Teil 59

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Alec

Magnus ist nicht da, als ich nach Hause komme aber das ist mir ganz Recht, denn so kann ich meine Rede an ihn noch mal üben. Immer wieder tigere ich durch das Wohnzimmer und als es draußen dunkel wird und er noch immer nicht da ist, werde ich langsam unruhig. Ein Blick auf mein Telefon zeigt mir, dass er am Nachmittag versucht hat, mich anzurufen und er eine Nachricht hinterlassen hat.

"Alexander, ich konnte alles mit Camille klären. Sie hat sofort veranlasst, dass die Papiere bei Gericht landen. Es tut mir so leid, ich hoffe, du glaubst mir. Wir müssen reden aber bevor mich der Mut verlässt, muss ich dir was sagen. Ich liebe dich."
höre ich seine Stimme und sofort klopft mein Herz wie wild. "Und ich liebe dich." flüstere ich in die leere Wohnung.

Irgendwann muss ich auf dem Sofa eingeschlafen sein und werde wach, als es klingelt. Erschrocken sehe ich auf die Uhr und stelle fest, dass es bereits kurz vor Mitternacht ist und ich springe so schnell auf, dass mir kurz schwindelig wird.
Eilig gehe ich zur Tür und drücke die Gegensprechanlage. "Magnus?" frage ich mit belegter Stimme. "Mr. Lightwood-Bane, hier spricht Officer Miller. Dürfen mein Kollege und ich hochkommen?" höre ich eine fremde Stimme und Angst überwältigt mich. Mit zittriger Hand drücke ich den Knopf und warte, bis die beiden Polizisten vor mir stehen. "Dürfen wir hereinkommen?" fragt mich der Ältere der beiden und ich kann nur nicken. Ein merkwürdiges Gefühl überkommt mich und ich versuche nicht zusammenzubrechen.

"Bitte." krächze ich dann und deute auf das Sofa. Der Officer räuspert sich. "Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass ihr Mann heute einen schweren Unfall hatte. Er wurde angefahren und der Fahrer ist geflüchtet. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis jemand ihn gefunden hat." sagt er ruhig und ich kann das Blut in meinen Ohren rauschen hören. "Was? Ist er, ist er....?" Ich breche ab, zu schmerzhaft ist es, das auszusprechen.

Zu meiner Erleichterung schüttelt er den Kopf. "Nein, ihr Mann lebt aber er ist sehr schwer verletzt. Ich bin kein Arzt, es ist nur unsere Aufgabe die Angehörigen zu informieren. Er liegt im Memorial und wenn Sie möchten, bringen wir Sie hin." schließt er und sieht mich erwartungsvoll an. Wie mechanisch nicke ich. "Ja bitte. Ich ziehe mir schnell Schuhe und Jacke an." erwidere ich.

Eine halbe Stunde später, kommen wir im Krankenhaus an und ich bedanke mich bei den Polizisten und eile hinein. Am Empfang werde ich auf Station drei verwiesen und genau dort renne ich schon fast hin. Eine Schwester sieht mich fragend an. "Lightwood-Bane. Mein Mann wurde eingeliefert." stoße ich atemlos hervor und die Frau tippt etwas in ihren Computer. Dann sieht sie mich schon fast mitleidig an und deutet auf den Wartenereich. "Bitte nehmen Sie Platz. Dr. Jones kommt gleich zu Ihnen." sagt sie und ich nicke. Die Sorge um Magnus scheint mich aufzufressen und ich stehe vollkommen neben mir.

"Bist du Alec?" spricht mich plötzlich ein Mann an und fragend sehe ich ihn an. "Der bin ich. Und Sie sind wer?" erwidere ich. "Ich bin Marc und habe Magnus gefunden. Es ist vor der Bar passiert." sagt er leise und ich betrachte ihn aufmerksam. "Was ist passiert?" frage ich und er scheint nervös zu werden. "Ich weiß nicht genau. Wir haben etwas getrunken und uns unterhalten und irgendwann ist er gegangen. Als ich nach Hause gehen wollte, habe ich ihn am Straßenrand gefunden." erklärt er und ich nicke. "Haben Sie Ragnor informiert?" frage ich und er nickt. "Er ist auf dem Weg." antwortet er knapp.

"Mr. Lightwood-Bane?" spricht mich eine Frau im weißen Kittel an und ich springe auf. "Ja. Was ist mit meinem Mann?" frage ich nervös. "Mein Name ist Kate Jones und ich habe Ihren Mann behandelt. Er wurde mit sehr schweren Verletzungen eingeliefert. Ihr Mann hat starke innere Blutungen, die gestoppt werden mussten. Wir mussten eine Niere entnehmen und die Milz ebenfalls. Seine Leber ist auch in Mitleidenschaft gezogen worden aber wir konnten sie retten." redet sie auf mich ein und ich kann sie nur anstarren. "Ich will ehrlich mit Ihnen sein. Die Chancen, dass er das überlebt stehen momentan nicht sonderlich gut aber wir haben ihn soweit stabilisiert und ihn in ein künstliches Koma versetzt. Das braucht er, damit er sich erholen kann. Die nächsten Tage werden zeigen, ob er es schaffen wird. Sobald er sich einigermaßen erholt hat, werden wir versuchen ihn zurückzuholen aber er muss es dann alleine schaffen. Bis dahin bleibt Ihnen nur zu beten. Wollen Sie jetzt zu ihm?" Ihre Worte treffen mich tief und ich fühle mich schwach. "Ja bitte." flüstere ich und sie nickt. "Jemand wird Sie gleich zu ihm führen. Reden Sie mit ihm, es ist wichtig, dass er weiß, dass er nicht alleine ist."

"Warten Sie hier auf Ragnor?" krächze ich an Marc gewandt und dieser nickt. Er weint und ist schneeweiß im Gesicht. "Das mache ich. Gehen Sie zu Magnus." sagt er leise und in diesem Moment kommt eine Krankenschwester und führt mich auf die Intensivstation. Ich bekomme Schutzkleidung und werde dann zu ihm gebracht. Als ich ihn sehe, schluchze ich leise auf. Blass liegt er da und er sieht so klein aus in dem Bett. Überall hängen Kabel und aus seinem Mund kommt ein Schlauch. "Keine Sorge. Das braucht er um zu atmen und die Kabel überprüfen seine Werte. Setzen Sie sich einfach zu ihm." sagt die Schwester freundlich zu mir und so ziehe ich einen Stuhl heran und greife vorsichtig nach seiner Hand.

"Magnus, ich bin da." sage ich erstickt und kann nicht verhindern, dass mir die Tränen über mein Gesicht laufen.
"Was machst du denn nur? Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen, hörst du? Ich brauche dich." sage ich leise und betrachte das hübsche Gesicht von meinem Nicht-Ehemann. Das niemand erfährt, dass wir nicht verheiratet sind, ist jetzt wichtiger denn je und ich streiche über seinen Ehering. "Ich bin so ein Idiot, weißt du. Anstatt dir zu glauben, renne ich nur weg, dabei wollte ich dir heute sagen, dass ich dich genauso liebe. Komm zurück, bitte."

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