Teil 17

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Alec

Wie macht Magnus das nur? Plötzlich bin ich nicht mehr Alec Lightwood, der gefühlte fünfzig ist, nur an seine Karriere denkt und die Abende damit verbringt, an die Decke zu starren oder im Internet zu surfen, sondern ich bin Alexander Lightwood, fünfundzwanzig Jahre alt, ich lache viel und habe das erste Mal in meinem Leben richtig Spaß.

Der Tag mit ihm war wunderschön und vergnügt beobachte ich ihn gerade dabei, wie er auf meiner weißen, sehr teuren Couch sitzt und eine Frühlingsrolle in die Soße dippt. "Süß sauer, musst du unbedingt probieren." schmatzt er und hält es mir vor den Mund. Willig öffne ich den Mund und stöhne leise auf, als die Schärfe meinen Gaumen berührt. Magnus grinst. "Ist was?" fragt er und ich wedel mit der Hand herum. "Das hast du mit Absicht gemacht." nuschel ich, greife zu der Cola light und trinke hastig. "Scheiße, war das scharf." sage ich dann, nachdem ich mich wieder einigermaßen im Griff habe.

"Oh, Mr. Lightwood kann auch fluchen. Wer hätte es gedacht." zieht Magnus mich auf und ich sehe ihn gespielt beleidigt an. "Es gibt vieles, was du nicht über mich weißt." gebe ich zurück und er wird ernster. "Das glaube ich sofort. Allerdings bin ich ein neugieriger Mensch und möchte alles erfahren, was es über dich zu wissen gibt." antwortet er und ich nicke. "Ich bin ziemlich langweilig." versuche ich abzuwehren und er zieht die Augenbrauen hoch. "Lass mich das mal alleine beurteilen. Was ist zum Beispiel mit deiner Mutter? Hexe ist kein sehr charmantes Wort für sie."

Ich seufze und beschließe ihm die Wahrheit zu sagen. Wenigstens einen kleinen Teil davon. "Meine Mum hat sich noch nie richtig um ihre Kinder gekümmert. Für sie hat immer nur das Geld gezählt und was andere Menschen von uns denken. Ihr war es wichtig, dass wir immer gut aussahen, uns vernünftig ausgedrückt haben und welche Kurse wir belegt haben. Von den Privatstunden fange ich erst gar nicht an. Es gab nie eine liebevolle Umarmung oder eine Gute Nacht Geschichte, die Hauptsache war, wir funktionieren." sage ich und er sieht mich an. Nicht mitleidig, eher als würde er es verstehen.

"Hört sich nach keiner guten Kindheit an. Und wie war dein Dad?" fragt er und nun muss ich lächeln. "Großartig. Er hat immer viel gearbeitet aber er hat auch versucht, immer ein offenes Ohr für uns zu haben. Besonders in den letzten Jahren waren wir uns sehr nahe." Wieder nickt Magnus. "Es tut mir leid." murmelt er und ich runzel die Stirn. "Was tut dir leid?" frage ich. "Dass er tot ist. Ist nicht einfach jemanden zu verlieren. Ich weiß, wovon ich rede." Plötzlich sieht er traurig aus und ich räuspere mich. "Willst du darüber reden?" traue ich mich zu fragen aber er schüttelt den Kopf. "Nein. Ich rede nicht sehr gerne darüber. Ist das okay?"

Am liebsten würde ich ihn jetzt in eine Umarmung ziehen aber stattdessen nicke ich nur. Plötzlich grinst er. "Erzähl mir von den Privatstunden. Was kannst du? Französisch oder chinesisch? Vielleicht Geige?" Ich sehe ihn schief an. "Weder noch. Sie hat Wert darauf gelegt, dass wir alle ein Instrument lernen. Bei Jace war es Saxophon, bei Izzy Querflöte und ich habe Klavier spielen gelernt." Interessiert sieht er mich an. "Ernsthaft? Kannst du gut spielen?" fragt er und ich zucke mit den Schultern. "Ich denke schon. Bei Gelegenheit spiele ich dir etwas vor." erwidere ich und begeistert nickt er. "Gerne. Ich mag gerne Klavier. Kannst du auch singen?" Wieder zucke ich mit den Schultern. "Vielleicht ein bißchen aber nichts was man  dringend hören muss." weiche ich aus. "Ich bin sicher, deine Stimme klingt toll." beschließt Magnus. "Wenn ich singe, fallen die Gläser aus den Regalen aber ich tue es trotzdem gerne unter der Dusche oder beim putzen." grinst er und ich muss ebenfalls lachen.

"Sag mal, Alexander wie läuft das morgen ab?" fragt er nach einer Weile. "Naja, wir fahren in die Firma und ich stelle dich dort allen vor. Ich übergebe dich dann an Catarina Loss, sie kümmert sich um die Gelder der Stiftung. Eine tolle Frau, der ich vertraue. Sie wird dich in alles einarbeiten und ich bin sicher, ihr werdet euch gut verstehen." Magnus nickt aber ich habe das Gefühl, er will noch etwas sagen. "Du brauchst keine Angst haben, du wirst das ganz toll machen." schiebe ich hinterher und er sieht mich an. "Werden wir beide uns denn auch sehen?" fragt er leise und mein Herz zieht sich kurz zusammen. "Möchtest du das denn?" erwidere ich ebenso leise und er nickt.

"Ich befürchte, ohne dich fühle ich mich da vollkommen verloren. Alexander, ich kenne mich in der Welt der Reichen und Schönen einfach nicht aus." gibt er zu und ich greife nach seiner Hand. "Alles gut. Cat wird das schon machen und wenn du möchtest, essen wir beide gemeinsam zu Mittag, ja?" Er lächelt. "Das wäre schön." Plötzlich verschränkt er unsere Finger miteinander. "Magnus?" flüster ich und er sieht mich fragend an. "Du bist vielleicht nicht reich aber du bist schön. Vergiss das nie." Wir starren uns an und er nickt leicht.

Wir lassen uns an diesem Abend nicht mehr los und als wir nebeneinander im Bett liegen, treffen sich unsere Hände wieder unter der Bettdecke. Seine Haut hat eine beruhigende Wirkung auf mich und sofort fühle ich, wie die Müdigkeit mich übermannt.

So schlafen mein Verlobter, Magnus Bane und ich Hand in Hand ein und als ich am nächsten Morgen erwache, stelle ich lächelnd fest, dass wir uns noch immer festhalten.

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