Teil 66

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Magnus

Es tut mir weh, wenn ich Alec dabei zusehe, wie er plötzlich an allen Dingen zweifelt, an die er jemals geglaubt hat. Ich lasse ihn erzählen und unterbreche ihn kein einziges Mal. Als er geendet hat, runzel ich die Stirn. "Hast du nicht gesagt, deine Mutter war bei der Testamentseröffnung so schlimm?" frage ich dann und er nickt. "Sie meinte, sie hat so reagiert, wie ich es erwartet hatte. Im Prinzip hatte sie mich schon aufgegeben und mein Outing hat sich nicht überrascht, sondern nur überrumpelt. Magnus, ich weiß einfach nicht mehr, was ich noch denken soll." erwidert er. "Das verstehe ich sehr gut. Was genau hat dein Vater dir erzählt?"

Er seufzt. "Irgendwann war er anders als sonst. Still und schlecht gelaunt, da war ich ungefähr sechzehn Jahre alt. Ich habe ihn bedrängt, mir zu sagen, was los ist und er hat mir dann erzählt, dass Mum eine Affäre hat. Sie war nie ein liebevoller Mensch, Zärtlichkeiten hat sie kaum mit uns ausgetauscht aber das hätte ich nicht von ihr gedacht. Nach und nach hat er immer mehr erzählt und eines Abends, da war ich gerade achtzehn und wir haben zusammen getrunken, hat er mir dann etwas erzählt, was mein ganzes Bild von ihr komplett verändert hat." Alec scheint gerade in einer vollkommen anderen Welt und still warte ich, was er zu sagen hat.

"Er hat gesagt, dass sie mich nie wollte. Das sie abtreiben wollte und er sie überredet hat, mich zu bekommen. Weißt du, wie weh es tut, wenn die eigene Mutter einen nicht wollte?" In seinen Augen schimmern Tränen und ich kann nur erahnen, was in ihm vorgeht.

"Seit diesem Tag, habe ich sie gehasst. Sie verachtet und meinen Vater dafür noch mehr geliebt, denn er wollte mich und er hat dafür gekämpft. Laut seiner Aussage, hatte sie eine Affäre nach der nächsten und hat ihm sein Herz gebrochen. Er sagte, Mum war seine große Liebe und hat ihn zerstört. Magnus, ich hab jedes verdammte Wort geglaubt und sie sagt, es stimmt nicht. Das sie mich immer wollte und er es war, der gegen ein Baby war. Er hatte diese Affären und hat ihr das Herz gebrochen. Aber wie soll ich wissen, wer von den beiden die Wahrheit sagt? Mein Kopf dreht sich und ich zweifel noch mehr an allen Dingen als vorher." sagt er und ich drücke seine Hand.

"Das mit uns ist echt, Alexander. Ich würde dich niemals betrügen und dein Herz brechen." sage ich ernst und er sieht mich an. "Versprich es." fordert er leise und ich nicke. "Ich verspreche es." flüstere ich und meine es genau so. "Ich habe nie an die Liebe und die Ehe geglaubt." sagt er dann und ich lächel verkrampft. "Ich weiß. Mir war klar, dass irgendwas dein Bild darüber zerstört hat aber das es deine eigenen Eltern waren, hätte ich nicht gedacht. Es tut mir so leid, dass du so etwas miterleben musstest aber mit mir passiert dir das nicht. Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut und wenn ich dich verletze, würde ich mich ebenfalls verletzen, denn ich kann und will mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen." erwidere ich sanft und wieder schmiegt er sich in meine Arme.

"Ich liebe dich auch. So sehr, Magnus und es tut mir leid, dass ich mich so lange dagegen gewehrt habe. Mir war nicht klar, was ich dir damit antue aber ich hatte solche Angst, dass es schief geht mit uns." murmelt er dumpf an meiner Brust und ich streichel über seinen Kopf. "Ich weiß und die Sache mit Camille hat es nicht besser gemacht. Es erschien mir nicht wichtig, was gewesen ist, weil ich ja nie mit ihr zusammen war. Verzeih mir." erwidere ich und er hebt den Kopf.

"Das habe ich doch längst. Am Abend deines Unfalls war ich bei Izzy und sie hat mir klar gemacht, dass ich dich verliere, wenn ich nichts unternehme. Ich wollte dir meine Liebe endlich gestehen und dann steht plötzlich die Polizei vor der Tür." antwortet er und ich nicke. "Das muss furchtbar gewesen sein." entgegne ich. "Das war es aber ich habe dich nie aufgegeben und hätte auch noch ewig auf dich gewartet. Übrigens weiß ich, dass Marc dich an diesem Abend angemacht hat." gibt er zu. "Ja hat er aber mein Kopf war nur bei dir und ich hab dann wohl einfach nicht aufgepasst auf der Straße." erwidere ich.

Er richtet sich auf. "Das war nicht deine Schuld. Du warst auf dem Bürgersteig und der Wagen hat dich genau da erwischt. Irgendwer wollte dich umbringen und ich werde herausfinden, wer das war und ihn zur Verantwortung ziehen." knurrt er und ich streichel beruhigend über seinen Arm. "Hauptsache, ich habe es überlebt." murmel ich und er reisst die Augen auf.

"Natürlich aber wer sagt mir denn, dass derjenige es nicht noch mal versucht?" sagt er und ich spüre, wie mir kalt wird. "Meinst du, ich bin noch immer in Gefahr?" flüster ich ängstlich und er zuckt mit den Schultern. "Ich weiß es nicht aber ich werde es nicht darauf ankommen lassen. Wenn du hier raus bist, lasse ich dich keine Sekunde mehr aus den Augen." sagt er fest. "Was willst du machen? Mich zu Hause anbinden? Ich muss arbeiten und das erfordert nunmal, dass ich auf der Straße herumlaufe." erwidere ich und er runzelt die Stirn.

"Erstmal musst du wieder ganz gesund werden, dann kann ich mir immer noch Gedanken darüber machen, wie ich dich beschützen kann." antwortet er und ich zweifel keine Sekunde daran, dass er es ernst meint. "Alexander, wer sollte denn ein Interesse daran haben, mich tot zu sehen? Die Sache mit deiner Mutter wäre die einzige vernünftige Erklärung gewesen aber jetzt, wo wir wissen, dass sie es nicht war, frage ich mich, wer noch in Frage kommt und warum?" frage ich ihn.

"Ich weiß es nicht. Was ist mit Camille?" entgegnet er und ich muss lachen. "Warum sollte sie? Sie hätte nichts davon." antworte ich und er nickt. "Du hast Recht. Marc?" versucht er es weiter und ich schüttel den Kopf. "Nein, der kann es ja nicht gewesen sein und bevor du weitermachst, Sebastian hat nicht einmal einen Führerschein." führe ich aus und er vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. "Das darf doch alles nicht wahr sein." sagt er dumpf und ich fasse ihn an der Schulter.

"Beruhige dich. Vielleicht war es wirklich nur jemand, der die Kontrolle über sein Auto verloren hat und dann Fahrerflucht begangen hat." versuche ich einzulenken und plötzlich erstarrt er. Alec hebt seinen Kopf und ich werde unruhig bei seinem Gesichtsausdruck. "Alexander? Was ist?" frage ich und er richtet seinen Blick auf mich. "Ich glaube, ich weiß, wer es war."

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