Teil 15

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Alec

Vor dem Spiegel richte ich am nächsten Morgen meine Krawatte und denke über den gestrigen Abend und vorallem die Nacht nach.
Bei Magnus hab ich mich so locker und frei gefühlt, so sehr, dass ich all meine guten Manieren scheinbar vergessen habe. Was ist nur in mich gefahren? Alexander Lightwood beschmiert niemanden mit Eis und schon mal gar nicht, leckt er es einem fast Fremden von der Brust.

Nachts, als ich wach geworden bin, habe ich Magnus gesucht und regelrecht Sehnsucht nach ihm gehabt und bin deswegen aufgestanden. Ich hab ihn im Flur stehen sehen und bin meinen Instinkten nachgegangen und hab mich an ihn gekuschelt. Will habe ich erst gar nicht registriert und als ich es dann doch getan habe, ist mir mein Blut in den Adern gefroren. Magnus hat keinerlei Fragen danach gestellt aber er hat Will sehr deutlich gemacht, dass er raus ist.
Vielleicht rufe ich ihn an, wenn Magnus und ich uns scheiden lassen.

Wieso mache ich mir selbst etwas vor? Ich will keinen Will und auch sonst niemanden in meinem Leben. "Reiss dich zusammen, Alec." sage ich zu meinem Spiegelbild. "Eineinhalb Jahre und du hast es hinter dir." Damit nicke ich mir zu und gehe hinüber in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. "Magnus, bist du wach?" rufe ich laut. "Nein." höre ich ihn aus dem Schlafzimmer murmeln und ich muss lachen. "Steh auf und trinke einen Kaffee mit mir." erwidere ich und ich höre ihn fluchen.

Keine zehn Sekunden später, steht er in der Küche und ist wieder nackt. Schnell wende ich mich ab und hantiere an der Maschine herum. "Sorry, ich zieh mir was an." höre ich ihn sagen und erleichtert drehe ich mich um und riskiere einen Blick auf seinen Hintern. "Ich kann spüren, dass du guckst." sagt er und ohne sein Gesicht zu sehen, weiß ich, dass er grinst. Ich beschließe, nichts dazu zu sagen und stelle den Kaffee auf den Tresen.

"Was machen wir heute, dass du mich so früh aus dem Bett schmeisst?" fragt er bei der zweiten Tasse eine halbe Stunde später. "Wir sehen uns den Vertrag an." antworte ich und er sieht verblüfft aus. "An einem Sonntag?" entfährt es ihm und ich nicke. "Ich hab ihn hier." erwidere ich und er schüttelt den Kopf. "Und warum hast du ihn mir nicht schon gestern gegeben?" Er sieht mich misstrauisch an und ich seufze.

"Ich wollte die letzten beiden Tage nutzen dich ein bißchen kennenzulernen." sage ich und er kneift die Augen zusammen. "Das heißt, wenn ich mich nicht benommen hätte, hättest du mir den Vertrag erst gar nicht gegeben, richtig?" Er sieht verletzt aus und ich frage mich warum. "War das falsch?" frage ich und dieses Mal seufzt er. "Nein. Ich weiß nicht. Schließlich habe ich mein Leben quasi schon zurück gelassen, um zu dir zu ziehen." murmelt er und spontan greife ich nach seiner Hand.

"Und genau so soll es sein. Gehen wir ins Wohnzimmer und du kannst den Vertrag in Ruhe lesen." Er nickt und geht mit seiner Tasse hinüber und kuschelt sich auf das Sofa. "Du brauchst dringend eine neue Couch. Diese hier ist nicht sonderlich bequem." stellt er fest und ich runzel die Stirn. "Die ist neu und außerdem hat sie mehrere tausend Dollar gekostet." sage ich und er sieht mich skeptisch an. "Bequem ist sie trotzdem nicht. Also, her mit dem Knebelvertrag." fordert er und streckt die Hand aus.

Zögerlich reiche ich ihm die Papiere und beobachte ihn, wie er konzentriert liest. Seine Haare stehen wild in alle Richtungen und er legt seine Stirn immer mal wieder in Falten. Schließlich sieht er auf. "Scheint alles in Ordnung zu sein aber eine Sache muss ich dir noch sagen." sagt er leise und ich sehe ihn fragend an. Was kommt jetzt?

Er holt tief Luft. "Der Name. Mein Name muss geändert werden." sagt er dann und ich setze mich neben ihn, um auf den Vertrag zu sehen. "Aber da steht doch Magnus Fell, also alles richtig." erwidere ich und er weicht meinem Blick aus. "So heiße ich nur nicht. Mein Name ist nicht Fell, sondern Bane." murmelt er und ich habe tausend Fragen im Kopf.

"Und warum sagst du das nicht?" frage ich und er zuckt mit den Schultern. "Der Mann, bei dem ich aufgewachsen bin heißt Ragnor Fell, aber er hat mich nie offiziell adoptiert oder sowas. Trotzdem hat er mich überall als seinen Sohn vorgestellt und mich immer Magnus Fell genannt." sagt er schließlich und hebt dann den Blick.

"Was ist mit deinen Eltern?" platze ich heraus. "Ich will nicht darüber reden. Es reicht, dass du weißt, dass ich keine Eltern habe und Ragnor mein Vater ist." Ich nicke. "Der mit dem Stripladen." stelle ich fest und Magnus sieht mich böse an. "Es ist viel mehr als das. Es ist ein Club und kein Laden. Der Club ist Ragnors Traum und er hat uns täglich etwas zu Essen und ein Dach über dem Kopf beschert und das ist verdammt nochmal keine Selbstverständlichkeit aber sowas kannst du nicht wissen. Du wurdest schon reich geboren und musstest dir nie Sorgen machen um Geld." knurrt er und ich hebe die Hand.

"Entschuldige. Ich wollte dir nicht zu nahe treten und das mein Dad reich war, hab ich mir ja nicht ausgesucht, Magnus. Es war eben so und ich bin so aufgewachsen. Muss ich mich jetzt dafür rechtfertigen? Du hast schließlich auch etwas davon." schieße ich zurück und er starrt mich an.

"Du hast Recht. Gib mir einen Stift. Ich unterschreibe und du kannst meinen Namen nachträglich ändern." sagt er leise. "Ist das jetzt unser erster Streit?" versuche ich die Stimmung aufzulockern und gebe ihm einen Kugelschreiber. Ohne zu antworten, setzt er seinen Namen darunter und steht dann auf. "Ich gehe mal duschen." murmelt er und lässt mich alleine zurück auf meiner unbequemen Couch.

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