Teil 29

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Alec

"Magnus Bane, du siehst unglaublich gut aus." sage ich, als er nach gefühlten fünf Stunden endlich aus dem Badezimmer heraus kommt. Vor mir steht ein Mann mit einem dunkelblauen Anzug und einem hellblauen Hemd. Nervös zupft er an seiner Fliege herum und sieht mich ebenso unsicher an, wie damals, als wir zu der Gala gegangen sind, damit er meine Mutter kennenlernt.

Nach dieser Gala sind wir uns das erste Mal näher gekommen, hatten unfassbar guten Sex, waren eine Couch kaufen, die mittlerweile schon einige Wochen unser Wohnzimmer ziert und haben in aller Öffentlichkeit geknutscht. Es war ein magisches Wochenende und ich habe mich das erste Mal in meinem Leben wie in einer Beziehung gefühlt.

All das ist jetzt schon weit über einen Monat her und seitdem sind wir uns aus dem Weg gegangen. Es war ernüchternd am nächsten Tag wieder arbeiten zu gehen und ich bin schnell wieder zur Vernunft gekommen. Magnus ist sehr distanziert mir gegenüber und wir haben nur das Nötigste miteinander gesprochen. Einerseits tut es mir gut, mich selbst wieder ein wenig in meinem Schneckenhaus zu verstecken aber oft habe ich das Bedürfnis, Magnus zu küssen oder auch nur kurz zu berühren. Trotzdem ist mir klar, dass es ein Fehler war, ihn so nahe an mich heran zu lassen.

"Danke." murmelt er und hebt endlich den Blick. Was ich darin sehe, lässt mich kurz zusammenzucken. Magnus Augen sind traurig und dunkel und ich frage mich, was der Grund dafür ist. "Du siehst auch sehr gut aus. Smoking steht dir sehr gut." sagt er dann knapp und geht an mir vorbei in die Küche. "Ist noch Zeit für einen Kaffee oder müssen wir los?" fragt er laut und ich gehe ihm hinterher.

"Wir haben noch eine halbe Stunde, bis uns der Wagen abholt. Machst du mir auch einen?" Ohne mich anzusehen, nickt er und beginnt an der Kaffeemaschine zu drücken. Ich beobachte ihn still dabei, wie er in seine Tasse Milch hineingibt und mir meinen Kaffee, schwarz, wie ich ihn mag, übergibt. "Danke." murmel ich und wieder weicht er meinem Blick aus. "Stimmt etwas nicht, Magnus?" traue ich mich dann zu fragen und er schnaubt leise. "Nein Alexander, es ist alles ganz wunderbar." antwortet er sarkastisch und ich stelle meine Tasse ab und gehe zu ihm.

"Also, was ist? Sag es mir bitte." fordere ich ihn auf und endlich hebt er den Blick. "Was soll denn sein? Mir geht es prächtig, es ist nur eben ein Scheiß Gefühl, dass du mir so aus dem Weg gehst, seit dem Wochenende. Warum sagst du nicht einfach, dass du es bereust?" zischt er und ich greife nach seiner Hand. "Besser nicht anfassen, Alexander." sagt er so ernst, dass ich meine Hand sofort zurück ziehe. "Du denkst, ich bereue es?" frage ich fassungslos und er nickt. "Warum sonst solltest du mir aus dem Weg gehen und kaum noch mit mir sprechen? Ist dir bewusst geworden, mit wem du es zu tun hast? Magnus Bane, aus der Gosse gekrochen und als Stripper in seinen Kreisen bekannt."

Ich starre ihn an. "Spinnst du jetzt? Hör auf dich immer auf deiner Vergangenheit auszuruhen, denn das hat rein gar nichts mit meinem Verhalten zu tun." motze ich los und er runzelt die Stirn. "Was ist es dann?" fragt er und dieses Mal weiche ich seinem Blick aus. "Nichts. Ich hab nur viel gearbeitet und bin gestresst. Die Arbeit wächst mir manchmal über den Kopf, das ist alles." murmel ich dann und er scheint mich mit seinen Blicken zu durchbohren. "Klar, die Arbeit. Komm jetzt, wir werden auf einer Hochzeit erwartet." antwortet er dann leise und ich habe das Gefühl, mein Herz hat einen Riss bekommen.

Der Tag der Eheschließung meines Bruders ist gekommen und ich bin nervös. Viele wichtige Menschen werden da sein und es wäre besser, Magnus und ich würden aussehen, wie ein harmonisches Paar und nicht, als wären wir frisch getrennt aber wie sich herausstellt, ist meine Sorge unbegründet. Magnus ist charmant, wie immer, lächelt viel, unterhält sich an den richtigen Stellen und demonstriert immer wieder, wie verliebt wir ineinander sind, indem er meine Hand hält, mir über die Wange streichelt oder mir flüchtige Küsse gibt. Er wird nicht müde zu betonen, wie sehr er unsere eigene Hochzeit herbeisehnt und ich muss zugeben, er macht seine Sache verdammt gut.

Meine Verwandten lieben ihn und auch alle anderen können sich kaum seinem Charme entziehen, nur mir gegenüber ist er einsilbig und kühl. Ich erlebe die Hochzeit, wie durch einen Nebel und bekomme kaum etwas mit. Die Tatsache das er so zu mir ist, setzt mir mehr zu, als ich dachte und so kann ich es kaum erwarten, bis die Feier endlich losgeht und ich das ein oder andere Glas trinken kann.

"Alec? Alles okay? Du bist so blass. Selbst Mum hat schon gefragt, warum du so ungesund aussiehst." raunt Izzy mir am Abend auf der Feier ins Ohr und ich sehe sie an. "Alles ganz fabelhaft, Isabelle." erwidere ich sarkastisch und lasse sie stehen, um mir endlich etwas zu trinken zu holen. Schnell ordere ich einen Whiskey und trinke ihn zügig aus, bevor ich den nächsten ordere. Ich scanne den Raum ab und sehe, wie Magnus sich mit einer Tante von mir unterhält.

Musik erklingt und mein Onkel gesellt sich zu den beiden und fordert seine Frau zum Tanz auf. Magnus bleibt alleine zurück und kaum, dass er sich unbeobachtet fühlt, sieht er furchtbar einsam und traurig aus. Ich leere mein Glas mit einem Schluck und gehe dann mit großen Schritten zu ihm. "Darf ich mit meinem Verlobten tanzen?" frage ich und halte ihm meine Hand entgegen. Einen Moment starrt er mich an, ergreift sie dann aber und steht auf.

Ohne zu zögern, ziehe ich ihn auf die Tanzfläche und schließe ihn in meine Arme. Es tut so gut, ihn bei mir zu spüren und der Alkohol macht meine Zunge wohl locker, denn ich ziehe ihn so an mich, dass mein Mund an seinem Ohr liegt. "Es tut mir leid, Magnus. Wirklich. Ich bin manchmal ein Idiot." murmel ich und er nickt stumm. "Verzeih mir bitte." murmel ich und hoffe sehr, er weist mich nicht ab.

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