Kapitel 21

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In der Schule angekommen bekam ich ziemlich viele Blicke. Selbst die „coolen" starrten mich an. Ich sollte mich am Anfang der Stunde beim Schulleiter melden, weshalb ich sofort zu den Büros schlenderte. Langsam nahm ich meinen Knopf aus dem Ohr und verstaute ihn in dem AirPod Case. Da die Stunde erst in fünfzehn Minuten begann, setzte ich mich auf den Boden vor das Büro des Schulleiters, welches ein wenig abseits der anderen Büros lag. Ich zog aus meinem Rucksack das schön eingebundene Buch, welches Fred und mich verband, heraus und betrachtete es. Aus der Seitentasche meines Ranzens zog ich einen Bleistift. Ich klappte eine neue Seite im Buch auf und setzte den Stift an. Die Fünfzehn Minuten lang ließ ich meinen Gedanken freien Lauf. Heraus kam das Bild, was seit dieser Nacht in meinem Kopf herum wirbelte. Es waren die Zwillinge, während sie am Gryffindor-Tisch saßen. Bei Fred hatte ich mir besonders viel Mühe gegeben zugegeben.

Doch da mein Schulleiter nicht direkt kam, zeichnete ich noch ein wenig weiter. Als ich Schritte hörte setzte ich sofort ab und schaute hoch. Dort stand mein Schulleiter. Er war nicht Klischeehaft ein alter Mann. Er war noch etwas jünger und war eigentlich recht cool. Er verstand uns Schüler einfach extrem gut. Er grinste mich an und ich stand auf. „Wieso sitzen sie denn auf dem Boden Miss Carter?" „Ich war schon recht früh hier und wollte noch ein wenig zeichnen", antwortete ich ihm. „Wie früher. Immer mit der Nase im Skizzenblock." Wir beide lachten leicht. „kommen sie doch bitte rein. Ich möchte nicht alles auf dem Flur besprechen." Schnell steckte ich mein Buch in meinen Rucksack und meinen Bleistift in die Seitentasche. Ich schulterte meinen Rucksack und folgte ihm. Er bat mir an mich zu setzen, was ich auch tat. Lange stehen ging immer noch nicht all zu gut.

„So als erstes", begann er „Wie geht es ihnen überhaupt nach dem Unfall. Können sie sich wieder an alles erinnern?" ein Schmunzeln ersetzte mein höfliches Lächeln. Ich dachte an die letzte Woche. Meine Erkennung mit dem Buch. Aber auch die Trauer, welche dahinter steckte. Das Schmunzeln erstarb so schnell wie es auch gekommen war. Dennoch lächelte ich wieder höflich. „Letzte Woche kam die letzte Erinnerung wieder hoch. Sonst ging alles eigentlich wieder recht schnell recht gut. Naja, abgesehen vom Laufen. Das hat ein wenig lange gedauert bis ich das wieder drauf hatte." „Das ist doch gut. Man sieht auch abgesehen von der Bandage nicht, dass irgendwas mit ihnen nicht stimmt", antwortete er auf meine Antwort. „Das nehme ich jetzt mal als Kompliment an." Er erklärte mir noch einige Veränderungen welche im letzten Jahr vorgenommen wurden und gab mir meinen Stundenplan.

Als ich ihn überflog, erkannte ich, dass ich im Musikkurs war. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und sah meinen Schulleiter fragend an. „Wieso bin ich im Musikkurs?" „Ihre Mutter hat uns erzählt, dass sie sehr gut Gitarre spielen können und bei uns fehlt ein Gitarrist oder eine Gitarristin." Das stimmt. Ich konnte Gitarre spielen, aber ich hatte es seit dem Tod meines Vaters nicht mehr gemacht. Wir hatten früher immer zusammen gespielt. Aber ich würde es probieren. Ich musste ein neues Leben beginnen. Es fühlte sich zwar schmerzhaft an, an eine Gitarre zu denken, da mir ein Bild von einer kleinen neunjährigen Lou, die ihre erste eigene Gitarre in den Händen hält, ins Gedächtnis fliegt. „Ich muss gucken ob ich es noch kann. Ich habe seit drei Jahren kein Instrument mehr in den Händen gehalten", antwortete ich. „Sie können heute in einer ihrer Freistunden in den Musikraum kommen. Ich habe eh vorher da Unterricht. Dann können Sie entscheiden." „Vielen Dank." „immer wieder gerne Miss Carter. Okay, aber jetzt muss ich Sie in den Unterricht schicken. Denken Sie dran. Siebte oder achte Stunde im Musikraum, wenn sie noch einmal das Gitarre spielen probieren wollen." „Ich werde das Angebot nicht abschlagen", antwortete ich. Schnell verabschiedete ich mich und verließ das Büro. Genau passend zum Beginn der zweiten Stunde stand ich im Unterrichtsraum. In der Ecke saß Madison und sie winkte mich zu ihr herüber. „Und alles gut?" „Ja, ich soll wieder Gitarre spielen." „Ist doch super oder?" „Ja stimmt schon." In dem Moment kam die Lehrerin herein und der Unterricht begann.

In den Pausen kamen mehrere zu mir und fragten wie es mir ginge. So viel Aufmerksamkeit hatte ich noch nie. Auch viele Lehrer sprachen mich an. „Ich sag doch du hattest einen Glowup", sprach Laura als wir über den Schulhof liefen. „Wieso", fragte ich. „Aus jeder Jungengruppe an der wir vorbeilaufen, gucken mindestens zwei auf deinen Po." „Nein, bestimmt nicht." Mir war das unangenehm. Ich wollte nicht so viel Aufmerksamkeit auf meinen Po haben. „Das ist doch nichts schlimmes", versuchet Madison mich aufzumuntern.

Die restlichen Stunden waren wie immer super öde. Ich verstand alles ohne Probleme. Die siebte Stunde hatten Madison und Laura keine Freistunde. Ich schon. Von daher entschied ich, mich zum Musikraum zu begeben. Um ehrlich zu sein war ich aufgeregt wieder Gitarre zu spielen. Ich atmete ein letztes mal laut aus, bevor ich die Türe zum Raum öffnete. Unser Schulleiter saß noch an seinem Pult. Er begrüßte mich erneut und richtete seinen Blick an die Tafel. An dieser lehnte eine echt schöne Gitarre. Er sagte, dass er mich alleine lassen würde und verließ den Klassenraum. Ich setzte meine Tasche ab und ging langsam auf das Instrument zu. Ich strich über die Saiten und ein paar komische Töne entsprangen.

Ich hob sie hoch. Das vertraute Gewicht überkam mich und legte die Schlaufe über meinen Kopf und hob meinen Arm durch. Ich dachte nach. Ein Text überkam mich. Ein Lied, welches mein Vater und ich immer gespielt hatten. Ich stellte die Gitarre auf die Töne ein und nahm ein Plektrum zu Hand. Die ersten Töne fielen in den Raum und ich verlor mich in ihnen. Ich sah meinen Vater vor mir. Wir beide am Spielen. Leise summte ich den Text mit und ließ das Plektrum voller Elan über die Saiten gleiten. Meine linke Hand fuhr über den Hals der Gitarre. Das summen wurde immer lauter und ich verschwand in meiner eigenen Welt. Es fühlte sich so bekannt an. So frei wie ich mich schon länger nicht mehr gefühlt hatte.

Als das Lied fertig war, fiel meine Arme nach unten und das Gewicht der Gitarre überkam mich erneut komplett. Immer wieder spielte ich verschiedene Stücke und jedes Mal fühlte ich mich noch näher bei meinem Vater als vorher.

Zum Abschluss für mich spielte ich ein Lied, welches mich immer wieder an Fred erinnerte. Jedes Mal, wenn ich es hörte, dachte ich irgendwie sofort an ihn. Es war komisch aber das Lied kannte ich auswendig. Auch wenn ich die Töne nicht kannte, traf ich die meisten.

The Book || a Fred Weasley Fan-Fiction (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt