Doch mein Vater, besser gesagt seine Worte flogen noch einige male durch mein Gedächtnis. Was hatte er nur damit gemeint, als er sagte, ich sei in der falschen Realität gefangen. Es verwirrte mich zu sehr und lenkte mich ab, weshalb ich am Nachmittag den Stadttrip mit den Jungs sausen lief. Sie hatten gemerkt, dass mich etwas bedrückte, doch wollten mich nicht unbedingt stören. Und dafür war ich schon recht dankbar. Den restlichen Tag verbrachte ich in meinem Zimmer. Selbst das Abendessen fiel für mich aus, da mein Magen das alles nicht mitmachen würde. Heute gab es eh nichts atemberaubend Leckeres. Ich würde heute Nacht einen Besuch in der Küche abstatten und den Kühlschrank berauben.
Doch meine Pläne wurden durchkreuzt. Am Abend, als die Sonne sich bereits verabschiedet hatte, war ich mal wieder auf unserem Balkon. Ich hatte einen Air Pod im Ohr und hörte ein paar echt schöne Lieder. Man konnte das Meer rauschen hören. Doch diese wurden durch ein Klopfen unterbrochen. Jedoch ignorierte ich es. Meine Türe hatte ich abgeschlossen, weil die kleinen Kinder sonst reinkommen und einem Streiche spielen. Dieses Mal waren sie dran, denn wir machten natürlich mit. Doch heute war ich nicht in der Stimmung für Scherze. Doch es klopfte erneut. Und ich ignorierte dieses wieder. Ob es noch einmal kam wusste ich nicht, denn meine Musik war ganz laut. Und so saß ich da. Das eine Bein angewinkelt und den Kopf aufliegend und das andere Bein auf dem Geländer abliegend. Die Angst, dass es wieder kaputt ging, war einfach zu groß. Meine Wintersocken klebten jedoch fast schon am Geländer, wegen der Frühlingskälte. Doch es war angenehm. Die Hände in den Taschen meiner Jogginghose vergraben, meine heißgeliebte Beenie aufm Kopf und die dunkle Kapuze meines Hoodies wurde mir langsam warm. Die Lieder waren eher ruhig, so dass ich richtig entspannen konnte.
Ich wurde aus meinem Tagtraum gerissen als ich Stimmen vernahm. „Wie kann man denn so dumm wie du sein?" „Hast du einen gebrochen Fuß du Arschloch?" „Ne, weil mein Gehirn so etwas verhindert." „Jaja hilf mir einfach."
Plötzlich kam eine Person über die knapp zwei Meter hohe Mauer an meinem Balkon gesprungen. Es war Joshua, welcher aufjaulte vor Schmerz. Er war mit seinem kaputten Fuß gelandet. „Was machst du denn da Josh", fragte ich ihn, als ich ihn richtig erkannte. „Wir? Du hast uns doch nicht reingelassen Louchen", kam es von hinter der Mauer. Mit einem dumpfen Atem stand auch Maurice auf meinem Balkon. „Ich dachte es wären die kleinen gewesen." „Man Lou was sollen wir denn nur mit dir machen", fragte Joshua lachend. Als Antwort zuckte ich jedoch nur mit den Schultern. Die beiden ließen sich auf die weiteren Stühle plumpsen und Joshua legte seinen Fuß, symmetrisch zu meinem, auf das Geländer. Aus ihren Taschen zogen sie Süßigkeiten und verteilten diese auf dem Tisch. „Nicht das du noch dünner wirst Carter", sprach einer der beiden. Doch ich wollte nichts essen. Mein Magen verbot es mir. Wenn ich jetzt etwas essen würde, könnten die zwei mich vom Boden aufwischen. „Ich habe aber keinen Hunger." „Dann warten wir, bis du Hunger hast. Uns ist das egal. „Aber ihr habt morgen Schule." Ich hatte keine, denn die letzte Untersuchung war übermorgen, weshalb man am Vortag nicht in den Unterricht muss. „Uns egal", kam es synchron aus ihren Mündern. „Ihr seid mir welche", lachte ich. Wir redeten ungefähr zwei Stunden, bis es doch zu kalt wurde. Also gingen wir hinein. Maurice nahm jedoch alles Süße mit und verteilte es auf meinem Kopfkissen, auf meinem Nachttisch, meinem normalen Tisch und sogar in meinem Kleiderschrank. Mitten in der Nacht, als die zwei immer noch da saßen und sich über Fußball unterhielten, legte ich meinen Kopf gähnend auf die Schulter von Joshua, worauf das Gespräch der beiden kurz unterbrochen wurden. Doch danach redeten sie ganz normal weiter.
Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffnete, merkte ich, dass ich nicht mehr auf Joshs Schulter lag, sondern auf meinem Bett. Tatsächlich war es meins. Als ich mich umsah, erkannte ich Joshua am Fußende quer auf dem Bett verteilt liegen. Neben mir, jedoch zu nah an mir, lag Maurice. Zwar lagen wir oft nah an einander oder kuschelten auch manchmal, wenn einem von uns beiden zu kalt war, aber wir hatten noch nie so nah beieinander geschlafen. Ich machte mir allerdings nichts draus. Ich drehte mich um und hatte nun Sicht auf Maurice Rücken. Im Augenwinkel konnte ich auf Joshuas Gesicht sehen, welchem die braunen Haare bereits ins Gesicht fielen.
Ich schlief noch einmal ziemlich fest ein, denn ich wurde von einem Traum überrascht. Dort sah man einen Rosengarten. Fast wie eine Art Labyrinth, allerdings ohne Ein- oder Ausgang. Plötzlich drehte ich mich. Mein Blick fiel auf ziemlich viele Jugendliche, welche alle in den Wald irgendwelche Namen riefen. Doch ich starrte wie gebannt auf zwei Personen. Oder eine? Sah ich doppelt? Oder standen da wirklich zwei identisch aussehende Jungen mit längeren roten Haaren die sau lange Beine hatten? Meine Blickrichtung änderte sich wieder schlagartig und ich sah in die Mitte des Feldes. Auf der einen Seite die Tribüne mit den vielen Teenagern und auf der anderen Seite den Rosengarten. Plötzlich erschien etwas auf dem Boden. Nein, jemand. Es waren sogar mehrere. Ein Junge, welcher komisch über den anderen gebeugt war. Als ich jedoch einen genaueren Blick erhaschte, wenn das in diesem Traum überhaupt ging, sah ich, dass der eine Junge starr in den Himmel starrte. Seine Augen hatten keinen Glanz mehr in sich. Der Junge war zu einhundert Prozent tot. Irgendeine Musik ging an, und es wurde gefeiert. Feierten da etwa gerade Leute für einen toten jungen Mann, der nicht älter als achtzehn Jahre war? Doch es verstummte, nachdem noch weiter erkannt hatten, dass er tot war. Der andere Junge weinte ebenfalls. Sein zotteliges schwarzes Haar erinnerte an das Fell eines Hundes, welches ziemlich lange nicht mehr geschoren wurde. Er wurde von einem alten Mann weggezogen und von noch einem anderen mitgenommen. Dieser hatte ein sehr komisch aussehendes Auge. Noch einmal fiel mein Blick auf die zwei identischen Riesen und es wurde schwarz.
Ich schrak hoch, doch ich lag in meinem Bett. Die Jungs immer noch schlafend. Ich war allerdings wach. An was hatte dieser Traum mich erinnert. An ein Buch oder ähnliches. Doch ich konnte mich einfach nicht erinnern.
DU LIEST GERADE
The Book || a Fred Weasley Fan-Fiction (deutsch)
FanfictionWas passiert wenn die sechzehn jährige Louisa ein unbeschriebenes Buch in der Bücherei findet? Es als Lernbuch verwenden will, doch etwas ganz anderes passiert? Sie Kontakt mit jemandem aus einer andere Welt aufbaut? Über seine Zukunft Bescheid weiß...