Kapitel 22

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Als das Ende der siebten Stunde durch die Klingel angedeutet wurde, verließ ich den Raum. So schnell ich konnte ging ich zu unserem Stammtisch. Am Kiosk standen nicht mehr allzu viele Leute, weshalb ich uns dort nicht sofort einen Platz freihielt. Fünf Minuten später betraten auch die zwei die Cafeteria. „Lou", rief Madison vom Eingang herüber. Sie winkten, was ich auch sofort erwiderte. Das hatte ich wirklich vermisst. „Kiosk", fing Laura an. „Kiosk!", kam es von Madison und mir gleichzeitig. Sie stellten ihre Rucksäcke an die Plätze und wir liefen zum Kiosk. Unsere Kioskfrau erschrak leicht, als ich dran war. „Louisa?" „Höchstpersönlich", hatte ich nur sarkastisch geantwortet. Sie ging durch eine Tür, welche sie raus zu uns Schülern führte. Sie war nur knappe eins fünfzig, weshalb sogar manch Fünftklässler sie überragte. Aber dennoch war sie irgendwie wie die Mutter von jedem hier. Sie kannte jeden, wirklich jeden Namen und wusste genau wer was immer haben wollte.

Als sie genau vor mir stand zog sie mich mit einer starken Bewegung herunter. Ihre Arme legten sich um meine Schultern und sie umarmte mich sehr fest. Ich bekam schon fast keine Lust mehr. „Ich habe dich auch vermisst." Als sie sich von mir löste, legte sich ein Grinsen auf ihr Gesicht. „Du bist so hübsch geworden über das Jahr. Du weißt gar nicht wie sehr es mich erschreckt hat, als ich von Schülern erfahren habe, dass Lou Carter im Krankenhaus lag und kurze Zeit auch noch nicht ansprechbar war." „Aber jetzt bin ich ja wieder da." „Endlich." Noch ein letztes mal drückte sie meine Schulter und verschwand dann wieder durch die Tür hinter den Tresen des Kiosks.

Mit unseren Tabletts in der Hand liefen wir wieder zu unserem Tisch und setzten uns hin. „Wie war das Gitarre spielen", fragte Madison sofort. „Gitarre spielen?", mischte sich nun auch Laura ein. „Ja, ich soll wieder spielen. Und ihr werdet es nicht glauben, aber es hat verdammt viel Spaß gemacht. Es hat sich wie früher angefühlt, wenn ich mit Dad gespielt habe. Und ich bin bevor ich hier in die Cafeteria gegangen bin, zu unserem ach so netten Schulleiter gegangen und hab ihm zugesagt für den Musikkurs." Die beiden quietschten schon fast um die Wette. „Bei deinem ersten internationalen Konzert wollen wir Karten für die erste Reihe." „Natürlich. Ich erwähne euch dann natürlich auch." Wir scherzten noch einige Zeit während dem Essen weiter.

Doch als fünfundvierzig Minuten später erneut die Klingel ertönte, seufzten wir alle auf. Wir hatten noch eine Stunde Sport, bevor wir endlich nach Hause gehen durften. Natürlich freute ich mich endlich wieder Sport in der Halle machen zu können und wir hatten auch eine echt nette Lehrerin, aber es war verdammt warm. Langsam schlenderten wir weiter, wobei wir uns so sehr vermehrten, sodass wir, als wir an der Sporthalle ankamen, zum ganzen Kurs zusammengefunden hatten.

Zehn Minuten später standen wir auch schon in der Sporthalle. Wie früher standen wir in einem Kreis und schauten alle zu unserer Lehrerin. „endlich sind wir wieder komplett vollständig. Lou", sie nickte kurz in meine Richtung und ich grinste als Antwort „Heute werden wir noch einmal wie die kleineren sein. Wir spielen Völkerball." Die meisten aus dem Kurs lachten laut los und auch ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen. „Fangen wir an mit aufwärmen, lauft einfach drei Runden und dann können wir anfangen. Lou, Sie kommen bitte noch einmal kurz zu mir ja?"

Nachdem alle aufgestanden waren und anfingen Runden durch die Halle zu laufen, schlenderte ich zu meiner Lehrerin herüber. „Ich wollte Sie nur kurz fragen wie es ist mit Sport. Das heißt, was sie machen dürfen und was nicht." „Ich darf eigentlich alles machen, solange es nicht mit all zu vielen Wendungen zu tun hat", antwortete ich ihr. Eigentlich stände Völkerball auch auf der roten Liste, aber das war schon immer mein Lieblingsspiel gewesen. „Dann ist ja gut. Sie können sich auch einlaufen, aber bitte alle drei Runden und keine Abkürzungen." „Natürlich." Ich lief auch los. Durch mein öfters joggen hatte ich wieder viele meiner Muskeln aufgebaut, weshalb die drei Runden nicht all zu schwer waren. Dennoch plagte mich das Gefühl der Blicke auf meinem Rücken und unterhalb. Das Spiel war recht lustig und meine Mannschaft hatte am Ende gewonnen, worüber ich mich wie ein kleines Kind gefreut hatte.

Meine Mutter hatte mich von der Schule abgeholt, da ich sonst eine halbe Stunde auf den Bus hätte warten müssen. Sie machte sich eh schon zu viele Sorgen über meine Gesundheit. Ich war Gesund. Es bestand kein Grund auf Rabenmutter-Vorsicht. Ich wollte ganz normal leben, wie ein normaler Teenager, der sein letztes Jahr erleben möchte, bevor sie volljährig wird. Es war immer noch verdammt komisch. Nächstes Jahr würde ich Achtzehn werden. Ich meine, dann wäre ich volljährig und dürfte Auto fahren und Alkohol kaufen. Ich würde erwachsen werden.

Zu Hause ging ich sofort in mein Zimmer. Ich schmiss meinen Rucksack auf mein Bett und zog mich um. In weiter Jogginghose und in einem alten Pulli von meinem Vater legte ich mich ins Bett. Mir einer Kuscheldecke über den Beinen, griff ich nach meinem Ranzen. Ich zog mein Buch und meinen Bleistift heraus. Ich schlug das Buch auf und überflog mit ein paar Blicken unser Geschriebenes. Bei seinen drei Seiten allerdings blieb ich kurz hängen. Ich las noch einmal alles ganz kurz durch und blätterte dann doch weiter. Ich kam bei der Zeichnung von den Zwillingen hängen. Über mein Handy machte ich Musik an und begann zu zeichnen.

Mit jedem einzelnen Strich vertiefte ich mich immer mehr in die Situation und hatte das Bild erneut in meinem Kopf. Als ich komplett fertig war, sah es fast so aus wie sie selbst. Nur das sie nicht mit einem Bleistift auf Papier gezeichnet wurden. Sagen wir es so, ich war komplett zufrieden und stolz auf dieses Bild. Doch es sollte nicht sein, dass ich in dieses Buch schreiben würde. Doch in dem Moment überkam mich auch ein kleines wenig die Einsamkeit. Ich hatte keine Ahnung wieso, aber ich fühlte mich verdammt alleine.

The Book || a Fred Weasley Fan-Fiction (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt