nicht so aufregen.
"Es würde mir nichts ausmachen Lazo. Es ist doch nicht schlimm, durch die Hand eines geliebten Menschen zu sterben" flüsterte ich an seine Brust gedrückt. Ich hauchte einen Kuss auf seine Herzhöhe und eilte dann in die Bibliothek. Ich hatte zu viele meiner Gedanken verraten und wollte ihm nicht noch mehr zusetzen.
Ich hatte ihn genug geschockt und das war nicht fair. Er verdiente das nicht, er sollte sich nicht Sorgen um mich Idiotin machen.
Sergej...naja, er würde sich nach einer Weile wieder einkriegen. Er würde vielleicht die halbe Stadt nach meinem Tod zerstören aber er würde sich wieder einkriegen. Doch Lazar...nein, mein Lazar würde sich das nicht verzeihen können. Müsste er mich töten, dann würde seine Seele sterben. So war er, er würde nicht damit leben können.





My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt