Kapitel 51

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"Ist das nicht etwas doof, wenn ich das Shirt ausziehe, während ich meinem Kleinen das Fläschchen gebe?"
Lazar runzelte die Stirn.
Er sah sehr müde aus, der kleine Nikola weinte viel in der Nacht.
Deshalb hatte ich mir etwas überlegt und versuchte nun Lazar davon zu überzeugen.
"Wieso denn? Frauen tun das auch wenn sie stillen. Also, seinen kleinen Arm... genau und jetzt nimm ihn zu dir und jetzt das Fläschchen. Super!"sagte ich leise.
Der Kleine entspannte sich und drückte sein Näschen gegen Lazar's Haut.
Ich wusste es!
Er brauchte den Geruch und die Nähe.
"Er trinkt, Danke Kleines" murmelte Lazar und sah seinen Sohn so liebevoll an, dass mir die Tränen kamen.
Er gab echt alles! Er hatte seit einer Woche nicht geschlafen und zusammen kümmerten wir uns um die Farm. Nur musste er eine Bindung zu seinem Sohn aufbauen, der Kleine hatte ja keine Mama und seine Grossmutter wollte ihn nicht sehen.
Als könnte der kleine Nikola etwas für das, was geschehen war!
"Lazar schläft er bei dir?" fragte ich leise und hörte den süssen Geräuschen zu, die Nikola machte.
"Im Bettchen bei mir im Zimmer. Wieso?"
"Ich will dir nicht reinreden aber nimm ihn doch einfach zu dir. Habe ich das erste halbe Jahr auch gemacht. Jetzt schläft Stefan in seinem Bettchen mit leiser Musik. Vielleicht schlaft ihr dann Beide besser."
Ich hoffte es, denn er sah sehr müde aus. Dann die ganzen Aufgaben, die ihn schlauchten.
Ich machte beide Haushalte, kochte und versorgte die Kleinen aber Lazar war die ganze Nacht wach und arbeitete den ganzen Tag. Falls mir etwas passierte, musste er das mit den Kindern auch können.
Deshalb bekam er jetzt etwas Unterricht von mir.
"Du hast vielleicht recht. Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass ich bis Drei bei ihr geschlafen habe" meinte er nachdenklich.
"Ist doch schön. Stefan hat etwas mehr als ein halbes Jahr bei mir geschlafen. Ich wollte länger aber der Herr wurde etwas zu zappelig und als ich ihn in sein Bettchen legte, schlief er gleich. Das Bettchen steht neben meinem Bett."  Er nickte, er erinnerte sich.
"Ich könnte mir vorstellen, dass dein Kleiner einfach die Nähe braucht. Jeder braucht doch Nähe und du auch Lazar. Das wird dir gut tun. Es ist dein Sohn, daran ist nichts komisch" sagte ich leise und sanft.
"Ich probiere alles, er tut mir so leid Nina. Er hat keine Mutter und ich bin vielleicht ein schlechter Ersatz" murmelte er traurig.
"Denk nie wieder so! Sieh doch, wie viel Mühe du dir gibst und schau, sobald du dich entspannt hast, hat er es auch."
Lazar lächelte leicht und nickte.
"Also, es ist jetzt 22:00 Uhr. Ich habe dir hier eine Flasche mit kaltem, abgekochtem Wasser. Und hier in der Thermoskanne ist heisses, gekochtes Wasser. Ich habe dir in drei Fläschchen schon Pulver rein getan. Misch es einfach bis es warm genug ist. So musst du nicht in die Küche, hast alles bei dir und bist schnell mit dem Fläschchen. So kommt ihr vielleicht zu mehr Schlaf."
Lazar fand die Idee gut, wollte alles probieren.
"Wir lassen euch jetzt allein. Morgen früh versorge ich die Tiere und du schläfst solange Nikola schläft, okay? Ach, Stefan hat es geliebt auf mir zu schlafen und zu Musik schläft er jetzt noch. Hier, Mozart für den CD Player, einfach nicht zu laut." Ich küsste Nikola auf sein schönes Köpfchen und Lazar auf die Schläfe "Schlaft gut" dann ging ich mit meinem Stefan in unser kleines Reich.
Ich stillte ihn und dabei schlief er auch ein.
Dann drückte ich auf Play und Rachmaninov's Kompositionen klangen leise durch den Raum.
Ich ging noch auf die Terrasse und atmete die warme Luft ein. Hier war es selten sehr warm, wie ich gelesen hatte. Aber ich liebte die Wärme gerade und dachte an Griechenland, an die Malediven, an das Meer. Ich hatte Sergej länger als ein Jahr nicht mehr gesehen. Lazar hatte gehofft, dass es mit der Zeit nachlassen würde. Aus den Augen aus dem Sinn, hatte er gehofft .
Doch es hörte nicht auf, es wurde schlimmer.
Es kam mir vor , als wäre ich ein Junkie mit Entzugserscheinungen.
Ich hatte so realistische Träume, dass ich weinend aufwachte und dann zitterte.
Doch ich erzählte Lazar nichts, er hatte genug eigene Probleme.
Deshalb sass ich oft alleine Abends im Wohnzimmer oder hier draussen und erlaubte mir die Erinnerungen an ihn.
Was er wohl tat? Wie es ihm ging? Suchte er mich oder hasste er mich?
Ich wollte nur, dass es ihm gut geht, auch wenn er mich hasste.
Ob ich ihn je wiedersehen würde?
Ich hoffte er würde eines Tages seinen Sohn kennenlernen. Seinen Sohn der ihm jeden Tag ähnlicher wurde.
Stefan war ein so schöner kleiner Junge, so ausgeglichen und fröhlich. Nur beim Zahnen hatte er geweint und Fieber bekommen. Sonst war er immer viel zu lieb.
Nicht mal bei der Impfung hatte er geweint.
Das alles verpasste Sergej, all das Schöne und das Traurige mit Lazar, verpasste er und ich hatte schlimme Schuldgefühle!
Nur in diesen einsamen Momenten erlaubte ich es mir zu weinen, denn Stefan brauchte mich und ich ihn.
Auch Lazar brauchte mich und der kleine Nikola.
Nur in solchen Momenten war ich schwach und weinte, sonst verbot ich es mir.
Ich wusste aber nicht genau, weshalb ich weinte.
Seufzend schloss ich meine Tür ab und legte mich hin. Ich musste um 04:30 aufstehen wegen der Tiere.
Ich träumte wieder diese Nacht, sehr schön, nur verdrängte ich es sofort.
Das durfte nie geschehen.







My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt