| 76 | 𝔇𝔞𝔡𝔡𝔶'𝔰 𝔩𝔦𝔱𝔱𝔩𝔢 𝔤𝔦𝔯𝔩

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Daddy's little girl – The Shires

Ich rannte, so schnell ich konnte ins Wohnzimmer. Ohne mich umzudrehen, stürzte ich zu meiner Tasche. Ich konnte seine Schritte auf den Holzdielen hören. Er war direkt hinter mir. Ich hatte nur ein paar Sekunden. Der Holzpfahl lag ganz unten in meiner Tasche. Meine Finger klammerten sich um das Holz, dann war mein Vater auf mir. Er stieß mich zur Seite. Ich verlor das Gleichgewicht, ruderte hilflos mit den Armen. Der Pfahl flog aus meiner Hand, während ich zu Boden fiel und mich mit ausgestreckten Armen abstützen musste. Meine Schulter schrie auf, als ich mich abrollte und sofort wieder auf die Füße sprang.

«Du hast dazugelernt», sagte mein Vater und ich glaubte, Bewunderung herauszuhören. Seine Stimme versetzte mir einen Stich in die Brust. Ich sah mich panisch nach dem Holzpfahl um, doch er lag ganz am anderen Ende neben dem Bücherregal. Zu weit weg, um ihn rechtzeitig zu erreichen, bevor mein Vater mich töten konnte. Der Boden unter meinen Füßen geriet ins Schwanken. Ich musste mich an der Wand festhalten.

Wie lange hatten er und Katherine das alles schon geplant? Sie hatten uns alle getäuscht. Mit Leichtigkeit. Ich ärgerte mich über meine eigene Dummheit. Ich hatte mich zu sehr in Sicherheit gewiegt. Und nun bekam ich die Konsequenzen zu spüren. Ich ballte die Hände zu Fäusten.

«Was willst du? Warum bist du hier?», stieß ich hervor, um mich von dem Schmerz in meiner Schulter und meinem Herzen abzulenken.

«Um zu beenden, was ich in der Gruft angefangen habe. Katherine hätte mich töten sollen, als sie die Gelegenheit dazu hatte.»

Ich arbeitete mich bis zum Sofa vorwärts, um irgendetwas zwischen mich und meinen Vater zu bringen.

«Du willst mich töten? Aber ich bin deine Tochter! Ich bin die letzte unserer Ahnenreihe. Willst du unsere gesamte Blutlinie auslöschen?» Wenn ich ihn irgendwie hinhalten könnte, indem ich ihn zum Reden brachte. Inzwischen hatte ich den Kamin erreicht. Mein Blick huschte zu den beiden Zeremonienschwerter hinauf, die überkreuzt über dem Sims hingen.

Mein Vater sah mich mitleidig an. «Du bist nicht mehr meine Tochter. Du warst es nicht mehr seit dem Moment, als du Schande über unsere Familie gebracht hast.»

«Was –?» Mir fehlten die Worte. Ich war hierher gekommen, um ihn zu finden. Hatte um ihn getrauert, alles in Bewegung gesetzt, um ihn zurückzubekommen. Umsonst. Alles umsonst.

«Du hast dich mit einem Vampir eingelassen. Nicht nur einmal, nein, zweimal. Du bist eine Schande, Sienna! Du bist keine Jägerin! Du bist viel zu schwach und so leicht zu täuschen.» Er hatte die Worte noch nicht zu Ende gesprochen, da griff er mich an. Obwohl seine Worte mich quälten, reagierte ich instinktiv. Ich sprang nach oben, packte das Schwert am Schaft und riss es von der Wand. Es war schwer, verdammt schwer. Eines dieser alten Eisenschwerter. Das Gewicht ließ meine Hand herabsinken und ich brauchte meine ganze Kraft, um es wieder anzuheben. Ich hatte schon mal mit einem Schwert gekämpft, vor langer Zeit im Palazzo, aber die Schwerter, die wir hatten, waren viel leichter gewesen.

Mein Vater wollte mir das Schwert aus der Hand schlagen, aber ich schwang meinen Arm zurück, so weit ich konnte. Mit einem schmerzerfüllten Aufschrei ließ ich das Schwert auf ihn herabsausen. Im letzten Moment sprang er zur Seite, schlug das zweite Schwert von der Wand und fing es mühelos auf. Meine Klinge verfehlte ihn knapp und verletzte ihn nur leicht an der Schulter. Stattdessen stand er mir in Kampfstellung gegenüber.

Ich packte das Schwert mit beiden Händen, machte einen Schritt zurück und stellte mich breitbeinig hin. Wir standen uns gegenüber wie zwei Duellanten und warteten, dass der andere den ersten Schritt machte.

«Du bist derjenige, der Schande über die Familie gebracht hat, Papa!», schrie ich ihn an. «Du hast dich von Katherine verwandeln lassen! Wie konntest du das zulassen?»

𝕾𝖆𝖓𝖌𝖚𝖎𝖘 𝖒𝖔𝖗𝖙𝖎𝖋𝖊𝖗𝖚𝖘🩸𝕋ö𝕕𝕝𝕚𝕔𝕙𝕖𝕤 𝔹𝕝𝕦𝕥 (TVD FF) ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt