Kapitel 60

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Die frostige Stimmung zwischen den Beiden hielt weiterhin an und das war ermüdend.
Die zwei Kleinen aber waren richtige Engel!
Sie blieben Stundenlang bei mir im Bett und wir sahen uns die schönsten Disney Filme an.
König der Löwen mochten sie sehr und die Schöne und das Biest.
Sie malten oder zeichneten auf dem Boden oder spielten zusammen.
Sergej beschäftigte die Zwei pausenlos.
Er schrieb ihnen Zahlen auf, die sie nachfahren konnten, einzelne Buchstaben und er las ihnen unermüdlich Geschichten vor.
Wenn Lazar kam, verschwand er und nervte mich damit.
Lazar und ich sahen uns dann mit den Jungs Arielle an.
Das war mein liebster Trickfilm.
So ging das die ersten Zwei Tage und bevor der Arzt kam, klopfte Lazar und trat ein.
Ich hatte ihn darum gebeten.
Sergej beachtete ihn nicht, er nahm die Jungs auf die Arme und ging raus.
Lazar seufzte traurig und sah sehr müde aus.
"Lazar, ihr müsst das regeln" fing ich ohne Umschweife an.
"Ich weiss Kleines" seufzte er wieder "ich habe keine Sekunde nachgedacht. Das war mein Fehler als ich das ganze Blut sah. Es tut mir so leid Kleines! Auch das mit Jelena. Er hatte recht. Sie war eigentlich nur mein Brutkasten und mir tat das leid am Schluss. Aber der Umstand dass sie gestorben ist, das nahm mich nicht richtig mit. Ich fühlte mich nur schuldig, dass ich sie für ein Kind wollte" sagte er mit zittriger Stimme "du hast das geahnt oder Kleines?" fragte er schuldbewusst.
"Ja ich habe es nach ein paar Monaten vermutet" antwortete ich ehrlich.
"Und du verurteilst mich nicht deswegen?" fragte er leise und beschämt.
"Lazar wann hast du mich je für etwas verurteilt? Nie hast du das mein Pit Bull. Woher soll ich denn das Recht nehmen und dich verurteilen? Ich kann es sogar irgendwie verstehen Lazar. Fühl dich nicht schuldig, du bist wundervoll" sagte ich wieder ehrlich und umarmte ihn.
"Danke Kleines" sagte er mit zittriger Stimme "auch das mit dir tut mir sehr leid. Ich habe einfach den übertriebenen Drang dich zu beschützen. Es ist wie bei Nikola und Stefan, sie will ich auch andauernd beschützen. Da habe ich nicht nachgedacht" wieder seufzte er traurig und raufte sich die Haare.
"Das weiss ich doch mein Schöner. Wir haben fast drei Jahre in dieser Einöde verbracht, das hinterlässt Spuren. Du hast doch nichts Falsches getan, du hast nur ein Mal im Leben nicht nachgedacht. Fühl dich nicht schuldig. Mir geht es gut." Ich hasste es ihn so traurig zu sehen, es tat mir in der Seele weh. "Sag mal Lazar, warst du beim Zahnarzt?" fragte ich neugierig.
Da musste er lachen "Nein Kleines, das war ein Backenzahn und Sergej schlägt Zähne besser aus als viele Zahnärzte sie ziehen" lachte er "sobald du wieder fit bist, werde ich zum Zahnarzt gehen, mach dir keine Sorgen" sagte er und gab mir einen Kuss auf die Schläfe.
"Ich liebe dich Lazar, Danke für alles" sagte ich ehrlich und umarmte ihn.
"Ich liebe dich auch Kleines."
"Leg dich zu mir, du siehst furchtbar müde aus" bat ich ihn.
Er legte sich lächelnd zu mir und wir redeten lange.
Er versprach auch heute noch zum Zahnarzt zu gehen.
Lazar war ein guter Gesprächspartner und konnte gut zuhören. Ich vermisste die langen Gespräche mit ihm. Seit wir aus Kanada zurück waren, hatten wir nicht so miteinander geredet.
Fast schliefen wir, so nebeneinander, umarmt ein.
"Mein Gott Lazar! Hör auf zu schleimen und lass meine Frau atmen. Sie kriegt ja keine Luft wegen deiner Pfoten! Reicht es nicht, dass du bei ihr im Bett liegst? Musst du sie auch noch befummeln?" hörten wir Sergej's Stimme und als wir zu ihm sahen, grinste er.
"Ich habe uns leckere Böreks gebracht und dazu Trinkjoghurt. Hier nimm" sagte er zu Lazar "du musst vorsichtig kauen mein Bruder, du weisst ja, dir fehlt ein Zahn!" spottete Sergej fröhlich.
Etwas irritiert sahen Lazar und ich ihn an aber dann biss ich in den leckeren, heissen und fettigen Teig mit Fleisch.
"Hast du Drogen genommen Sergej?" fragte Lazar misstrauisch und sah kurz zu mir und dann wieder zurück.
"Noch nicht aber das kann noch werden!" schnaufte er belustigt.
"Du bist nicht mehr sauer?" Lazar verzog das Gesicht als er auf die falsche Stelle biss.
"Nein bin ich nicht. Jeder hat mal Aussetzer Bruder. Du solltest allerdings den Zahnarzt holen, dein Unterkiefer schwillt an."
Das hiess also auf Männersprache Vergeben und Vergessen.
Interessant!
Und ziemlich schnell ging das ja auch, hätte gedacht das dauert länger.
"Ich bin mir nicht sicher aber ich glaube du hast mir auch den Kiefer angeknackst. Ich werde lieber zu ihm gehen, brauche wohl eine Röntgenaufnahme" murmelte Lazar und trank nur den Joghurt.
Männer waren echt faszinierende Wesen.
"Ich verlasse euch und nehme die Jungs mit zum Zahnarzt. Der Arzt wird in 15 Minuten da sein Kleines. Hab dich lieb!" sagte er und küsste meine rechte Augenbraue.
"Ich dich auch!" rief ich ihm nach und begegnete dann Sergej's belustigtem Blick.
"Was ist? Wieso siehst du mich so an?" Sergej sah mich amüsiert lächelnd an und hob eine Augenbraue.
"Du bist sehr schlau mein Engel."
"Meistens ja" gab ich ungerührt von mir.
"Hast du Stefan überredet das Babyphone anzuschalten damit ich euer Gespräch höre?" fragte er vergnügt.
"Ich musste ihn nicht überreden, nur höflich bitten es eingeschlatet ins Nebenzimmer zu bringen. Da du mich wie ein Bluthund bewachst, war mir klar dass du gleich nebenan sein wirst. Ich habe beide Teile eingeschaltet und Stefan hat es rüber gebracht" erzählte ich ehrlich.
"Das hat gut geklappt, gratuliere!" meinte er imponiert.
Ich musste zugeben ich war etwas stolz auf mich.
Sonst wäre das noch einen Monat so gegangen!
"Du hattest recht. Lazar hat uns nie für etwas verurteilt und er will dich beschützen. Er ist ein Mensch und macht auch Fehler. Zwar äusserst selten aber auch er macht sie" murmelte Sergej kauend.
"Natürlich habe ich recht. Er ist das für dich, was Stefan für Nikola ist. Das sollte nicht wegen so einer Lapalie brechen."
Ich war satt und wollte mir die Hände waschen.
"Ich trage dich. Was nennst du hier bitte eine Lapalie? Du wärst fast verblutet!" knurrte er.
"Die Betonung liegt auf FAST mein Lieber! Und jetzt geh raus. Ich muss aufs Klo und will dich nicht dabei haben. Etwas Würde erbitte ich mir."
Wobei man nicht unbedingt von Würde reden konnte, denn ich sass schon auf der Toilette vor ihm.
Er verdrehte die Augen und ging raus.
"Du hast fünf Minuten, dann komme ich rein!"
"Wie im Knast" murmelte ich.
Ich entleerte meine Blase, wusch mich vorsichtig Unten und dann noch die Hände als er auch schon die Tür aufmachte.
Eigentlich war ich froh, dass er mich trug. Jedes Mal wenn ich ein paar Schritte ging, hatte ich das Gefühl, meine Gebärmutter würde rausflutschen!
Wie vereinbart kam der Arzt pünktlich und mit einem breitem Grinsen.
Natürlich ging Sergej nicht hinaus aber damit hatten wir gerechnet.
"Keine Blutungen mehr gehabt?" fragte er als er mich abtastete.
"Nein. Es fühlt sich nur sehr unangenehm an wenn ich stehe oder ein paar Schritte gehe" erklärte ich ehrlich.
"Das wird noch eine Woche so bleiben. Wenn sich die Fäden aufgelöst haben, sollte es wieder besser gehen. Sie allerdings haben genau zwei Wochen Bettruhe!" mahnte er mich.
Das dachte ich mir schon.
"Doktor, haben sie über mein Angebot nachgedacht?" fragte mein Ehemann in Spe.
"Das habe ich und ich habe es mit meinem Partner besprochen. Das geht in Ordnung. Wir wollen ja nicht, dass die Haibisse tödlich enden. Nicht wahr Fr.Cvetković?" Er amüsierte sich köstlich.
"Wissen sie Doktor, nennen sie mich doch einfach Nina. Immerhin verbringen wir die Flitterwochen zusammen" und er hatte seine Finger in mir gehabt.
"Ha! Ich mag dich Nina, du bist lustig" schmunzelte der Arzt und drückte meine Hand.
"Sergej vielleicht solltest du ihn gleich Vollzeit einstellen, falls du mal wieder das Haus zertrümmerst" grübelte ich laut und die Zwei lachten.
Doch ich meinte das ernst!
Bei uns Psychos wusste man ja nie...
"Das ist gar keine schlechte Idee mein Engel." Daraufhin verstummte der Arzt und sah uns verwirrt an.
"Das ist eine lange Geschichte Doc! Aber sie haben ja Ärztliche Schweigepflicht, also werden sie die Geschichte hören" verkündete Sergej.
Nur klang das bei ihm wie eine Drohung!
"Doc, wann fahren wir denn in die Flitterwochen?" fragte ich süss.
Er grinste mich breit an "Ende April. Sicher ist sicher, sonst drückt er das nächste Mal ab!" grollte der Arzt düster und ich kicherte leise.
"Ich wusste doch, dass sie ein schlauer Mann sind!" sagte Sergej anerkennend und grinste fies.
Psycho halt!





My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt