Teil 22

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Magnus

Es explodiert kein Feuerwerk in mir, keine Schmetterlinge, die wild in meinem Bauch herum flattern und meine Knie werden nicht weich, als wir uns küssen. Es ist mehr das Gefühl, angekommen zu sein. Es fühlt sich richtig an, wie nach Hause kommen.

Seine Lippen sind warm, weich und laden dazu ein, mehr davon haben zu wollen aber dieser Kuss ist unschuldig und beschränkt sich lediglich darauf, dass unsere Münder aufeinander liegen und sich kennenlernen. Ich möchte genau hier bleiben aber das Gefühl macht mir auch eine wahnsinnige Angst. Vorsichtig löse ich mich von ihm und sehe ihm tief in die Augen. Er starrt zurück und ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Hat es ihm gefallen oder stößt es ihn ab?

"Nochmal." seufzt er leise und im nächsten Moment liegen unsere Lippen wieder aufeinander. Alecs Hände liegen in meinem Nacken, während meine sein Gesicht umfassen und ihn sanft streicheln. Er saugt meine Unterlippe ein und ich würde so gerne mit meiner Zunge seinen Mund erkunden aber irgendetwas hält mich davon ab.

Atemlos zieht er sich zurück und wieder starren wir uns an. "Das funktioniert doch ganz gut oder?" versuche ich zu witzeln aber er ist wie erstarrt. "Alexander?" frage ich und er streicht einmal kurz, wie unbewusst mit dem Daumen über meinen Haaransatz. "Ja, finde ich auch." antwortet er rau und ich trete einen Schritt zurück. "Dann kann ja nichts mehr schief gehen. Ich gehe mal duschen." sage ich gespielt fröhlich und nehme meine Hände zurück. Alec macht nicht den Anschein, als wollte er sich vom Fleck bewegen, also drehe ich mich um und gehe ins Badezimmer.

Drinnen lehne ich mich gegen die Tür und versuche meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Immer wieder sehe ich ihn vor mir, spüre seinen Mund und würde es so gerne wiederholen. Ich starre mich im Spiegel an. "Was ist mit dir, Magnus? So war das nicht geplant, also reiss dich zusammen." murmel ich und fahre mir durch die Haare.
"Halte die Fassade aufrecht und zieh es durch. Du brauchst das Geld." flüster ich weiter und entschlossen nicke ich mir selbst zu und ziehe mich aus.

Den Rest des Tages sind wir uns aus dem Weg gegangen. Alec hat im Bett gelegen und gelesen, während ich gelangweilt durch das Fernsehprogramm gezappt habe oder an meinem Handy gespielt habe. Ich habe mehrere Nachrichten von Ragnor und auch von Marc gehabt, aber ich habe nur die von meinem Stiefvater beantwortet und Marcs Avancen ignoriert. Dieser Kerl gibt nicht auf, dabei habe ich ihm damals, als Ragnor ihn als Barkeeper eingestellt habe, schnell zu verstehen gegeben, dass zwischen uns nichts laufen wird. Never fuck the company war immer mein Motto und das habe ich durchgezogen, auch wenn Marc verdammt gut aussieht und ich mich oft selbst ermahnen musste, die Finger von ihm zu lassen.

"Magnus?" Erschrocken nehme ich den Kopf hoch und sehe Alec in der Tür stehen. Er trägt einen schwarzen Anzug, der ihm hervorragend steht und einen Moment starre ich ihn an.

"Ja?" frage ich und er weicht meinem Blick aus. "Wir sollten uns langsam fertig machen, damit wir nicht zu spät kommen. Meine Mutter schätzt Unpünktlichkeit nicht sonderlich." sagt er steif und ich nicke. "Na klar. Gib mir eine halbe Stunde, dann bin ich soweit." gebe ich zurück und er nickt und zieht sich in die Küche zurück. Mit einem leisen Seufzen gehe ich in den Kleiderschrank und entscheide mich schnell für einen weinroten Anzug, mit passender Fliege und einem weißen Hemd. Mit Händen und Füßen habe ich mich gegen einen schwarzen gewehrt, denn auch wenn ich gerade mein eigenes Leben schauspielere, möchte ich wenigstens ein bißchen so bleiben, wie ich bin.

Nachdem ich meine Haare gerichtet habe und etwas Parfüm aufgelegt habe, trete ich ins Wohnzimmer, wo Alec ungeduldig mit den Füßen wippt. "Na endlich, wir müssen jetzt los und...." Er bricht ab und sieht mich an. Sofort werde ich unsicher, ob etwas nicht stimmt an meinem Outfit und fummel an der Fliege herum. "Ist die Farbe unpassend?" frage ich und beobachte, wie Alec aufsteht und auf mich zukommt. Er leckt sich über die Lippen und auch ich bekomme das Bedürfnis, über meine eigenen, trockenen mit meiner Zunge zu fahren.

Alec bleibt wenige Zentimeter vor mir stehen und betrachtet mich. Er streicht einmal kurz über das Sakko und beisst dann sichtbar die Zähne zusammen. "Du siehst unglaublich aus, Magnus." sagt er dann rau und erleichtert atme ich aus. "Danke. Das Kompliment kann ich nur zurück geben." antworte ich und er lächelt schief. "Im Gegensatz zu dir, sehe ich aus, wie immer." murmelt er und auch ich muss lächeln. "Wie immer gut." erwidere ich. "Meine Mutter wird umfallen, denn jemanden wie dich, wird sie mir nicht zutrauen." sagt er leise und ich runzel die Stirn.

"Jemanden, wie mich?" frage ich und er nickt. "Ja. Gutaussehend, charmant und klug." flüstert er und die Spannung zwischen uns ist fast mit den Fingern greifbar. Ich muss hart schlucken, denn so etwas hat noch nie jemand zu mir gesagt. "Danke." antworte ich leise und er lächelt wieder. "Bist du bereit, der Hexe zu begegnen?" fragt er dann und ich schüttel den Kopf. "Ganz und gar nicht, aber mit dir zusammen, schaffe ich es ganz bestimmt." antworte ich und greife nach seiner Hand. "Dann mal los." murmel ich und ziehe ihn hinter mir her. Sein Blick, der auf mir ruht, entgeht mir dabei nicht.

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