Kapitel 18

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Die Uhr zeigte bereits vier Uhr in der Früh an, als ich zum ersten Mal richtig losgähnte. Wir hatten die ganze Zeit geredet, gelacht und gegessen. Doch uns beide holte die Müdigkeit wieder in die Realität. Wir legten uns hin, erzählten aber weiter. Da wir die Fenster geöffnet hatten, weil es so nach essen gestunken hatte, war mir recht kalt. Daher hatte ich meine Decke bis an mein Kinn gezogen, obwohl ich schon einen sehr dicken Pulli von Joshua an hatte. Die beiden Jungs hatten mir beide einen Pulli geschenkt. Maurice' hatte ich auf den Boden gelegt, da ich ihn bei der Fahrt anziehen wollte.

„Lou?", ertönte es plötzlich von der anderen Seite des Bettes. „Hmmm?", antwortete ich halb wegnickend. „Glaubst du, dass wir uns alle irgendwann einmal wiedersehen?" ich überlegte. Wir waren zu einer kleinen Familie geworden in der Zeit welche wir hier zusammen verbracht hatten. „Irgendwann bestimmt. Aber ich denke, dass es noch dauern wird. Wir haben uns doch alle das letzte mal vor einem Monat gesehen." „ich weiß, aber stell dir mal vor, wir würden den Kontakt verlieren und uns nie wieder sehen. Irgendwann würden wir die Namen der anderen vergessen und-" weiter kam er nicht, da ich ihn unterbrach. „Halt den Ball flach Maurice. Wir werden uns schon nicht vergessen und irgendwann werden wir uns auf jeden Fall alle wieder sehen. Spätestens Weihnachten, weil wir doch alle zu Joshua Ski-fahren wollen. Schon vergessen?" „Nein aber", er unterbrach sich selber und atmete einfach nur laut auf. Doch ich war zu müde um mich weiter damit auseinander zu setzen. Wir würden uns wieder sehen. Zumindest hoffte ich das.

Weiter kamen meine Gedanken nicht, da mein Kopf sich in einen traumlosen Schlaf gesetzt hatte und ich vor mir hin schlummerte.

Der nächste Morgen war ziemlich schmerzhaft. „Du schreibst mir, wenn du zu Hause bist, klar Lou", sprach mir Maurice zu, als ich auf ihn zuging um mich zu verabschieden. Ich nickte nur, da ich keinen Ton herausbekommen würde. Meine Mutter und Ben saßen bereits im Auto, doch ich wollte mich noch ein letztes mal richtig verabschieden, von allen. Maurice drückte mich sehr fest. Ich drückte mein Gesicht gegen seine Brust. Die Tränen liefen einfach meine Wange herunter, doch es störte ihn nicht. Stattdessen drückte er mich nur noch näher zu sich. Als wir uns voneinander lösten, guckten wir uns noch einmal ins Gesicht. Er legte seine Hände an meine Wangen und strich mir die Tränen mit seinem Daumen weg. „Ich habe dich lieb", sprach ich so leise, sodass nur er mich hören konnte. „Ich dich auch Louchen", hatte er genauso leise geantwortet. Mit einem letzten leichten Lächeln, drehte ich mich um und ging in Richtung Auto. Ich spürte, dass er mir hinterher sah. Dies machte es nur noch schwerer mich nicht noch einmal umzudrehen und zu winken. Doch ich wollte es nicht. Dann täte es nur noch doller weh. Ich ging auf unser Auto zu, welches neu war, und stieg hinten ein. Ich schloss die Tür, schnallte mich an und schaute hinaus. Der Motor startete und wir rollten vom Parkplatz der Reha. Nur noch Maurice stand da und winkte mir hinterher. Doch auch er drehte sich um und trat wieder ins Haus.

„Warst du mit ihm zusammen", ertönte nun die Frage meiner Mutter von vorne. „Nein, er ist mein bester Freund. Fast schon wie ein großer Bruder." Mehr sagten wir nicht. Ich nahm meine kabellosen Kopfhörer und steckte mir beide in die Ohren. Meine Musik stellte ich auf ganz laut. Mein Kopf fand Platz an der Fensterscheibe und meine Augen schlossen sich immer mehr. Ich schlief nicht ein, doch ließ das letzte Jahr noch einmal Revue passieren. Was alles passiert war und was mich jetzt zu Hause erwartete.

Wir fuhren knappe fünf Stunden, in welchen ich der faulste Mensch auf Erden war. Ich hörte nichts was geredet wurde, sondern konzentrierte mich auf meine Musik. Ich schaut auf die Autos welches an uns vorbeirollten. Gleich war ich zu Hause.

Ein Blick auf das Navi verriet mir, dass es noch knappe dreißig Minuten bis nach Hause waren. Also begann ich zu rechnen. In der halben Stunde könnte ich noch circa zehn Lieder hören. So suchte ich meine zehn liebsten Lieder aus der Playlist und setzte diese in die Warteschlange. Mit meinem Oberschenkel wippte ich zum Takt mit und auch mein Kopf stand nicht ganz still.

Zu Hause angekommen passierte nicht all zu viel. Eigentlich fast gar nichts. Ich räumte nur alles auf. Es hatte sich einfach nichts verändert. Doch da fiel mein Blick auf meinen Nachttisch. Mit großen Schritten stand ich davor und griff vor das Bild von meinem Vater und mir, welches mittlerweile ich einem Bilderrahmen stand. Davor lag die Kette. Aber nicht mein Stück, dieses hatte ich immer an gehabt. Nein, es war seine Kette. Das Gegenstück zu meiner Kette. Ich ließ mich auf meinem Bett nieder und legte den Anhänger zwischen meine Finger. Sie fühlte sich so vertraut an. Ein paar Tränen flossen über mein Gesicht. Doch als meine Tür sich öffnete, wischte ich diese schnell weg.

Meine Mum trat ins Zimmer. Als sie erkannte, dass ich ein wenig weinte, setzte sich neben mich und umarmte mich. Ihr Blick fiel ebenfalls auf die Kette und sie löste sich von mir. „Ich habe sie beim Aufräumen gefunden. Aber mir steht sie nicht zu. Es ist eure." „danke Mum", antwortete ich ihr. Erneut nahm sie mich in den Arm und wiegte mich hin und her. Doch als wir uns dieses mal endgültig voneinander lösten stand sie auf. Ihr Blick wanderte durch mein Zimmer, bis ihr ein Einfall kam. Sie ging Schnur stracks auf mein Bücherregal zu und zog ein schön eingebundenes Heft hervor.

„Ich habe es an dem tag von deinem Unfall auf deinem Bett liegen sehen. Darin war nichts zu sehen. Es war leer. Doch woher hast du es überhaupt?" Eine Erinnerung nagte an meinem Gedächtnis. „Ich habe es geschenkt bekommen." Sie nickte und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. „ich muss noch einmal runter. Bis nachher. Ich ruf dich, wenn es Essen gibt." „Alles klar", bekam sie als Antwort. Sie verließ das Zimmer, doch steckte ihren Kopf noch einmal ins Zimmer. „Und Lou" ich blickte sie an. „Es ist schön, dass du wieder da bist. Ich habe dich lieb" Ich lächelte. „Ich dich auch Mum."

Als sie dieses mal endgültig mein Zimmer verlassen hatte, ging ich auf mein Bücherregal zu. Dort zog ich das schön eingebundene Buch heraus und ging damit zu meinem Bett. Ich setzte mir darauf und legte die Beine hoch. Ich schlug es auf und plötzlich durchflutete mich eine Welle voller Erinnerungen...

The Book || a Fred Weasley Fan-Fiction (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt