Teil 40

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Magnus

Morgen ist es soweit. Ich, Magnus Bane werde heiraten und ich bin verdammt nervös. Es scheint alles perfekt zu sein, Lorenzo Rey hat alles genau nach unseren Vorstellungen umgesetzt, die Smokings sind fertig und alles wartet auf den großen Tag. Alec scheint nicht weniger aufgeregt zu sein als ich aber wir freuen uns beide auf unseren Tag.

Leider kann ich mich kaum auf die Papiere, die vor mir liegen konzentrieren und starre immer wieder aus dem Fenster. "Geht's dir gut?" fragt Cat mich und sieht besorgt zu mir herüber. Schnell nicke ich. "Etwas nervös aber eher eine positive Nervosität." antworte ich und sie lächelt. "Ich denke, es wird eine tolle Hochzeit. Alec und du passt hervorragend zusammen. Was soll da schief gehen?"
Bevor ich antworten kann, klingelt mein Handy und ich werfe einen Blick darauf. Genervt sehe ich, dass es mal wieder Sebastian ist, der versucht mich zu erreichen. Seit ich ihn weggeschickt habe, versucht er es immer wieder und langsam werde ich schon aggressiv, wenn ich nur seinen Namen auf dem Display sehe. Schnell drücke ich ihn weg und versuche mich erneut auf die Arbeit zu konzentrieren.

Ein Piepen kündigt eine Nachricht an und ich öffne sie. Natürlich ist sie von Sebastian. "Magnus, ich will nicht mehr. Ständig mache ich alles kaputt, was mir etwas bedeutet und das ertrage ich nicht mehr. Jetzt ist der Moment gekommen, wo ich dem ein Ende setzte aber ich wollte mich noch bei dir bedanken. Für alles, was du für mich getan hast und es tut mir leid, was ich angerichtet habe. Sag bitte auch Mr.Lightwood wie leid es mir tut. Sebastian."

Ohne weiter nachzudenken, springe ich auf und versuche noch im Laufen, Sebastian anzurufen aber er drückt mich weg. "Wohin so eilig?" fragt Cat mich und ich schüttel den Kopf. "Mir ist gerade etwas eingefallen. Ich mache Feierabend für heute. Wir sehen uns dann morgen auf der Hochzeit." stammel ich und stürze aus dem Büro. Dankbar Alec jetzt nicht zu begegnen, renne ich zum Fahrstuhl und drücke wie wild auf den Tasten herum.

Eine halbe Stunde später komme ich vor dem kleinen Haus an, welches Sebastian gebaut hat und klopfe an die Tür. "Sebastian." rufe ich laut und hämmere an das Holz. "Mach die Tür auf, sonst muss ich die Polizei informieren." brülle ich und im nächsten Moment reisst er die Tür auf und starrt mich an. Er sieht sichtlich verheult aus und ich gehe auf ihn zu. "Was soll denn der Scheiß? Willst du dich umbringen und mir daran die Schuld geben?" brülle ich ihn aufgebracht an und er wird blass. "Was? Nein, so war es nicht gedacht. Ich mag nur einfach nicht mehr." murmelt er und ich gehe an ihm vorbei in das kleine Wohnzimmer.

Auf dem Tisch sehe ich mehrere Medikamentendosen und ein großes Glas Wasser. "Wolltest du die alle nehmen oder hast du es schon getan?" frage ich und fummel schon mein Handy aus der Hosentasche, um einen Rettungswagen zu rufen. "Nein, noch hab ich nichts genommen." erwidert Sebastian sichtlich erschöpft und erleichtert lasse ich mich in den Sessel fallen.
"Warum?" frage ich schlicht und er setzt sich ebenfalls. Er meidet meinen Blick und starrt auf seine Hände.

"Ich kann einfach nicht mehr, Magnus. Mein Leben lang war ich alleine und das bricht jeden Menschen irgendwann. Weißt du, meine Eltern waren keine wirklichen. Sie haben sich nie einen Dreck um mich geschert und so bin ich weg, sobald ich konnte." sagt er mit zittriger Stimme und ich runzel die Stirn. "Ich dachte deine Eltern sind gestorben?" frage ich und er schüttelt den Kopf. "Sind sie nicht. Vielleicht haben sie sich mittlerweile totgesoffen aber beim letzten Mal waren sie lebendig." antwortet er und in diesem Moment überkommt mich eine große Welle des Mitleids.

"Sie sind Alkoholiker." stelle ich fest und Sebastian springt auf. "Ja, sind sie. Immer haben sie getrunken. Das ganze Leben hat sich darum gedreht. Essen oder Kleidung für ihren Sohn war überflüssig, die Hauptsache war, es ist genug Schnaps im Haus. Ich hatte nie Freunde. Warum auch? Ich hätte nie welche zu mir nach Hause einladen können, es war mir zu peinlich." gibt er zu und ich lehne mich zurück. "Ist niemandem in der Schule aufgefallen, wie es bei dir war?" frage ich und er zuckt mit den Schultern.

"Einmal war eine Frau vom Jugendamt da, weil ein Lehrer sie informiert hat aber es hat nichts geändert. Meine Mutter hat ihr versichert, alles ist okay und wie schwierig ich bin. Da ist sie wieder gegangen, ohne auch nur ein Wort mit mir selbst zu reden. Mein Dad hat mir außerdem gedroht schön still zu halten, ansonsten wäre ja das Kindergeld für mich draufgegangen und davon haben sie unter anderem ihren Alkohol finanziert. Mit vierzehn habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin abgehauen. Nicht mal gesucht haben sie mich." weint er los und ich gehe zu ihm herüber.

Sanft umfasse ich seine Hände. "Sebastian, das tut mir so leid und ich habe einen so großen Respekt davor, was du alles geschafft hast. Du hast viel durchgemacht aber das ist kein Grund, dein Leben zu beenden." sage ich leise und nun sieht er mich doch an. "Ich bin so alleine. Niemand will mich, egal wie sehr ich mich anstrenge. Du wolltest mich auch nicht." schluchzt er und ich streichel seine Hand. "Nein, wollte ich nicht aber nicht, weil es an dir liegt. Ich heirate morgen und ich kann mir keinen anderen Mann an meiner Seite vorstellen als Alec. So ist das mit der Liebe. Man sucht sich das nicht aus, es passiert einfach und kann einen vollkommen unvorbereitet treffen. Das hat mit dir als Person nichts zu tun. Es tut mir leid aber mehr als eine Freundschaft kann ich dir nicht anbieten."

Er schnieft. "Liebst du ihn?" fragt er und ich lasse mich auf den Boden sinken. "Scheiße ja, dass tue ich." murmel ich und die Erkenntnisse trifft mich bis in jede einzelne Faser meines Körpers.

Love contractWo Geschichten leben. Entdecke jetzt