Teil 6

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Magnus

Was zum Geier habe ich da gerade getan? Habe ich ernsthaft eingewilligt einen völlig Fremden zu heiraten? Zugegeben einen heißen Fremden aber immer noch fremd.
Ich war nervös als ich bei der Adresse geklingelt habe, die Izzy mir gegeben hat und wusste nicht, worauf ich mich da einlasse aber die Neugierde hat mich getrieben.

Mich hat fast der Schlag getroffen, als Izzys Bruder sich umgedreht hat. Seine dunklen Haare waren ein bißchen zu lang aber eindeutig dafür gemacht worden, dass man seine Finger darin vergraben kann. Sein Gesicht ist wie gemeißelt, er ist der schönste Mann, den ich je gesehen habe. Er ist groß, hat lange Beine und seine Hände.

Himmel, seine Hände sind der Wahnsinn. Lange schlanke Finger, gepflegt mit ordentlichen Fingernägeln. Er ist schlank, athletisch und ich frage mich kurz, wie er wohl unter seinem blauen Anzug aussieht. Sein Gesichtsausdruck ist ernst und gleichzeitig kann ich die Nervosität in seinen Augen sehen. Für einen Moment haben wir uns nur angestarrt und es scheint so, als hätte er mitten in meine Seele gesehen.

Schnell habe ich die Augen abgewendet, denn ich will für niemanden lesbar sein, niemand soll den echten Magnus sehen.
Das Loft in dem ich gestanden habe, war riesig und elegant eingerichtet. Es passt zu seinem Besitzer und um meine eigene Nervosität zu überspielen, habe ich mich auf das weiße Sofa fallen lassen und gefragt, um was es geht.

Jetzt stehe ich wieder auf der Straße und bin vollkommen überfordert mit der Situation. Ich soll diese Gottheit heiraten, um mich ein Jahr später wieder scheiden zu lassen, allerdings mit zwei Millionen Dollar in der Tasche. Ich weiß, Ragnor ist verschuldet und ich bin ihm so vieles schuldig. Ich hoffe, danach kann ich gehen und mein eigenes Leben führen, ohne mich ausziehen zu müssen. Wie gerne würde ich studieren, mein Traum ist es  Sozialpädagogik zu studieren, um Jugendliche von der Straße zu holen. Solche, wie ich es war.

Entschlossen gehe ich nach Hause, um mit Ragnor zu reden. Ich bin nicht dumm und werde die Wahrheit so biegen, dass wir beide etwas davon haben werden.
Ich finde ihn im Wohnzimmer, wo er auf der Couch liegt und fern sieht. "Hey. Wie war dein geheimnisvoller Termin?" brummt er und ich setze mich in den Sessel und schalte wortlos den Fernseher aus. "Warum hast du das gemacht? Es war gerade interessant." motzt er und ich beuge mich ein Stück nach vorne. "Das was ich zu sagen habe, ist interessanter. Glaub mir. Ragnor. Ich kündige."

Jetzt habe ich seine volle Aufmerksamkeit und bevor er explodieren kann, kläre ich ihn auf. Ich lasse nichts aus, nur reduziere ich die zwei Millionen Dollar auf eine halbe Million und ich verspreche ihm, ihm die Hälfte als Zeichen meiner Dankbarkeit abzugeben.
Er denkt eine Weile nach und nickt dann langsam.

"Also heiratest du. Ist das zu fassen, mein Sohn heiratet." Ich verdrehe die Augen. "Ich heirate ja nicht freiwillig, sondern weil wir beide danach weniger Geldprobleme haben, Ragnor. Wichtig ist, dass du mit niemandem darüber redest. Lass dir was einfallen, warum ich nicht mehr auftrete." Er grinst. "Okay, wie wäre es mit einem Auslandsbesuch bei meiner Mutter?" fragt er und innerlich haue ich mir vor die Stirn.

Ragnor ist manchmal nicht die hellste Kerze auf der Torte. "Ich verlasse ja nicht die Stadt, ich gehe nur in die Welt der Reichen. Stell dir vor, jemand sieht mich zufällig. Schlechte Idee." Er nickt. "Klar, du hast Recht. Dann mache ich einfach einen auf beleidigt, so als hätten wir zwei uns zerstritten. Ich sage, du arbeitest nicht mehr für mich und das ich nicht darüber reden will. Wie findest du das?"
"Schon besser. Ich packe meine Sachen. In zwei Stunden holt mich ein Wagen ab." schließe ich das Gespräch.

Als der Wagen vorfährt und ich meine beiden kleinen Koffer verstaut habe, schimmern in Ragnors Augen Tränen. "Ich bin ja nicht verschollen, ich wohne doch nur erstmal nicht mehr hier." versuche ich die richtigen Worte zu finden. "Versprich mir, wiederzukommen." verlangt er und ich nicke. "Ich verspreche es." lüge ich und er nickt und breitet die Arme aus. "Komm her, Sohn." schnieft er und zieht mich in seine starken Arme. "Bitte sag es." flüstert er und ich seufze leise. "Dad." murmel ich und er schluchzt leise auf. "Danke."

Als ich im Wagen sitze, atme ich tief ein und aus, während wir die Gegend verlassen, in der ich die letzten zwölf Jahre aufgewachsen bin. Ragnor wird mir fehlen, denn eigentlich ist er wirklich so etwas wie mein Dad, aber ich bin froh, endlich hier weg zu kommen. Mein neues Leben wird sicher anstrengend aber es wird aufregend sein und vorallem muss ich mich nicht mehr vor anderen ausziehen und angaffen lassen. Nie wieder wird mir jemand Geldscheine in meine Unterhose stopfen und nie wieder muss ich fremde Finger auf meiner Haut ertragen müssen.

"Jetzt wird alles anders, Mum." flüster ich und der Chauffeur sieht mich im Rückspiegel an. "Haben Sie etwas gesagt, Sir?" Ich muss leise kichern. Noch nie hat mich jemand so genannt. "Nein, hab ich nicht." antworte ich fröhlich und er sieht wieder auf die Straße und lenkt das Auto sicher durch die Straßen von New York.

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