Teil 64

2.2K 246 36
                                    

Magnus

Müde starre ich an die gegenüberliegende weiße Wand und versuche meine Schmerzen zu ignorieren, die die Operationsnarben verursachen. Ich könnte natürlich nach einer höheren Dosis Schmerzmittel fragen aber Dr. Jones hat mir ganz klar zu verstehen gegeben, dass mir das einen noch längeren Aufenthalt im Krankenhaus bescheren wird und ich will eigentlich nur noch nach Hause.

"Hey, schläfst du?" höre ich jemanden flüstern und mein Blick zuckt zur Tür. Zu meiner Freude steht dort Cat, die mich unsicher ansieht. "Cat, komm rein." fordere ich sie auf und zögerlich kommt sie näher. "Ich frage mal nicht, wie es dir geht." sagt sie augenzwinkernd und küsst mich sanft auf die Wange. "Danke. Es dürfen jetzt also mehr Leute zu mir." stelle ich fest und sie nickt und setzt sich auf den Stuhl, wo vor wenigen Stunden noch Alec gesessen hat.

Kurz schweigen wir, bis sie mich mustert. "Eine Scheinehe also." sagt sie dann und ich runzel die Stirn. "Alexander hat es dir erzählt?" frage ich und sie nickt. "Erst hatte ich darüber nachgedacht, sauer auf euch beide zu sein, dass ihr mich so belogen habt aber Alecs Argumente klangen ziemlich schlüssig, also hab ich euch verziehen. Alleine wäre mir das nie aufgefallen, so wie ihr euch verhalten habt." Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Wie meinst du das?" frage ich und sie lächelt. "Ich denke, ihr seid euch gegenseitig von Sekunde eins an verfallen. Ihr gehört zusammen und deswegen überrascht es mich gar nicht, dass es ernst geworden ist." erwidert sie.

"So war es wohl aber er hat lange gebraucht, um es zuzulassen." murmel ich und sie nickt. "Ich weiß. Mittlerweile kenne ich Alec ja schon einige Jahre und nie habe ich erlebt, dass er jemanden an sich herabgelassen hat. Warum habe ich nie herausgefunden aber ich schätze, das lag an seinen Eltern." Wieder schweigen wir.

"Und du warst echt ein Stripper?" platzt sie dann heraus und ich muss lachen. "Aua, lachen tut weh." sage ich und halte mir die Hand auf die Wunde. Erschrocken sieht sie mich an. "Soll ich einen Arzt rufen?" fragt sie und ich schüttel den Kopf. "Bloß nicht, die geben mir nur wieder mehr Medikamente und ich will klar im Kopf bleiben." wehre ich ab und sie seufzt. "Wie du willst." entgegnet sie. "Ja, ich war Stripper und habe nie etwas vernünftiges gelernt. Ich kann natürlich verstehen, wenn du nicht mehr mit mir arbeiten willst." sage ich dann leise und sie reisst die Augen auf.

"Spinnst du? Seit du da bist, macht alles viel mehr Spaß. Nichts gegen deinen Mann aber eine richtige Spaßkanone ist er nicht." ruft sie und wieder muss ich lachen. "Danke für das Kompliment. Heißt, du möchtest mich weiterhin in der Firma haben?" erwidere ich und sie nickt wild. "Was eine Frage, natürlich will ich. Du glaubst nicht, wie viele Menschen ständig fragen, wann du wieder kommst. Du hast so viele Anfragen, so viele Telefonate, dass ich fast schon neidisch bin aber eben nur fast." grinst sie. "Außerdem bist du mein Freund, Magnus." sagt sie dann leiser und ich greife nach ihrer Hand. "Danke Cat. Das bedeutet mir sehr viel."

Irgendwann muss ich weggedämmert sein, denn als ich die Augen wieder aufmache, ist Cat verschwunden und an ihrer Stelle sitzt nun Izzy an meinem Bett und tippt auf ihrem Handy herum. Sie lächelt dabei und auch ihre Wangen sind rosa. "Wie heißt er?" frage ich und erschrocken zuckt sie zusammen. "Magnus, ich freu mich so sehr, dich zu sehen." sagt sie. "Ich freu mich auch, Kleines. Also, wie heißt er?" frage ich erneut und sie wird noch röter als vorher.

"Dir kann man wohl nichts vormachen. Simon. Sein Name ist Simon Lewis und wir kennen uns erst seit zwei Wochen." erwidert sie und ich muss lächeln. "Das ist schön. Wenn ich hier rauskomme, musst du ihn mir unbedingt vorstellen." antworte ich und sie nickt. "Werde erstmal gesund. Du hast uns allen einem gehörigen Schrecken eingejagt, weißt du." sagt sie dann ernst und ich seufze. "So war das nicht geplant, Izzy. Ich hab den Wagen nicht kommen sehen, plötzlich war er da und dann hat mich umgerissen. Mehr weiß ich nicht mehr."

In ihren Augen schimmern Tränen. "Wir waren alle vollkommen geschockt, als Alec uns informiert hat aber er? Er war nicht mehr er selbst. Ich musste ihn zwingen, sich ab und zu mal hinzulegen oder etwas zu essen. Ich habe meinen Bruder noch nie so gesehen." flüstert sie und ich nicke. "Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast." entgegne ich. "Natürlich, er ist mein Bruder und ich war so froh, dass er endlich zu seinen Gefühlen stehen wollte. Ich hab von Anfang an geahnt, dass du derjenige sein könntest, der ihn knacken kann. Der seine harte Schale durchdringen kann." sagt sie leise. "War es dein Plan, dass wir uns annähern?" frage ich und sie schüttelt den Kopf. "Nein, das nicht aber mein Bauch hat es wohl gewusst. Alec war immer so verschlossen, hat niemanden an sich heran gelassen und versucht uns zu verschweigen, dass er schwul ist." Sie lacht leise. "Als wenn das einen Unterschied gemacht hätte."

Ich greife nach ihrer Hand. "Du liebst deinen Bruder sehr." sage ich und sie nickt und schluchzt leise auf. "Er ist ein so guter Mensch. Immer hat er auf Jace und mich aufgepasst und nie an sich selbst gedacht. War der Therapeut unseres Vaters und hat sich alles von ihm einreden lassen. Alec hat sein Leben lang nach seinen Regeln gelebt und so schlimm es auch ist, wenn ich das sage aber für ihn war es besser, dass unser Dad gestorben ist. Sonst hätte Alec nie seinen eigenen Weg gefunden." weint sie und ich muss schlucken. "Du meinst, euer Vater war nicht der Heilige, zu dem Alexander ihn gemacht hat?" frage ich und sie schüttelt den Kopf.

"Für ihn gab es nur Alec, alle anderen waren ihm egal. Er hat immer nur gearbeitet und Mum war plötzlich nicht mehr unsere Mum. Keiner wusste, was zwischen den beiden vorgefallen ist, nur Alec hat es gewusst. Seitdem hat er angefangen unsere Mutter zu hassen, hat aber nie gesagt warum. Deutlich gezeigt hat er es ihr allerdings und sie hatte keine Chance mehr." Ich nicke. "Verstehe. Alec denkt, sie war es, die mich angefahren hat." platze ich heraus und sie reisst die Augen auf. "Was? Warum sollte sie das machen? Sie will die Firma nicht mal und außerdem war ich am Abend des Unfalls mit ihr zusammen."

Love contractWo Geschichten leben. Entdecke jetzt