Kapitel 61

104 5 0
                                    

"Nervös?"
Lazar schloss meinen Taucheranzug und sah mich von der Seite an.
Ich schaute ihm in die Augen und lächelte nur.
"Nein, du bist da."
Er nickte lächelnd, überprüfte noch einmal den Sauerstoff und zog mir alles richtig an.
Der Tauchbegleiter kratzte sich den Kopf.
Wahrscheinlich fand er Lazar viel zu gründlich, denn er hatte alles schon überprüft.
Nur war das Lazar egal, er überprüfte lieber alles alleine.
"Kleines mach keine hektischen Bewegungen und..." doch ich unterbrach ihn.
"Werde ich nicht, versprochen. Ich bleibe in deiner Nähe, so ist die Chance geringer, dass ich gefressen werde" sagte ich todernst.
Er lachte leise und zog mich mit sich, half mir ins Wasser und mit der Taucherbrille.
Unter Wasser hielt er mich an der Hand und ich bekam Herzklopfen, als ich die Haie sah.
Nicht aus Angst, sondern aus Vorfreude.
Unglaublich schön sahen sie aus, schwammen gemütlich ihre Runden und sahen etwas gelangweilt aus.
Die Sicht war der Wahnsinn und ich war wie in einem Rausch.
Etwas abseits liess ich Lazar's Hand los und sah ihm zu, wie er sich unter Wasser bewegte.
Einfach nur schön sah das aus, majestätisch, das musste ich zugeben. Er tauchte unter den Haien, berührte ihre Flossen und irgendwie zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen.
Schönheit, fuhr es mir durch den Kopf.
Ich hätte ihm Stunden so zusehen können und um ehrlich zu sein, traute ich mich nicht, so Nahe an die Haie zu rücken.
Lazar bemerkte das und schwamm langsam auf mich zu.
Er streckte mir seine Hand aus und mit Herzklopfen nahm ich sie.
Er zog mich gemächlich mit sich und wir waren in der Mitte der Haie. Sie zogen weiterhin gelangweilt ihre Runden, ein paar Neugierigere kamen näher aber sie hatten kein Interesse an uns.
Lazar zog mich fest in seine Arme und dann...
Schwamm er mit mir in den Armen durch die Haie hindurch.
Ich klammerte mich an ihn und hätte vor Freude schreien können!
So tauchten wir, besser gesagt, Lazar tauchte für uns Beide.
Ich konnte nicht fassen, was ich erleben durfte. Vorsichtig berührte ich eine Flosse und stellte erstaunt fest, wie hart und rau die Haut war.
Der Tauchbegleiter sah uns einfach zu, ich hatte ihn komplett vergessen.
So in Lazar's Armen unter Wasser, war ich einfach nur glücklich und fühlte mich frei und unbeschwert.
Wäre ich jetzt von diesen wunderschönen Tieren gefressen worden, hätte es mir nicht leid getan.
Es war das schönste Erlebnis meines Lebens. Nichts kam an das ran.
Lazar zog weiter so Bahnen, hielt mich fest und ich vergass alles, was mich ängstigte.
Ich wusste nicht wie lange wir unter Wasser waren, als Lazar eine Hand auf meine Wange legte.
Er zeigte mit dem Daumen nach Oben und ich nickte.
Über Wasser nahm ich das Mundstück raus, streifte die Tauechbrille ab und umarmte Lazar lachend und stürmisch.
"Lazo das war der Wahnsinn! Das war das Schönste, was ich je erlebt habe!" schrie ich glücklich.
Er umarmte mich lachend und sah mir in die Augen.
Wie das Meer, fuhr es mir durch den Kopf und plötzlich wollte ich weinen.
Das Schönste in meinem Leben...
"Danke Lazar, ich danke dir" flüsterte ich bewegt.
Er lächelte nur so schön und umarmte mich noch einmal sehr lange.
"Wir müssen zurück Kleines, bald werden sie Hunger kriegen, da solltest du nicht im Wasser sein" sagte er leise "du ziehst Raubtiere magisch an."
Verwirrt über diese Aussage sah ich ihn blinzelnd an.
Er zog mich mit sich aus dem Wasser, öffnete den Taucheranzug und ohne das ich wusste wieso, überfiel mich eine tiefe Traurigkeit.
"Du hast recht Lazo, wir müssen zurück" flüsterte ich mehr zu mir selbst und starrte auf das wunderschöne Wasser. Ich spürte wie er mich umarmte und wollte ewig so verweilen.
Doch dann schüttelte ich wieder den Gedanken ab und starrte einfach weiter auf das Wasser.






Ich hatte sechs Wochen Kuba ohne beinahe
Tod und Antibiotika überstanden.
Eigentlich grenzte das schon an ein Wunder!
Ich machte mir Gedanken über Sergej's Verhalten und seine Worte. Wiederholt hatte er seine Bedenken geäussert über noch eine Schwangerschaft.
Vielleicht reagierte er über aber ich konnte ihn verstehen. Seine Mutter war gestorben als er 14 war und dieses Schicksal wollte er für Stefan nicht.
Der Vorfall in Belgrad hatte ihn entsetzt, er hatte Angst um mich.
Ob er seine Meinung ändern würde, stand in den Sternen. Wenn er sich entschieden hätte, dann wüsste ich was zu tun ist.
Ich hatte mein Entscheidung eigentlich schon getroffen, aber ich wollte ihm seine Wünsche nicht abschlagen.





My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt