Kapitel 52

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Da die Jungs unzertrennlich wurden, mussten wir Ende Juli eine Lösung für die Wohnsituation finden.
"Ich reisse die Wand dort vom Esszimmer ein. Das braucht kein Mensch! Dann hast du dort ein Schlafzimmer, in der Mitte können die Jungs sich das grosse Schlafzimmer teilen, und ich nehme Nikola's Zimmer." Lazar hatte es gut geplant, es war rational und perfekt.
Nur wäre es nicht mein Griechischer Bungalow.
"Du kannst ja alles im kleinen Haus so lassen wie es ist und wenn du deine Ruhe brauchst, dann geh dort hin" meinte er nur und notierte sich, was er alles brauchte.
Ruhe brauchte ich nicht aber ich hielt alles penibel in Ordnung, man wusste nie...
"Können wir Oben ein Spielzimmer und ein Musikzimmer einrichten? Und das kleinste Zimmer könnte doch deine Mukibude werden?" Er hatte recht, so wäre es einfacher und die Jungs mussten wir nicht trennen.
Sie waren wie Brüder.
"Gute Idee! Das mit der Musik zum Schlafen hat mir viele graue Haare erspart Kleines. Allerdings, legt Stefan immer den Russen in den CD Player und Nikola ist jetzt auch süchtig danach" sagte er amüsiert.
"Das wird das Schlafen in einem Zimmer erleichtern Lazar. Und Stefan liebt Musik. Ich spiele etwas Klavier und werde Eines kaufen und wieder üben. Dann können die Jungs das auch tun, wenn sie wollen."
Lazar lächelte bei dem Gedanken.
"Ja das ist schön. Ich bin nicht musikalisch aber Jelena spielte Geige. Vielleicht hat Nikola das geerbt." Er schrieb wieder in seiner perfekten Schrift, notierte sich alles Mögliche.
Ihn so auf Kyrillisch schreiben zu sehen, fand ich wunderschön.
"Vermisst du sie?" er sprach wenig über sie und ich wollte ihn nicht ausfragen, ich hatte allerdings auch Angst vor den Antworten.
"Wenn ich ehrlich bin, dann Nein. Mir tut es leid, dass Nikola keine Mutter hat. Aber er hat Tante Nina und Stefan hat Onkel Lazar. So sollte es sein Kleines. Ich habe sie nie geliebt, wie du Sergej liebst." Er antwortete aufrichtig und ich nickte.
Lazar ging es wohl mehr um den Kinderwunsch als um Jelena.
Sollte ich ihn verurteilen dafür?
Nein, denn er hatte mich nie für etwas verurteilt und war immer an meiner Seite geblieben.
Ich liebte ihn, er war meine Familie. Zwischen uns gab es eine Verbindung, die ich etwas anders sah als er aber ich war einfach glücklich ihn bei mir zu haben.
"Gut du Bauherr! Kannst du das alles mit meiner Hilfe schaffen?" fragte ich skeptisch. Ich war wirklich nicht begabt in diesen Dingen.
"Kleines, ich bin in Banken rein gekommen ohne dass es jemand gemerkt hat! Das ist nur eine Wand. Das kann ich alleine. Nur solltest du auf die Jungs aufpassen, nicht dass sie sich verletzen" murmelte er und überprüfte die Notiz ob etwas fehlte.
"Ach, ich dachte ich lasse sie mit dem Vorschlaghammer spielen! Natürlich werde ich aufpassen!" Was dachte er denn?
"Im Haus sollten sie nicht mit Hämmern spielen, aber draussen können sie das gerne tun." Er grinste mich frech an und streckte mir die Zunge raus.
Kleinkinder mit Hämmern draussen, ja klar!







Er war in einer Woche mit allem fertig und es sah toll aus.
Ich hatte das Spielzimmer gestaltet, ein Gitter für die Treppe besorgt, ein Klavier stand in meinem alten Schlafzimmer und eine Musikanlage. Die wollte Lazar, er war ein Technikfreak!
So zogen unsere Jungs zusammen in ein Zimmer und schliefen zu Rachmaninov.
Das Häuschen am Fluss liess ich unberührt und kaufte mir ein neues Schlafzimmer.
Meistens fanden wir Stefan in Nikolas Bettchen, sie schliefen gerne so.
Ja, sie waren Brüder.
Es war so schön zu sehen, wie Stefan Nikola die Hand gab, damit der Kleine aufstehen konnte und sie zusammen herumliefen.
Das war eine unschuldige Liebe, Kinder waren nicht verdorben.
Ich allerdings...naja, ich schlief die ganze Zeit bei Lazar. Zum Glück störte ihn das nicht und ich genoss es, keine Alpträume zu haben. Ich musste mir aber auch eingestehen, dass ich seine Nähe brauchte und genoss. Lazar war mein Retter, das konnte ich nicht verdrängen.




Mitte August fühlte ich mich schlapp und ging zum Arzt.
Er war nicht zufrieden mit meinen Blutwerten und wollte ein paar Monate neue Medikamente ausprobieren.
Sie halfen aber ich war oft müde.
"Kleines das wird schon und sonst muss die Milz halt raus. Das schaffen wir. Übrigens, die Politik ändert sich sehr schnell!" Er sah mich ernst an.
"Will ich es wissen Lazar?"  fragte ich auf der Veranda und rauchte.
Ja, ich hatte nach dem Stillen wieder angefangen.
Dämlich aber was solls!
Ich hielt die Träume kaum noch aus nach dem Arztbesuch und klammerte mich im Schlaf an Lazar. Nur so kam ich zu Schlaf. Ich spürte es, spürte wie etwas nahte und deshalb kamen auch die Träume zurück.
"Ksenija hatte einen kleinen Unfall mit ihrem Mann, sie ist tot."
Er grinste böse, wie ein Haifisch sah er aus.
Was hatte er gesagt?
Die Frau, die für all diesen Mist verantwortlich war?
"Bist du sicher? Bitte Lazar, bist du sicher?" meine Stimme war nur ein Flüstern.
"Ja Kleines. Sie sind beide tot. Sergej hat etwas...umstrukturiert, würde ich sagen. Er ist fleissig dran, alles Illegale zu beseitigen. Alle Geschäfte. Der Clan von Ksenija's Vater wurde zerschlagen und irgendwie sind so Viele im Knast gestorben" er triefte vor Sarkasmus!  "wenn es so weiter geht, wird Sergej noch vor Jahresende befragt werden, eine reine Weste haben und sobald es sicher ist, werde ich ihm schreiben wo ich bin. Er wird wissen, dass du bei mir bist."
Ich nickte und weinte dann erleichtert. Gleichzeitig hatte ich auch Angst.
Sie war tot und würde ihn nicht mehr töten können. Nur das zählte, schrie ich mein Gehirn an.
"Lazar falls er nicht kommen will, falls er einen Groll gegen mich hegt, bleiben wir dann hier?" Es wäre möglich, alles konnte geschehen.
"Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist. Weisst du Kleines ich vermisse das alte Haus. Ich vermisse Bull und auch Sergej" flüsterte er traurig.
"Wegen mir vermisst du das alles, wäre ich nicht in euer Leben..."
"Sag das nie wieder! Du hättest jetzt Stefan nicht und ich nicht meinen Nikola!" schnauzte er mich an.
Ich nickte und schwieg, doch ich fühlte mich so schuldig.
Die Hoffnung daran verdrängte ich, den Gedanken an ein wunderschönes Leben, denn es tat zu weh, ich konnte das nicht haben. Abends ging ich immer in das kleine Haus und nur dort erlaubte ich mir meine Gedanken und Gefühle. Nur dort war ich ehrlich zu mir. Sonst verbot ich es mir, wegen der Jungs.




My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt