| 73 | ℑ𝔰 𝔱𝔥𝔦𝔰 𝔩𝔬𝔳𝔢?

659 40 10
                                    

Is this love? - Whitesnake

Ich starrte mich selbst im Spiegel über der Kommode im Gästezimmer an und erinnerte mich – mal wieder – daran, dass Elena genauso manipulativ war wie Katherine. Ich erinnerte mich – mal wieder – daran, dass ich mich nicht manipulieren ließ. Ich fragte mich  immer und immer wieder – warum, wenn all meine Behauptungen stimmten und ich doch genau wusste, was sie war, und ich doch angeblich immun dagegen war, ich hier in diesem Bowling Hemd stand? Gute Frage. Keine Antwort. Zumindest keine, die ich ernsthaft in Betracht ziehen wollte. Mir war klar, wenn ich es tat, würden Worte wie oberflächlich und selbstsüchtig durch meinen Kopf schießen. Zusammen mit dem allzeit beliebten notgeil.

Wenn ich nicht oberflächlich und selbstsüchtig war, dann wäre ich nicht so leicht zu dieser Farce hier überredet worden, die ganz offensichtlich ein Trick von Elena war, um die Wogen zu glätten. Und obwohl ich gerne behaupten würde, dass ich anfangs nicht notgeil war, war ich bereit, mir einzugestehen, dass es genau das war, auf was mich die letzten Tage Hausarrest reduziert hatten. Ansonsten hätte ich nicht zugelassen, dass mich diese braunen Augen so leicht rumkriegten. Ich hätte nicht darauf gehört, wie seine Stimme in der Luft vibrierte. Mir wäre nicht aufgefallen, dass er jedes Mal, wenn er meine Hand hielt, mit seinem Daumen gemächliche Kreise über meine Handfläche zog. Nichts davon hätte mich berührt. Gar nichts. Und ich würde nicht immer noch zittern wie ein Teenager vor ihrem ersten Date.

Und jetzt stand ich hier, gekleidet in meiner besten Jeans und einem Bowling Shirt, das jemanden namens Millie gehörte und ein bisschen zu kurz und ein bisschen zu eng um die Brust war. Ich zupfte das Shirt zurecht und schwang meinen linken Arm zurück, um sicherzugehen, dass die Knöpfe nicht platzten, wenn ich die Bowlingkugel warf. Als ich mir sicher war, dass sie es nicht taten, schnappte ich meine Tasche und ging zur Tür.

Bevor ich dort ankam, hörte ich Damon klopfen.

«Bist du fertig?», rief er. «Ich habe Elenas Wagen in der Auffahrt gehört. Sie werden jede Sekunde hier sein.»

«Ja.» Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel. «So bereit wie ich nur sein kann.» Ich öffnete die Tür und holte überrascht Luft.

Lester, wie es schien, war genauso klein wie Millie. Sein Hemd war nicht annähernd groß genug, um Damons breite Brust zu bedecken. Er trug das Bowling Hemd offen über einem schwarzen T-Shirt. Das Outfit entsprach vermutlich nicht den Vorschriften der Bowlingliga, aber irgendetwas sagte mir, dass es Damon egal war. Außerdem war es nicht Damons gewagte Kleiderwahl, die mich überraschte. Es war auch nicht das zaghafte Halb-Lächeln, das über seine Lippen huschte. Es war der nicht mehr ganz frische Blumenstrauß in seiner Hand.

«Die» – er hielt mir die Blumen hin – «sind für dich.»

Ich starrte auf den Strauß Margeriten und Ringelblumen hinunter, ihre Farben gedeckt im dämmrigen Licht des Flurs. Gold, das aussah, als hätte man den Glanz weg gerieben, und Weiß so vergilbt wie antikes Leinen. Der Strauß stammte aus meinem Zimmer im Krankenhaus. Einer meiner Freunde – ich erinnerte mich nicht mehr wer – hatte ihn in den ersten Tagen mitgebracht. Zusammen mit den anderen Sträußen und den Ballons hatte Caroline ihn eingepackt und mit in die Villa gebracht. Nach knapp einer Woche ließen die meisten Blumen die Köpfe hängen und die Ballons schwebten nur noch auf halber Höhe. Ich hatte es bisher nicht übers Herz gebracht, alles wegzuwerfen. Sie hatten zumindest ein bisschen Farbe in den tristen Novembertagen verbreitet.

Der Blumenstrauß hatte seine besten Tage hinter sich und trotzdem war es das Süßeste, was ich je gesehen hatte. Plötzlich spürte ich einen Kloß in meinem Hals und räusperte mich. «Oh, du bist gut», erklärte ich. «Du bist wirklich gut!» Ich nahm ihm die Blumen ab, weil ich es keine Minute länger ertrug, zu sehen, wie er sie mir entgegenstreckte.

𝕾𝖆𝖓𝖌𝖚𝖎𝖘 𝖒𝖔𝖗𝖙𝖎𝖋𝖊𝖗𝖚𝖘🩸𝕋ö𝕕𝕝𝕚𝕔𝕙𝕖𝕤 𝔹𝕝𝕦𝕥 (TVD FF) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt