| 78 | 𝔖𝔦𝔩𝔢𝔫𝔱 𝔏𝔲𝔠𝔦𝔡𝔦𝔱𝔶

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Silent Lucidity – Queensryche

Die Anspannung verließ meinen Körper in Wellen. Ich schmiegte mich an Damon, weil ich spürte, wie meine Beine nachgaben. Sein Griff verstärkte sich sofort und er hielt mich einfach fest.

«Tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe», murmelte ich in sein Hemd.

Er legte sein Kinn auf meinen Kopf, strich mir sanft übers Haar. «Schon gut, ich verzeih dir», sagte er und ich hörte das Lächeln in seiner Stimme. Minutenlang standen wir einfach nur da, hielten uns fest. Ich lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag, bis mein eigener in seinem Takt schlug. «Ein Schwert? Echt jetzt?», flüsterte er mir irgendwann ins Ohr. «Angeberin.» Ich konnte nicht anders. Ich brach in Gelächter aus. Damon lehnte sich zurück, aber nur so weit, dass er mir ins Gesicht sehen konnte. «Hatte gerade keine Armbrust zur Hand.» Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er schüttelte leicht den Kopf. «Alles okay?» Seine blauen Augen wanderten forschend über mein Gesicht. Dann fingen sie meinen Blick ein. Plötzlich waren sie so voller Zuneigung, dass es mir die Brust zusammenzog. Ich nickte und blinzelte kräftig, als meine Augen schon wieder zu brennen anfingen.

«Ich habe meinen Vater getötet, Damon.»

«Ich weiß.» Er umfasste mein Gesicht mit beiden Händen. «Du hast das Richtige getan.»

Ich schloss die Augen, wollte mich von ihm befreien, doch er gab mich nicht frei. «Sieh mich an, Sienna», befahl er.

Ich schüttelte den Kopf.

«Sieh mich an.»

Mit einem erstickten Laut öffnete ich die Augen wieder.

Sein Blick bohrte sich in meinen. «Du musstest es tun. Entweder er oder du. Nach allem, was er dir angetan hat, hat er es nicht anders verdient. Gib dir nicht die Schuld. Egal, was er gesagt hat. Verstanden?»

Und dann küsste er mich.

Ich schlang die Arme um seinen Hals, zog ihn zu mir herunter und erwiderte seinen Kuss sehnsüchtig. Doch er löste sich noch einmal von mir. «Du bist, verdammt noch mal, die Beste», raunte er mir ins Ohr. Es war das Heißeste, was ich je gehört hatte. Ich bekam eine Gänsehaut, vergrub meine Finger in seinen Haaren und fuhr mit meiner Zunge über seine Unterlippe. Er gab ein wohliges Seufzen von sich und bedeckte meinen Hals mit Küssen.

«Damon.» Etwas musste ich ihm noch sagen. Denn genau in diesem Moment war ich mir so sicher, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Es bestand keinerlei Zweifel. «Ich liebe dich.»

Ich würde seine Antwort nie erfahren. Ein Aufblitzen über Damons Schulter erregte meine Aufmerksamkeit. Ihm folgte gleich darauf ein giftiges und auf schaurige Weise bekanntes Geräusch. Ich fing an, rückwärts zu stolpern, Damon mit mir zu zerren. Aber es war zu spät. Denn als ich wieder freie Sicht hatte, stand Elena im Raum, einen riesigen Holzpfahl in der Hand – direkt auf Damons Herz gerichtet.

Der Schrecken in meinem Gesicht musste offensichtlich sein, weil Damon nun auch über seine Schulter blickte. Aber der Pfahl sauste bereits durch die Luft. Es blieb ihm keine Zeit, die Bedrohung überhaupt zu erkennen, geschweige denn darauf zu reagieren. Entsetzt packte ich seine Arme und zog ihn zu mir. Aber selbst als er nach vorne fiel, wusste ich, dass es nicht funktionieren würde. Er war immer noch in der Schusslinie des Pfahls. Einen Augenblick, nur einen kurzen Augenblick, blendete ich zurück zu letzter Nacht, wie er ausgesehen hatte, als wir ausgestreckt auf seinem Bett gelegen waren. Er hatte sich über mich gebeugt, auf einen Ellenbogen gestützt. Schläfriges Lächeln, Augen verschleiert vor Verlangen.

Und genau in diesem Moment wusste ich es. Damon hatte nie der Held meiner Geschichte sein sollen ... weil ich immer die Heldin seiner sein sollte. Und genau deshalb, zu guter Letzt, tat ich das Einzige, was ich tun konnte. Ich schlang mich um ihn und drehte uns herum, sodass ich schützend vor Damon stand. Und dann schloss ich die Augen und wartete auf den Schlag, von dem ich immer gewusst hatte, dass er kommen würde. Ohne Vorwarnung riss er mich mit solcher Gewalt zurück, dass ein glühend heißer Schmerz in meiner Brust explodierte. Die Bewegung war so plötzlich, so heftig, dass ich einen Moment lang nichts fühlte, als ob ich irgendwie meinen Körper verlassen hätte. Für mich blieb die Zeit stehen, aber die anderen bewegten sich noch und ich erhaschte einen Blick auf Stefan, der sich auf Katherine stürzte. Langsam sah ich nach unten. Rot. So viel Rot überall. Ein Holzpfahl ragte aus meiner Brust.

𝕾𝖆𝖓𝖌𝖚𝖎𝖘 𝖒𝖔𝖗𝖙𝖎𝖋𝖊𝖗𝖚𝖘🩸𝕋ö𝕕𝕝𝕚𝕔𝕙𝕖𝕤 𝔹𝕝𝕦𝕥 (TVD FF) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt