Teil 36

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Magnus

"Mr. Bane, Sie müssen schon still halten, sonst verletze ich Sie noch." meckert die junge Frau namens Heidi mit mir, während sie mit Stecknadeln an mir herumwerkelt. Alecs Blick schießt sofort zu mir und ich lächel ihn beruhigend an. Mir ist das alles zu viel, können wir nicht einfach einen Smoking von der Stange nehmen?

"Denk erst gar nicht dran, Magnus." brummt Alec und überrascht sehe ich ihn an. "Kannst du Gedanken lesen?" erwidere ich und er zwinkert mir zu.
"So ziemlich jeder kann erkennen, dass du darauf keine Lust hast." kommt es da von Sebastian und amüsiert sehe ich zu ihm herüber. Er sitzt auf dem Sofa und schaut uns dabei zu, wie unsere Smokings angepasst werden. Ich muss lachen. "Scheinbar kann hier jeder im Raum in meinen Kopf hineinsehen." stelle ich fest und Sebastian zuckt mit den Schultern. "So ist das eben, wenn man jemanden mag." murmelt er und sofort zucken meine Augen zu Alec, der den Jungen mit den Augen fixiert aber schweigt.

"So, jetzt habe ich alles, was ich brauche. Die Smokings werden in einer Woche zur Abholung bereit sein." mischt sich da die Schneiderin ein und beäugt mich noch einmal lange. "Sie sind weiterhin sicher bei der Farbe?" fragt sie und ich nicke. "Bin ich." antworte ich fest und sie seufzt ergeben. "Nun ja, es ist selten aber kommt vor. Natürlich nähe ich alles nach Ihren Wünschen, Sir." erwidert sie und packt ihre Sachen zusammen.

Nachdem Alec Heidi verabschiedet hat, lässt er sich neben Sebastian auf das Sofa fallen. "Das ist alles anstrengender, als ich dachte." seufzt er und Sebastian lacht spöttisch. "Vielleicht solltet ihr euch das noch mal überlegen?" fragt er und Alec starrt ihn an. "Das hättest du wohl gerne, wie?" zischt er und ich hebe die Hände. "Wow, was genau geht hier gerade vor sich?" frage ich misstrauisch und beide sehen mich an.

"Der Kleine steht auf dich." sagt Alec. "Das du das nicht selbst merkst, wundert mich, so wie er dich anhimmelt." schiebt er hinterher, als ich Sebastian fassungslos ansehe. "Alexander, rede doch nicht so einen Unsinn oder ist das wahr?" frage ich leise und der Junge schüttelt den Kopf. "So ein Quatsch. Ich weiß nicht, warum er sowas sagt." murmelt er und deutet mit dem Finger auf Alec, der in diesem Moment aufsteht. "Er fährt jetzt nochmal ins Büro. Wir sehen uns später." sagt er und rauscht ohne einen Abschiedskuss an mir vorbei.

Ich bin vollkommen durcheinander und lasse mich auf den freien Platz, auf dem eben noch mein Verlobter gesessen hat, fallen. "Ich verstehe gar nichts mehr. Wie kommt Alec denn darauf, dass du überhaupt auf Männer stehst?" grübel ich und Sebastian zuckt mit den Schultern. "Damit hat er nicht ganz Unrecht. Also, ich bin bisexuell. Ich hoffe, dass ist kein Problem." sagt er leise und ich sehe ihn kurz an. "Nein, es ist kein Problem aber ich verstehe Alec gerade nicht. Er verwirrt mich." Sebastian rutscht etwas näher an mich heran. "Verstehe ich. Das tut mir sehr leid, dass ihr euch wegen mir gestritten habt." Ich tätschel ihm über die Hand. "Mach dir keine Gedanken. Wir haben uns ja nicht mal richtig gestritten. Weißt du was? Ich koche uns beiden jetzt etwas.

Zwei Stunden später sitzen wir wieder auf dem Sofa, wir haben gut gegessen und aus Frust, dass Alec sich nicht einmal gemeldet hat, bin ich dazu übergegangen Wodka zu trinken. "Darf ich auch einen?" fragt Sebastian und ich schüttel den Kopf. "Du bist keine einundzwanzig, sondern erst achtzehn, mein Lieber und glaub mir, mit Alkohol fängt man am besten so spät wie möglich an." antworte ich und er seufzt. "Klingt, als hättest du damit Erfahrung." stellt er fest und ich muss kurz grinsen, als ich an meinen ersten Alkoholexzess mit Ragnor zurück denke. "Ja, hab ich." erwidere ich knapp und trinke noch einen großen Schluck.

Sebastian rutscht wieder näher zu mir. "Erzähl mir davon." fordert er mich leise auf und ich lehne mich zurück und schließe die Augen. "Ich habe zu meinem Dad gesagt, dass ich alt genug bin und er hat gelacht und mir ein großes Glas Whiskey gegeben. Es hat mir nicht einmal geschmeckt aber das wollte ich nicht zugeben." schwelge ich in Erinnerungen. "Nach kurzer Zeit war ich vollkommen betrunken und hab anschließend das ganze Badezimmer vollgekotzt." lache ich leise und denke an Ragnor. Er fehlt mir und ich nehme mir vor, ihn morgen anzurufen. "Das klingt wirklich nicht so, als müsste ich diese Erfahrung machen." sagt Sebastian und ich nicke. Meine Augen sind noch immer geschlossen und ich versuche einen klaren Gedanken zu fassen. In meinem Kopf wirbeln Bilder herum. Ich sehe Ragnor, die Bar, Marc und vorallem Alec vor mir und mir entkommt ein kleiner Seufzer.

"Alles okay, Magnus?" fragt Sebastian leise und ich spüre, wie er sanft über meine Wange streicht. "Was machst du denn da?" frage ich und öffne die Augen. Erschrocken sehe ich, wie nahe er mir ist. Er hat sich über mich gebeugt und bevor ich reagieren kann, hat er seine Lippen auf meine gedrückt.

"Raus." erklingt in dem Moment Alecs Stimme und ich stoße Sebastian von mir, um aufzuspringen. In der Tür steht mein Verlobter und er ist schneeweiß im Gesicht. Wütend funkelt er mich an, während ich meine Hände hochhalte. "Alexander, das ist nicht das, wonach es aussieht. Es ist nichts vorgefallen zwischen uns. Ich schwöre es." versuche ich es aber Alecs Gesichtsausdruck bestätigt mir, dass er mir kein Wort glaubt. "Ich habe Augen im Kopf, Magnus." knurrt er und Sebastian steht nun ebenfalls auf.

"Magnus, du merkst doch selbst, was zwischen uns ist." sagt er und fassungslos starre ich ihn an. "Was? Bist du durchgeknallt? Zwischen uns ist gar nichts, Sebastian." Ich fahre mir durch die Haare und versuche einen klaren Gedanken zu fassen. "Alexander, bitte glaub mir doch." bettel ich aber er schüttelt den Kopf. "Raus. Alle beide sofort raus hier." brüllt er plötzlich und Sebastian packt mich am Arm. "Nun komm schon." fordert er mich auf und ich lasse zu, dass er mich hinter sich her zur Tür schleift. "Alexander." versuche ich es nochmal aber er antwortet nicht und so verlasse ich das Loft, um anschließend vor der geschlossenen Tür zusammen zubrechen.

"Nun komm schon, Magnus. Wir haben hier nichts mehr verloren." fordert Sebastian mich auf und ich sehe ihn wütend an. "Hau ab und zwar so schnell, wie möglich. Zwischen uns ist nichts und wird es auch niemals sein." knurre ich und er wird blass. "Ich dachte, du magst mich." flüstert er und ich nicke. "Das tue ich auch aber nicht so, wie du dir das gedacht hast. Eher wie einen kleinen Bruder aber nicht als Mann an meiner Seite. Ich gehöre hierher." antworte ich leise und deute auf die Tür hinter mir. Sebastian starrt mich einen Moment an, bevor er sich umdreht und ohne ein weiteres Wort wegläuft.

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