Teil 55

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Alec

Es ist Wochenende und wie immer in den letzten Wochen, versuche ich so lange wie möglich im Schlafzimmer zu bleiben, um Magnus nicht zu begegnen. Es tut einfach zu weh.
Dieses Mal ist es anders als sonst, denn eigentlich verschwindet er auch Samstags zu Ragnor in die Bar und erst dann komme ich hinaus, um wieder einen einsamen Tag zu verbringen.

Als es klingelt, zucke ich zusammen und lausche angestrengt, ob ich etwas höre aber ich erkenne lediglich Magnus' Schritte, die zur Tür gehen. Eine Weile tut sich nichts aber dann klopft es bei mir. Ein sichtlich blasser Magnus streckt seinen Kopf herein. "Alexander? Wir haben ein Problem." krächzt er und ich ziehe die Augenbrauen nach oben. Schnell fahre ich mir noch einmal durch die Haare und folge ihm ohne weitere Fragen ins Wohnzimmer.

In einer Ecke sitzt ein fremder Mann und betrachtet uns von oben nach unten. "Magnus, was hat das alles zu bedeuten?" frage ich und er deutet auf den Fremden. "Das ist er. Der Mann, der mich ständig verfolgt." sagt er und meine Augen zucken sofort zu dem Unbekannten. "Was wollen Sie?" frage ich kalt und der Mann kichert leise. Er legt seine Fingerspitzen aneinander und sein Blick bereitet mir eine unangenehme Gänsehaut.

"Was ich will, Mr. Lightwood? Sehen, wie weit Sie bereit sind zu gehen, um Ihre Firma zu behalten." antwortet er ruhig. Ich schnappe nach Luft. "Wer zum Teufel sind Sie?" knurre ich und er deutet auf unser Sofa. "Bitte setzen Sie sich doch. Das hier wird eine Weile dauern." grinst er und mir ist danach, meine Faust auf seine Nase krachen zu lassen aber Magnus zieht mich am Arm auf die Couch und so setze ich mich.

"Ich bin Privatdetektiv und mein Name tut nichts zur Sache. Ihre Mutter hat mich beauftragt, um alle schmutzigen Geheimnisse Ihres Ehemannes herauszufinden." Er deutet auf Magnus, der wie von selbst, meine Hand findet. Beruhigend streichel ich darüber und wende mich dann wieder dem Mann zu.
"Ergebnislos was?" frage ich süffisant und er lacht laut. "Nicht so ganz, wie ich finde. Meine Nachforschungen haben ergeben, dass Ihr Mann vorher ein Stripper war." platzt er heraus und sieht mich erwartungsvoll an.

"Das weiß ich schon und es ändert gar nichts. Wenn ich Sie dann bitten dürfte, meine Wohnung zu verlassen." antworte ich ruhig und für einen kleinen Moment scheint er die Fassung zu verlieren. Dann aber schüttelt er den Kopf. "Okay, hätte ich mir denken können aber das ist nicht alles. Vielleicht möchte Mr. Bane Ihnen selbst etwas erzählen." spricht er weiter und ich sehe Magnus an.

"Nein, möchte ich nicht. Was auch?" sagt er leise und wird noch blasser. "Ich bin mir sehr sicher, Ihre Schwiegermutter würde es sehr interessieren, dass Ihre Ehe ungültig ist." lässt er die Bombe platzen und ich zucke zusammen. "Ungültig?" frage ich nach und der Fremde nickt. "Ich will Ihrem Mann nichts vorweg nehmen aber er kann uns vielleicht besser erklären, wer Camille Belcourt ist."

Magnus springt auf und zittert am ganzen Körper. "Sie Arschloch, woher wissen Sie von Camille?" schreit er den Mann an, doch dieser lacht wieder. "Wenn ich das nicht wüsste, hätte ich wohl meinen Beruf verfehlt. Los, sagen Sie Ihrem Mann, wer Camille ist oder soll ich es tun?" Zum Ende hin ist seine Stimme gefährlich tief geworden und ich sehe zwischen den beiden hin und her.

"Alexander, egal, was du jetzt zu hören bekommst, es hat nichts mit dir zu tun. Bitte glaub mir, denn Camille bedeutet mir nichts." sagt Magnus so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann. "Sprich." fordere ich ihn auf und er seufzt.
"Ich habe sie kennengelernt als ich gerade achtzehn war. Sie kam eines Tages in die Bar, völlig verängstigt und ohne einen Cent in der Tasche. Es stellte sich heraus, dass sie erst ein paar Tage in Amerika war, sie kam aus Frankreich her, um sich einen Namen als Sängerin zu machen aber kaum war sie hier, wurde sie überfallen und ausgeraubt. Ragnor hat sich um sie gekümmert und Camille und ich haben uns angefreundet. Sie hat bei uns gewohnt und durfte einige Auftritte in der Bar machen. Sie war echt gut und die Leute haben sie geliebt." erzählt er und aufmerksam höre ich ihm zu, auch wenn mein Herz sich vollkommen verkrampft.

"Als ihr Visum ablief, war klar, dass wir alles tun, damit sie bleiben kann. Du musst mir glauben, zwischen ihr und mir war nichts aber wir haben geheiratet, damit sie bleiben kann." flüstert er dann und ich habe das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. "Kurz darauf, hat sie uns verlassen, um ihre Karriere anzukurbeln und sie hatte großen Erfolg. Ihr Künstlername Cara wird dir mehr sagen." sagt er dann und ich keuche auf. "Die Cara?" frage ich und er nickt.

"Genau die aber wir haben uns scheiden lassen, deswegen verstehe ich das Problem nicht." spricht er weiter und ich sehe wieder den Fremden an. "Oh, nicht so ganz. Sie haben die Papiere unterschrieben, Mr Bane aber haben Sie sich nicht gewundert, dass Sie niemals die Scheidungsurkunde bekommen haben?" grinst er und mir wird eiskalt.

Magnus wird stocksteif neben mir und starrt den Mann an. "Ihre liebe Ehefrau hat sie nie eingereicht. Sie hat es wohl schlichtweg vergessen, was bedeutet Sie sind noch immer mit ihr verheiratet und Ihre Ehe mit Mr. Lightwood ist damit ungültig." knurrt der Mann und in mir zerbricht etwas. Tausend Gedanken rasen durch meinen Kopf und ich suche verzweifelt nach einer Lösung.

Schließlich stehe ich auf. "Was kostet es, Ihr Schweigen zu erkaufen?" frage ich dann tonlos und wieder grinst er. "Ich sehe, wir verstehen uns. Sie müssen verstehen, dass ich Ihrer Mutter etwas liefern muss und sie bezahlt sehr gut." antwortet er und ich räuspere mich. "Jeder hat seinen Preis, also wieviel wollen Sie?"

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