| 72 | ℭ𝔬𝔲𝔤𝔥 𝔖𝔶𝔯𝔲𝔭

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Cough Syrup - Glee Cast

Vier Tage später wurde ich wegen guter Führung entlassen. Oder weil das Krankenhauspersonal einfach nur genervt war. Ich war nicht die geduldigste Patientin. Und auch nicht die Gehorsamste. Mary hatte ihre liebe Not damit, mich im Bett zu behalten und dafür zu sorgen, dass ich meine Medikamente nahm. Ich fühlte mich noch ein wenig schwach und schwindlig, ansonsten ging es mir gut. Kein Grund, mir eine derart strenge Bettruhe aufzubrummen. Mein Arm steckte in einer Schlinge, um meine Schulter zu schonen, aber deshalb konnte ich meine anderen Körperteile noch bewegen.

Außerdem ging mir Caroline auf die Nerven. Sie meinte es nur gut, das war mir klar, aber nach zwei Tagen hatte ihre Fürsorge ein Ausmaß angenommen, das kaum zu ertragen war. Ich wollte nach Hause – merkwürdig, wie ich die Villa inzwischen als mein Zuhause bezeichnete – ich wollte zu Damon und mit ihm über alles sprechen, was passiert war. Obwohl er mich jeden Tag besuchte, hatten wir noch keine Gelegenheit gehabt, weil ständig einer meiner Freunde zu Besuch war, die Schwestern irgendwelche Untersuchungen durchführten und die Ärzte zur Visite kamen. Und Caroline, die jeden Morgen vor der Schule vorbeikam, um meine Haare zu frisieren, mir Frühstück zu bringen und mir beim Anziehen zu helfen. Vermutlich hätte sie mir auch noch die Zähne geputzt, wenn ich es zugelassen hätte.

Kein Wunder also, dass ich das Personal fast stündlich damit nervte, mir mein selbstbestimmtes Leben zurückzugeben. Leider waren die Ärzte genauso hartnäckig wie ich. Sie bestanden darauf, dass sich meine Werte erst noch weiter stabilisierten, die Wunden an meinen Händen und Füßen noch besser verheilt waren und sie sicher waren, dass ich die Bluttransfusion gut überstanden hatte.

Ich konnte es erst gar nicht glauben, als mir Mary die gute Nachricht überbrachte. Sie strahlte über das ganze Gesicht, während sie mir meine Entlassung verkündete. «Die Ärztin möchte dich noch einmal untersuchen und ich muss die Papiere fertig machen, dann kannst du gehen. Und ich gebe dir noch Verbandsmaterial mit. Das muss jeden Tag frisch verbunden werden.» Sie deutete auf meine Handgelenke und meinen Hals. «Und die Schlinge solltest du auch noch eine Woche tragen, bis die Schwellung weiter abgeklungen ist.»

Ich nickte gehorsam.

«Soll ich jemanden anrufen, der dich abholen kommt? Deine Eltern?», erkundigte sie sich. Sie hatte sich bestimmt schon gefragt, warum meine Eltern bislang noch nicht aufgetaucht waren. Stattdessen hingen hier jeden Tag irgendwelche Teenager herum.

«Nein, danke. Ich rufe meinen –» Ich stockte. Fast hätte ich Freund gesagt. Aber war er das wirklich? Ich hatte noch immer nicht rausgefunden, was das zwischen uns war. Mehr als Freundschaft, aber irgendwie auch keine richtige Beziehung. Davor hatten wir wohl beide zu viel Angst. Also sagte ich stattdessen: «Ich kann jemanden anrufen.»

Mary musterte mich forschend, dann nickte sie. «Okay.» Sie verstaute das Klemmbrett an meinem Bettende und verließ das Zimmer. Kaum war sie weg, rief ich Damon an, der sich sofort auf den Weg machte. Endlich konnte ich hier raus. Ungeduldig sank ich in die Kissen zurück und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es hatte sich in den letzten Tagen in einen wahren Blumenladen verwandelt. Auf der Fensterbank, auf dem Nachttisch und auf dem kleinen runden Tisch in der Ecke standen Blumensträuße. An der Decke schwebten zwei bunte Ballons mit Gute Besserung darauf. Überall lag der Inhalt von Carolines Korb verstreut. Wenn ich all die Geschenke ansah, kamen mir noch immer die Tränen. Statt meinem Vater hatte ich hier richtige Freunde gefunden. Freunde, denen etwas an mir lag und die sich Sorgen um mich machten. Mit denen ich Spaß haben und reden konnte. Es war eine neue Erfahrung für mich. Aber es gefiel mir. Ich wollte diese ganzen Freundschaften nicht aufgeben. Und plötzlich kam mir die Erkenntnis: das hier war jetzt mein Zuhause. In den letzten Wochen hatte ich kaum an Venedig und mein Leben dort gedacht. Weil ich mir hier ein Neues aufgebaut hatte. Ich war mir nicht sicher, wann es passiert war, aber in meinem Herzen hatte ich längst entschieden, zu bleiben. Für immer.

𝕾𝖆𝖓𝖌𝖚𝖎𝖘 𝖒𝖔𝖗𝖙𝖎𝖋𝖊𝖗𝖚𝖘🩸𝕋ö𝕕𝕝𝕚𝕔𝕙𝕖𝕤 𝔹𝕝𝕦𝕥 (TVD FF) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt