Teil 4

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Magnus

Heute ist einer dieser Tage, wo ich meinen Job hasse. Eine Gruppe von Frauen hat sich angemeldet und neben meinem Kollegen Dustin auch mich gebucht. Das bedeutet viel Gekreische und die meisten betrunkenen Frauen verlieren schnell alle Hemmungen und grabschen trotz Verbot.

"Die Herrschaften kommen aus besseren Kreisen, Magnus. Also benimm dich und zeig, was du drauf hast. Ist übrigens ein Junggeselinnenabschied. Die Braut ist die Kleine mit den roten Locken. Sei nett. Dustin ist schon durch und sein Trinkgeld war sehr großzügig." redet Ragnor auf mich ein und ich nicke.
Schnell richte ich mein Hemd und gehe dann in den Privatraum, den die Frauen gebucht haben.

Es sind zehn Frauen, die wild auf und ab hüpfen, als sie mich entdecken. "Glitterboy." kreischt eine von ihnen und ich versuche mich zu konzentrieren. Langsam steige ich auf den Tisch mit der Stange, um den die Frauen sitzen und warte auf meinen Einsatz. Als die Musik beginnt, fange ich an meine Hüfte kreisen zu lassen.
Die Braut hat neben ihren roten Haaren auch ziemlich rote Wangen und weicht meinem Blick aus, als ich ihn suche.

Der Lärm wird ohrenbetäubend, als ich beginne mein Hemd auszuziehen und die ersten Geldscheine fliegen auf meine kleine Bühne. "Scheiße, ist der heiß." ruft eine und als ich sie ansehe, zwinkert sie mir zu. Innerlich rolle ich mit den Augen, lächel sie aber charmant an. Sie wird rot und streicht sich eine dunkle Strähne hinter ihr Ohr.

Ich ziehe mein Programm durch, bekomme mehr Geldscheine zugesteckt als ich tragen kann und blende den Lärm und meine Tätigkeit in meinem Kopf aus. Erleichtert, als es vorbei ist, streiche ich der Braut beim weggehen eine Locke aus der Stirn und sie grinst dümmlich. "Viel Glück für die Ehe." sage ich zu ihr und sie nickt nur stumm.

Nachdem ich mich umgezogen habe und mich wieder zwischen die Menschen in der Bar gesellt habe, brauche ich dringend einen Shot und schlendere zur Theke. "Gibst du mir einen Tequila, Marc?" frage ich den Barkeeper und er grinst mich an. "Gehst du endlich mit mir aus?" fragt er zurück und ich beuge mich vor. Ich hauche Marc einen Kuss auf die Nase und sehe, wie er sich über die Lippen leckt. "Nein." flüster ich dann leise und er sieht mich enttäuscht an. "Hier." brummt er nur und schiebt mir ein Glas über den Tresen. Ich zwinkere ihm zu. "Danke." Dann drehe ich mich auf dem Stuhl um und beobachte die Leute.

Plötzlich ist Lärm zu hören und ich sehe vor den Toiletten einen kleinen Auflauf aus Menschen. Neugierig schlendere ich herüber und erkenne die Frau von eben, die mich heiß fand. Sie steht vor der Toilettentür und vor ihr steht ein älterer Mann, der nach ihr greifen will. "Nimm deine schmierigen Hände von mir, du Arschloch." zickt sie ihn gerade an aber in ihren Augen kann ich Angst erkennen.
"Du Schlampe, wenn du schon das Herrenklo benutzt, verstehe ich nicht, warum du nicht einfach zeigst was du hast." motzt er zurück und greift wieder nach ihrem Arm.

"Hände weg." belle ich und der Mann dreht sich mit erhobener Faust zu mir um. "Was mischt du dich da ein, oh Glitterboy." Er wird blass als er mich erkennt. "Harold, bitte die junge Dame jetzt um Entschuldigung und dann geh nach Hause. Diese Woche will ich dich hier nicht mehr sehen." schnurre ich charmant und er nickt. "Okay. Ma'am, es tut mir leid. Einen schönen Abend noch." Verblüfft starrt die Frau dem Mann hinterher, der sich jetzt aus der Bar bewegt.

Mit einem Grinsen gehe ich zurück zur Bar und ordere noch einen Tequila. "Ich wollte mich bedanken." höre ich die Frau neben mir und ich zucke mit den Schultern. "Schon okay. Wir wollen solche Sachen hier nicht haben." erwidere ich gleichgültig und sie setzt sich neben mich. "Ist das dein Laden?" fragt sie neugierig und ich schüttel den Kopf. "Von meinem Pflegevater." antworte ich knapp und trinke mein Glas leer und stehe dann auf. "Viel Spaß noch." sage ich und will gehen. "Halt, ich würde dir gerne was ausgeben. Als Dankeschön." Genervt bleibe ich stehen und sehe ihr direkt in die Augen.

"Das ist sehr freundlich aber nein. Bevor du dir falsche Hoffnungen machst Schätzchen, ich bin schwul." Damit will ich wieder gehen aber sie hält mich am Arm fest. "Und ich in einer Beziehung. Ich will mich wirklich nur bedanken, also sei nicht so ein arroganter Arsch, sondern setz dich." Mir fehlen für einen Moment die Worte aber dann muss ich laut lachen. "Okay, dann darfst du mich einladen." sage ich und sie grinst.

Eine Stunde später sitzen wir noch immer da und ich muss zugeben, dass ich sie mag. Ihr Name ist Izzy und die zukünftige Schwägerin der Braut und total angenervt von den anderen Frauen. "Verstehe. Solche Abende sind für mich die schlimmsten." stöhne ich. "Warum? Weil es Frauen sind?" Ich schüttel den Kopf. "Nein, weil es so laut ist." antworte ich und sie nickt. "Das stimmt allerdings. Magnus, darf ich dich was fragen?" Sie wirkt plötzlich ernst und ich sehe sie fragend an.

"Ich hab da eine Idee und wahrscheinlich ist es der völlige Wahnsinn. Vielleicht kann ich es auf den Alkohol schieben aber ich muss dich das einfach fragen." Sie scheint ihren Mut zu suchen und so sehe ich sie einfach nur stumm an und rechne mit allem. Nur nicht damit.
"Könntest du dir vorstellen, das hier für über ein Jahr zu verlassen und eine Menge Geld zu verdienen? Und wenn ich sage eine Menge, dann meine ich eine Menge."

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