| 13 | 𝔗𝔴𝔦𝔰𝔱𝔢𝔡 𝔊𝔞𝔪𝔢𝔰

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Twisted Games - David Lawrence

Zwanzig Minuten später parkte ich meinen Käfer am Straßenrand in der Nähe des Waldstückes, in dem sich der Friedhof befinden sollte. Ich öffnete erneut die Motorhaube, hinter der sich der Kofferraum befand, und durchforstete mein Waffenarsenal. Hier würde mich niemand überraschen können. Ich konnte mir in aller Ruhe meine Waffen aussuchen. Kurz entschlossen steckte ich mir mehrere Holzpfähle, die ich in den letzten Tagen geschnitzt hatte, in meinen Gürtel. Dann holte ich den Köcher mit den in Eisenkraut getränkten Holzpfeilen hervor und hing ihn über meine Schulter. Zuletzt nahm ich den Bogen heraus, den mein Vater für mich gemacht hatte.

Er hatte mich gelehrt, mit allen Waffen zu kämpfen, aber mit dem Bogen war ich immer am besten gewesen. Schnell und treffsicher. Vater wollte unbedingt, dass ich die Armbrust benutzte, wenn wir zusammen auf Jagd gingen, obwohl mir der Bogen mehr lag. Jetzt war er nicht mehr hier und ich konnte selbst entscheiden, womit ich kämpfen wollte. Zum Schluss schob ich noch ein paar kleinere Pfähle in die Ärmel meiner Lederjacke. Sie besaß spezielle Schlaufen, in denen ich meine Pfähle verstecken konnte. Eine Spezialanfertigung einer Schneiderin in Venedig. Vaters Vertraute und eine jahrelange Verbündete der Jägerfamilien.

Ja, ich war auf alles vorbereitet.

Und ja, ich war bereit, endlich mein Können auf die Probe zu stellen.

Einen Fuß vor den anderen setzend bewegte ich mich lautlos durch den Wald. Der Kompass meines Handys zeigte mir an, in welche Richtung ich gehen musste. Der verfallene Friedhof befand sich ungefähr einen Kilometer von der abgelegenen Landstraße, wo ich geparkt hatte. Ich musste also bald darauf stoßen. Den Bogen mit einem Pfeil im Anschlag und schussbereit gespannt schlich ich durch die Dunkelheit. Ich konnte nur ein paar Meter weit sehen, weil der Mond von Wolken verhangen war und die dichten Baumkronen kaum Licht durchließen. Doch auch darauf hatte mich mein Vater vorbereitet. Er hatte mich unzählige Male mit einer Augenbinde durch Venedig gejagt. Nach diversen peinlichen Ausflügen in die stinkenden Kanäle, einem verstauchten Knöchel und einem gebrochenen Handgelenk fand ich mich inzwischen auch in völliger Dunkelheit zurecht.

Ja, mein Vater hatte mich perfekt ausgebildet.

Ich war die Beste.

Endlich öffnete sich der Wald und ich trat auf eine kleine Lichtung. Der Friedhof. Ich hatte ihn gefunden. Das gute Dutzend Grabsteine war entweder umgekippt oder auseinandergebrochen. Ganz offensichtlich kümmerte man sich schon seit Jahren nicht mehr um diese Grabstätte. Die Namen und Inschriften auf den Steinen waren von der Witterung verwaschen oder mit Moos überwuchert.

Vorsichtig ging ich weiter. Am anderen Ende entdeckte ich schließlich die Gruft. Ein rechteckiges kleines Haus aus Stein, zu dem zwei Treppen hinauf führten. Über den geschlossenen Doppeltüren war die Inschrift noch lesbar.

Salvatore.

Ich unterdrückte ein Stöhnen. Wie hätte es auch anders sein sollen? Jetzt wusste ich ganz sicher, dass ich am richtigen Ort war.

Hinter mir knackte ein Ast in der Stille, als ob jemand darauf getreten war. Ich fuhr herum, den Bogen schussbereit gespannt. Mit zusammengekniffenen Augen spähte ich zwischen die Bäume. Ich konnte nichts erkennen. Aber ich spürte, dass jemand oder etwas hier war. Bodennebel kroch zwischen den Gräbern herauf und breitete sich über dem Friedhof aus. Wie zärtliche Hände wand er sich um die Grabsteine und kroch an den Baumstämmen empor.

Mit klopfendem Herzen wandte ich mich wieder der Gruft zu.

«Hey, meine Süße, hast du dich verlaufen?», sagte plötzlich eine tiefe Stimme zu meiner Linken. Ich wirbelte herum, feuerte blind einen Pfeil ab. Da traf mich etwas mit voller Wucht von Rechts. Ich ging zu Boden, ließ jedoch den Bogen in meiner Hand nicht fallen. Etwas stürzte sich auf mich, packte meinen Kopf und riss ihn zur Seite. Ich dachte nicht nach. Meine freie Hand flog zu meinem Gürtel, riss einen Pfahl heraus und rammte ihn dem Angreifer mitten ins Herz. Reglos sackte er zusammen und fiel zur Seite. Sofort sprang ich wieder auf die Beine, spannte den Bogen erneut. Ich warf nur einen kurzen Blick auf den toten Vampir zu meinen Füßen. Seine Kleidung war altmodisch und zerschlissen. Er wirkte ausgezehrt und nicht aus diesem Jahrhundert.

𝕾𝖆𝖓𝖌𝖚𝖎𝖘 𝖒𝖔𝖗𝖙𝖎𝖋𝖊𝖗𝖚𝖘🩸𝕋ö𝕕𝕝𝕚𝕔𝕙𝕖𝕤 𝔹𝕝𝕦𝕥 (TVD FF) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt