Kapitel 15

296 15 1
                                    

Ich hatte in den drei Monaten wieder normal laufen gelernt. Also ohne Krücken. Allerdings war es immer noch eine Herausforderung, jeden Tag doch wieder Probleme zu haben. Es ist kompliziert, wenn man immer laufen konnte und es jetzt neu lernen musste. Alles war kompliziert im Moment. Doch seit Leyla aus der Reha gegangen war, hatte sich meinerseits vieles verändert. Zwar machte ich immer noch einiges mit Maurice und Joshua aber auch nicht mehr so viel. Ich durfte unser Doppelzimmer alleine bewohnen. Doch das wollte ich eigentlich gar nicht. Denn es war so leise. Meine Mum hatte mir erzählt, dass sie in der letzten Woche nicht kämen, da wir uns ja eh eine Woche später sehen würden. Es hatte mir auch um ehrlich zu sein nicht viel ausgemacht, wenn sie nicht da waren. Ich hatte dann meine Ruhe. Zwar war es manchmal doch ziemlich leise, aber damit kam ich auch klar.

Als ich am Morgen aufstand, ließ ich mein Handy einfach liegen. Seit einer Woche hatte ich mein Social Media schon nicht mehr gecheckt. Doch das musste ich auch nicht. Hier hatte ich ohne Handy leben gelernt. Und es war wirklich schön. Dennoch zog ich mir eine kurze Radlerhose an und einen supergroßen Hoodie von Maurice, welchen er mir vor zwei Wochen geschenkt hatte, damit ich ihn auch niemals vergessen würde. Natürlich dachten viele, dass wir ein Paar waren oder wenigstens etwas für den anderen übrig hatten. Aber wir hantierten eher auf der geschwisterlichen Ebene. Er half mir immer aus der Patsche und ich konnte mich bei ihm aufheulen. Und dafür war ich ihm auch sehr dankbar, aber dennoch waren da einfach keine weiteren Gefühle. Von seiner Seite wusste ich es nicht ganz genau, allerdings meinte er mal, dass er ebenso wenig für mich übrig hatte.

Ich verließ mein Zimmer, schnappte im Vorbeigehen allerdings mein Handy und meine Air Pods. Meine Beine trugen mich an den Strand, welcher seit ich hier war, immer mein Rückzugsort gewesen war. Ich war alleine, die frische Meeresbrise schlägt einem ins Gesicht und lässt die Haare nach hinten fliegen. Es fühlte sich an wie Freiheit. Einen besseren Samstagmorgen konnte es gar nicht geben. Die Jungs waren bestimmt noch beim Frühstück, weshalb ich mir keine Sorgen machen musste und mich einfach in den Sand plumpsen ließ. Meine Hand siebte den Sand neben mir und meine nackten Füße bohrten sich in den Sand. Meine Haare flatterten im Wind und die Luft war angenehm kühl. Um ehrlich zu sein, wollte ich hier gar nicht weg. Das Leben war einfach so, wie kann man es sagen, einfach halt. Ich hatte keine Probleme mit irgendwem. Die Sache mit meinem Vater bleib langsam hinter mir, allerdings trug ich seine Kette dennoch jeden Tag. Die Träume über ihn waren ebenso weniger geworden. Ich summte gerade mein Lieblingslied mit, als ich hörte wie jemand im Sand umher lief. Ich drehte mich abrupt um und erschrak als ich sah wer dort stand.

Es war mein Vater. Wenn man vom Teufel redete. Dennoch war mir klar, dass es nur ein Tagtraum war, denn mein Vater war tot. „Louisa Carter, wie groß du geworden bist." Er kam einen Schritt auf mich zu und setzte sich neben mich. „Doch immer noch so wunderschön wie früher." „Dad, bist du es", fragte ich mich zittriger Stimme. „Eigentlich schon." „Eigentlich?" Ich war verwirrt. Das alles hier verwirrte mich zu sehr. Wieso war er überhaupt hier? Ich hatte ihn vor zwei Jahren sterben sehen. „Wieso kann ich dich sehen Paps?" „Naja meine Kleine, es ist schwer zu erklären. Alles hier oben drin." Er tippte mir gegen die Schläfe „passiert in zwei verschiedenen Dimensionen. Zwei verschiedene Realitäten. Doch du bist in der falschen gefangen." „Was?" Was meinte er mit verschiedenen Realitäten? Und falsche? „Du wirst es schon noch früh genug heraus finden. Noch eines meine kleine: ich liebe dich über alles und werde immer über dich wachen, hast du mich verstanden Lou." „Ja Papa." Eine Träne kullerte über meine Wange. Ich würde ihn nicht mehr sehen. Doch genau jetzt, in dem Moment an dem er hier stand, fühlte ich wieder dieses bekannte Wohlbefinden. Wie ich es immer bei ihm gespürt hatte. Vorsichtig strich er sie weg und stand auf. Er ging aufs Meer zu und stoppte auch nicht, als seine Füße das Wasser berührten. Immer weiter verschwand er, bis nun auch der letzte Teil seines Körpers im Wasser verschwunden war. War das hier gerade wirklich alles passiert? Hatte ich gerade wirklich meinen Vater gesehen? Ich zwickte mich selbe in die Seite, doch nichts passierte. Jetzt spielte ich also schon wirklich verrückt. Doch etwas in mir fühlte immer noch dieses wohle Gefühl. Die Spuren seiner Füße waren immer noch im Sand zu sehen. Ich hievte mich auf die Beine, was sich immer noch als ziemlich schwer erwies und lief den Strand hinab. Hin und wieder flog eine Möwe über meinen Kopf oder das Rauschen des Meeres bohrte sich in mein Gehör.

Ich wusste nicht ganz wie lang ich dort her gelaufen war, doch als ich mich wieder konzentrierte, merkte ich, dass ich wieder an unserem Haus stand. Verwirrt trat ich durch die Türe und wurde auch sofort mit einem ziemlich unechten Husten begrüßt. „Wo war die Madam denn hmm?" die Stimme war nur all zu familiär und ich rollte theatralisch mit den Augen. „Halt den Mund Josh." Er heilt sich die Hand vor den Mund. Ein Lachen entwich meinen Lippen. „Wen hör ich denn hier lachen. Ach und immer die Pullis von anderen am Tragen, Louchen", ertönte nun auch Maurices Stimme. „Halt du auch den Mund Mo" Doch er reagierte nicht. Stattdessen stand er grinsend da und musterte mich. Doch plötzlich wurde ich von hinten durchgekitzelt. Vor Schreck fiel ich auf meine vier Buchstaben und lachte laut. Joshua hatte mich von hinten attackiert und auch Maurice kam von vorne und kitzelte mich. Ich windete mich, was unter den zweien sich schwerer erwies als ich gedacht hätte. Also gab ich auf und ließ die Kitzel Einheit über mich ergehen. Ich lachte einfach ausgiebig, was meine zwei Freunde auch ziemlich ausnutzten. Und so war der Vormittag schon fast wieder vergessen.

The Book || a Fred Weasley Fan-Fiction (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt