Kapitel 30

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"Sie schläft Sergej, ich habe sie in mein Bett getragen, als sie auf dem Sofa einschlafen ist."
Ich hielt meine Augen geschlossen, ich war müde und ich wollte lauschen. Auf dem Sofa eingeschlafen? Gut zu wissen was ich sagen musste, falls Sergej fragt.
"Danke mein Freund, das bedeutet mir viel" sagte Sergej mit müder Stimme.
"Lazar was stimmt denn nur nicht mit meiner Frau? Sie hat sich um den Mistkerl gekümmert, ihn in den Tod begleitet."
Ach Sergej, dachte ich nur. Er konnte es nicht verstehen.
"Du warst nicht die ganze Zeit dabei mein Freund, du hättest sehen sollen wie liebevoll sie ihn behandelt hat. Der Kerl hat sie sogar angelächelt und so etwas gesagt wie: ich weiss was er an dir findet. Dann hat er kurz seine Hand auf ihre Herzhöhe gelegt. Sie hat sogar den bösartigen Mistkerl weich gekriegt" Lazar lachte leise.
"Mein Mädchen ist schon etwas Besonderes, viel zu nett. Sie ist deiner Dijana sehr ähnlich" stellte Sergej nüchtern fest.
"Ja, meine kleine Schwester war auch viel zu lieb. Sogar zu Ksenija war sie immer nett. Deshalb sah sie es nicht kommen, sie liebte Ksenija's Bruder zu sehr."
Was? Wie?
"Ja mein Freund. Ksenija hatte das gut arrangiert mit dem Bus, sie wollte Dijana aus dem Weg haben."
Lazar's Schwester, Ksenija's Bruder...!!!
"Weisst du Sergej, als ihr Bruder sich den Kopf weggeschossen hat, war ich echt sauer! Ich wollte die Beiden beseitigen. Leider wird Ksenija seit damals viel zu gut bewacht, es ist fast unmöglich" gab Lazar verärgert von sich.
"Du bekommst schon deine Chance mein Freund."
Sergej klang nachdenklich.
"Nein Sergej, unser Mädchen hat mir mit ihrem Verhalten etwas klar gemacht" sagte Lazar sehr zärtlich.
"Was denn mein Freund?"
"Das Leben ist zu kurz für andauernde Rache, Sergej. Bei dir ist es etwas anderes, du musst hart sein aber ich kann von Vorne anfangen. Jetzt wo der Mistkerl tot ist, habe ich die Möglichkeit auf ein einigermassen normales Leben. Die Firma läuft gut, Sicherheitspersonal braucht es immer, Geld habe ich genügend auf der Seite. Ich will eine nette, rundliche Frau und einen Haufen Kinder, die mich in den Wahnsinn treiben. Ich will ein langweiliges Leben, ich will Abends neben dieser Frau einschlafen und ihr Gesicht am Morgen betrachten. Mehr will ich nicht mein Freund" sagte Lazar ernst.
"Eine rundliche Frau also und einen Haufen Kinder?" Sergej klang belustigt.
"Genau, ich mag rundliche Frauen. Ausserdem sollte sie einfach nur lieb sein und kochen können. Mehr verlange ich nicht, es ist mir egal wie diese Frau aussieht Sergej. Ich will nur endlich meinen Frieden" seufzte Lazar.
Süss war er wirklich, er hatte sich das auch verdient, was er sich wünschte.
"Ich verstehe dich mein Freund, sehr gut. Wenn dich eine Frau so liebt und dich ansieht als wärst du Gott, mit all deinen Fehlern... es gibt nichts Schöneres auf der Welt"
Darüber musste ich lächeln.
"So sieht dich Nina an, jeder Mann will so angesehen werden Sergej" stellte Lazar fest und fuhr dann weiter "ich werde weiterhin auf unsere Kleine aufpassen aber mit dem anderen Dreck will ich nichts mehr zu tun haben. Dein Wort habe ich, oder?"
"Ja mein Freund. Ich freue mich für dich, ich wünschte..."
"Ich weiss Sergej, ich weiss."
Dann schwiegen sie und ich hörte nur noch das Klirren von Gläsern.
Als ich wieder eindöste, leckte mir Bull über das Gesicht und kläffte laut.
Ich verzog mein Gesicht und musste lachen.
Der Kleine wuchs schnell, dachte ich.
Also stand ich auf und der Kleine folgte mir.
Ich setzte mich zu Sergej und legte müde meinen Kopf an seine Schulter.
"Der Kleine mag dich mein Herz, er himmelt dich an" sagte Sergej amüsiert.
"Er leckt mir andauernd das Gesicht" murmelte ich mit geschlossenen Augen.
"Er ist auch nur ein Mann Kleines, das liegt in unserer Natur!" gab Lazar schlüpfrig von sich und brachte uns Beide zum Lachen.
Es war schön wieder mit Sergej zu lachen.
"Konntest du dich etwas ausruhen mein Herz?"
Das war wohl ein Scherz, ich hatte knapp vier Stunden geschlafen.
Ich knurrte ihn nur an, mehr war nicht nötig als Antwort. Lazar und Sergej kicherten vergnügt vor sich hin.
"In drei Stunden ist die Beerdigung, danach verschwinden wir hier mein Herz" sagte Sergej.
Ironie, das kam mir nur in den Sinn.
Gestern die Hochzeit, heute eine Beerdigung...
"Nina und ich bleiben hier. Wenn ich Ksenija noch ein Mal sehe, vergesse ich mich" stellte Lazar klar.
"Ich kann dir nachfühlen mein Freund, ich hätte ihr am liebsten die Haut von ihrem bösartigen Gesicht gerissen!"
Ich runzelte nur meine Stirn, schwieg aber.
"Hat sie an dir geklebt mein Freund?" fragte Lazar amüsiert.
Er hatte schon einen eigenartigen Humor, den ich aber sehr mochte.
"Wie eine verdammte Zecke! Neben der habe ich nur Mordgedanken und mein Schwanz friert ein. Bösartiges Miststück!" murmelte Sergej vor sich hin und küsste meinen Scheitel. Ich wollte gar nicht wissen, was diese Ksenija alles versucht hatte. Allerdings fragte ich mich, wieso es mir eigentlich unwichtig erschien.
Sergej ging nach einer Weile und Lazar besorgte uns ein tolles Frühstück. Er liess niemanden in sein Reich und besorgte immer alles selbst.
"Deine Schwester hiess Dijana?" fragte ich nach einer Weile.
Er schmunzelte kurz und nickte.
"Es ist erstaunlich, dass Sergej nicht mitbekommt, wie du lauschst. Ja, sie hiess Dijana. Verliebte sich in den Falschen, wurde dann von Ksenija beseitigt. Ksenija toleriert keine Konkurrenz und ihr Bruder wollte meine Dijana heiraten. So einfach ist das in dieser kaputten Welt" sagte er traurig.
Ich nickte nur und seufzte. Er hatte recht.
"Also rundliche Frauen du Pitt Bull?" Ich musste ihn einfach aufheitern und er lachte laut auf.
"Ja, rundliche Frauen. Sie sind weich, anschmiegsam und ich habe gerne etwas in den Händen. Die Geschmäcker sind verschieden Kleines, für mich ist eine Frau perfekt, wenn sie etwa 20 Kilo mehr wiegt als du. Wenn sie freundlich ist und ein gutes Herz hat" stellte er nüchtern fest und ass ungerührt weiter.
20 Kilo mehr? Ich wog schon 60... aber er hatte recht, die Geschmäcker sind verschieden und er hatte eben seine Vorlieben. Das fand ich toll, er war nicht wie andere Männer und wenn ich ehrlich war, eine dünne Frau neben ihm würde echt komisch aussehen. Ich meine, er passte ja kaum durch die Tür vor lauter Muskeln!
"Lazar? Wo wirst du sein, wenn wir weg sind?"
"Ich begleite euch bis zu deiner Überraschung, dann verdrücke ich mich etwa 20 Kilometer weiter und hole euch wieder. Ich werde meinen Urlaub geniessen Kleines" grinste er fröhlich.
Sein Charakter erstaunte mich immer wieder und auch seine Intelligenz.
Die Frau, die ihn mal abbekommt, konnte sich glücklich schätzen.
Da wir nach dem Frühstück nichts zu tun hatten als zu warten bis die Beerdigung vorbei war, legte ich mich wieder in Lazar"s Bett mit dem kleinen Bull. Lazar schloss ab und legte sich auch hin, er hatte auch kaum geschlafen. Wie schnell ich einschlief konnte ich fast nicht glauben und ich gab mich einem wunderschönen Traum hin. Mein Traum liebte mich, berührte mich, verführte mich, sah mich mit den schönsten Augen auf der Welt an, lächelte als wäre ich etwas Kostbares und ich gab mich meinem Traum noch so gerne hin.



My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt