Kapitel 55: Grenzen

277 18 0
                                    

Dumbledores Armee schrieb stundenlang. Die Worte ritzten sich auf brutale Art und Weise tief in unsere Hände. Umbridge genoss unseren Anblick offensichtlich, während sie ihren Tee trank. Mittlerweile zitterte meine verletzte Hand so sehr, dass ich sie in meinen Schoß legen musste. So konnte Umbridge die Hand nicht sehen. Den Triumph konnte ich ihr einfach nicht geben. Irgendwann stand sie auf. "Nun. Ich hoffe, dass Sie ihre Lektion gelernt haben. Von nun an stehen Sie unter strenger Beobachtung und auch die Regeln in der Schule werden verschärft werden. Zusätzlich wird sich das Ministerium wohl oder Übel mit Dumbledore auseinandersetzen müssen.", sagte sie laut. "Sie können nun gehen." Ohne zu zögern sprangen wir alle auf, um die große Halle zu verlassen. Vor der Halle stand Chos Freundin. Vermutlich war es fies, aber nicht einer von uns  sprach mit ihr. Sie bekam eine Menge böse Blicke zugeworfen. Nur Cho ging zu ihr hin. "Ich kann es nicht verstehen.", sagte Susan wütend. "Sie wird ihre verdehten Gründe gehabt haben."; sagte ich bloß. Der Weg zu unserem Gemeinschaftsraum war wie ein Weg der Schande. Einige sahen uns bemitleidend an und andere warfen uns schon fast gehässige Blicke zu. "Wegen denen werden wir jetzt bestimmt noch viel mehr eingepfercht.", sagte ein Gryffindor. "Wo er Recht hat, hat er Recht.", dachte ich mir.
Im Gemeinschaftsraum saßen wir dann am Feuer. "Das war es dann wohl...", sagte ich traurig. Das Schweigen meiner Freunde bestätigte mich nur. Nach einigen Stunden kam ein Schüler in den Raum gerannt. "Er ist verschwunden! Dumbledore ist weg!", rief er laut. Mit einem Mal wurde es still, dann kamen die Fragen alle durcheinander auf den Schüler eingeprasselt. "Was?, Worher weißt du das?, Wo soll er denn hin sein? Warum ist er gegangen?", wurde von allen Seiten gefragt. Aufgeregt sah er hin und her, atmete tief durch und fing an zu antworten. "Das Ministerium kam in sein Büro. Ich vermute, dass sie ihn verhaften wollten. Als sie wieder heraus kamen, waren sie ganz nervös und fingen an darüber zu reden, dass sie Dumbledore finden müssten. Mehr weiß ich nicht.", erklärte er das Geschehen. "Dann müssen wir wohl auf den nächsten Tagespropheten warten.", sagte Hannah. Susan schüttelte den Kopf. "Da steht doch eh nur Murks drin." Die Folge auf ihren Satz, war noch mehr betretenes Schweigen. Mich beruhigte es extrem, dass die meisten Hufflepuffs Dumbledore glaubten und nicht dem Ministerium. Natürlich hinterfragten sie auch einiges, aber für die meisten war Dumbledore einfach ein großes Vorbild und eine Art Heldenfigur.
Umbridges Durchsage ließ nicht lange auf sich warten. Sie wurde zur Schulleiterin ernannt. Am nächsten Tag war ein ausführlicher Artikel im Tagespropheten, der besagte, dass Dumbledore eine Verschwörung gegen Fudge plante und er nun auf der Flucht sei. Umbridge würde die Ordnung in der Schule herstellen und die Beteiligten bestraft werden. Und die Beteiligten waren nun mal wir. Wir alle hatten das Verbot die Schule zu verlassen. Nur den Innenhof durften wir nutzen. Wenn wir Unterricht hatten und dieser woanders als im Schulgebäude direkt stattfand, dann wurden wir von Slytherins begleitet, die dadurch die Erlaubnis hatten, später zu ihren eigenen Stunden zu erscheinen. Zum Kräuterkundeunterricht wurde ich von Draco begleitet. Wir warfen uns vielsagende Blicke zu. "Warum? Warum konntest du dich nicht zusammenreißen?", fragte er enttäuscht. "Draco...", fing ich an und wollte seine Hand nehmen. Er zog sie weg. Meine Freunde taten so, als würden sie nichts sehen. "Weißt du eigentlich was für Probleme du kriegen kannst dadurch? Dein Vater lässt sich von Hagrid das Blut ins Büro stellen, weil du nicht zu Hagrid gehen kannst. Er steht wegen Dumbledore erst recht unter Verdacht. Und was ist wenn Hagrid doch noch der Schule verwiesen wird? Wer holt dir dann das Blut?", sagte er mit wütendem Blick. Ich sah betreten auf den Boden. Draco hatte Recht. Sollte Hagrid der Schule verwiesen werden, konnte er nicht einmal jagen gehen. Und ansonsten machte das auch niemand. Mein Vater konnte es auch nicht beschaffen. Nur Hagrid hatte von den Bewohnern des Waldes die Erlaubnis. "Vielleicht haben wir Glück und er wird nicht der Schule verwiesen.", sagte ich nur leise. Draco ließ mich als wir an den Gewächshäusern ankamen einfach stehen und ging zurück zur Schule. Am liebsten wollte ich ihn hinterherlaufen. "Jane. Komm wir müssen in den Unterricht.", sagte Hannah und zog mich ins Gewächshäus. Eigentlich fand ich die Stunden immer total spannend, aber ich konnte mich kaum konzentrieren. Ich machte mir einfach zu viele Gedanken. Heute musste ich auch zu meinem Vater und den Unterricht machen. Er würde extrem sauer sein. Bis dahin verging jede Stunde Unterricht genauso langsam und unkonzentriert. Als ich die Treppen nach unten zu den Verließen ging, stieg meine Nervosität. "Er wird mich entweder anschreien, oder in Stücke reißen... Oder beides.", dachte ich mir. Ich öffnete die Tür zu seinem Büro. Mein Vater stand mit verschränkten Armen an seinem Schreibtisch gelehnt und sah mich an. Ich blieb noch in der Tür stehen. Unentschlossen was ich nun tun sollte, starrte ich zurück. "Lass dich nicht erwischen, hatte ich gesagt.", fing Dad das Gespräch an. Ich sah schweigend auf den Boden. "Komm rein und schließ die Tür Jane.", wies er mich an. Ich tat wie geheißen, setzte mich aber immer noch nicht, weil ich auf die Standpauke wartete. Mein Vater fing an hin und her zu laufen, als würde ihm dadurch einfallen was er mir sagen wollte. "Dad... Es tut mir leid. Wirklich. Aber ich konnte doch nicht, nichts tun. Wir..." "Jane. Ich weiß warum ihr getan habt, was ihr getan habt. Aber ich hatte gehofft, dass meine eigene Tochter vielleicht einfach schlau genug ist nicht aufzufliegen. Du kannst von Glück reden, dass Hagrid noch auf der Schule ist. Du weißt warum.", schnitt er mir das Wort ab. "Ich weiß. Draco und ich haben schon drüber geredet.", sagte ich schuldig. Mein Vater beobachtete mich ruhig. "Ich konnte dir noch Blut für drei Wochen besorgen. Hagrid versucht an genügend für eine weitere Woche zu kommen. Er kann es aber nicht versprechen. Du weißt wie die Zentauren sind.", erklärte er. Ich nickte wissend. "Gut. Dann lass uns mit dem Unterricht weitermachen." Dad wandte sich seinem Zauberstab zu. Ich atmete tief durch und bereitete mich auf seinen Angriff auf meinen Geist vor. Allerdings lief auch der Unterricht bei meinem Vater genauso schlecht, wie der andere. Außerdem tat meine Hand auch noch höllisch weh. Am Ende saß ich bloß müde, verschwitzt und frustriert im Stuhl gegenüber von meinem Vater. Ruhig lief er zu einem Regal. "Dad ich brauch wirklich kein Blut jetzt. So schwach bin ich nicht mehr.", meckerte ich. Er lächelte. "Wer sagt denn, dass ich dir Blut gebe.", antwortete er. Aus dem Schrank holte er ein Butterbier. Überrascht nahm ich es ihm ab. "Danke.", sagte ich müde lächelnd. Es beruhigte mich zu wissen, dass er trotz allem immernoch der fürsorgliche Vater war, den ich mein Leben lang kannte. "Ich dachte mir, dass du das gebrauchen kannst." Die Süße des Butterbiers ließ mich für einen Moment vergessen, in was für Schwierigkeiten ich steckte.
Schließlich wurde mein Vater noch einmal ernst. "Jane. Ich möchte, dass du aufpasst. Versuch nicht noch mehr aufzufallen." "Ich glaube eher, dass Harry mehr in Schwierigkeiten steckt, als ich. Ich meine, ja ich habe auch Probleme und sie wird auch auf mich achten, aber Harry zieht das noch viel mehr auf sich als ich.", versuchte ich meinen Vater zu beruhigen. Nun fing er doch wieder an unruhig hin und her zu laufen. Dabei wehte sein Umhang dramatisch mit. "Eure Namen standen auf einer Liste. Sie hat alle im Blick und achtet darauf was ihr tut. Auch wenn einige von euch bis jetzt immer unauffällig waren. Wenn du dir nur einen Fehltritt leistet, fliegst du entweder von der Schule, bekommst noch mehr Einschränkungen oder du wirst noch mehr von ihr gefoltert.", sagte er aufgeregt. Tatsächlich klang er nun wir ein wirklich sehr besorgter Vater. Ich ging zu ihm und legte meine Hand auf seinen Arm. "Ich werde keinen Fehler mehr machen. Versprochen. Ich hoffe nur, dass Hagrid auf der Schule bleibt.", versprach ich ihm ehrlich. Dad seufzte. "Ich hoffe es. Und jetzt los, du musst zurück in den Gemeinschaftsraum. Es ist schon fast Mitternacht." So ein Mist. Die Zeit hatte ich total aus den Augen verloren. Wenn ich nach Mitternacht noch im Schulgebäude unterwegs war, wäre ich direkt wieder schlecht dran. Ich gab meinem Vater einen Kuss auf die Wange und lief los. Natürlich lief mir Mr. Filches Katze über den Weg. "Verdammt!", fluchte ich leise und rannte in die entgegengesetzte Richtung von der, in welche sie lief. Ich rannte um die Ecke und einen Umweg zum Gemeinschaftsraum. Kurz vorher lief ich in einen Gang, sah mich um und rannte direkt in Dracos Arme, welcher seinen Aufsichtspflichten nachging. Erschrocken sahen wir uns an. "Malfoy. Hier läuft irgendwo ein Schüler herum.", rief Filch irgendwo hinter uns. Wieder sahen wir uns an. "Los schnell.", sagte Draco und drückte mich in eine Tür hinter mir. Er schloss die Tür, um zu verhindern, dass Mr. Filch in die kleine Abstellkammer sah. Flach atmend drückte ich mich in die hintersten Ecken und versuchte nicht einen Mucks zu machen. Die Schritte unseres Hausmeisters konnte man schnell näher kommen hören. Seine Katze schnurrte laut vor sich hin. "Ich habe Schritte von genau der Richtung gehört, aus der sie gekommen sind Mr. Filch.", sagte Draco mit Nachdruck. "Sind sie sich sicher?", fragte Flich. "Ja. Ich war gerade auf dem Weg dahin." Er klang so, als würde er sich extrem drüber freuen, jemanden auffliegen zu lassen. Wahrscheinlich war es genau das, was Filch überzeugte. Zügig liefen sie davon. "Komm Mrs. Norris!", rief Filch. Schließlich lief auch seine verfluchte Katze ihnen nach. Als ich mir sicher war, dass alle weg waren, öffnete ich langsam die Tür und sah mich um. Ohne weiter zu zögern ging ich in den Gemeinschaftsraum. Kaum war ich im Schlafsaal angekommen, kam mir schon Hannah entgegen. "Wo warst du?", fragte sie aufgeregt. "Ich war bei meinem Vater und habe mit ihm ein Butterbier nach dem Unterricht getrunken. Wir haben uns verquatscht.", sagte ich beruhigend. Hannah atmete erstmal durch. "Komm. Wir sollten schlafen gehen. Es ist schon spät. Die nächsten Wochen werden anstrengend.", sagte sie dann müde.
Durch die ganze Aufregung, hatte ich vollkommen vergessen WIE müde ich eigentlich war. Ich ging ins Bad, wusch mich und verschwand in meinem Bett. Ich schlief noch bevor mein Kopf auf dem Kissen landete.
Am nächsten Morgen standen wir alle überpünktlich auf. Die Demotivation stand uns ins Gesicht geschrieben. Susan für sich mit den Händen durch die Haare. "Auf einen neuen Tag in der Hölle.", sagte sie, während wir uns fertig machten. Keiner von uns sagte ein Wort. Unser Schweigen sprach Bände. Auch die Schule war ganz anders. Es schien als wäre alles grau und trist. Selbst die Bilder an den Wänden unterhielten sich nicht wie üblich. Als wir die große Halle erreichten hatten sich viele Schüler versammelt um die vielen neuen Regel zu begutachten, die seit heute morgen galten. Ich machte mir nicht mal ansatzweise die Mühe sie zu lesen, sondern setzte mich einfach an den Frühstückstisch. Einige andere von Dumbledores Armee waren such da. Wir würden praktisch mit tötenden Blicken überschüttet. Größtenteils versuchte ich es zu ignorieren, aber ich kam mir total in die Ecke gedrängt vor. Als Harry, Hermine und Ronald die Halle betraten, waren die Blicke, die auf uns ruhten Geschichte. Nun starrten alle das Trio an. Hermine ging es dabei offensichtlich nicht gut. "Die Armen.", sagte Megan bemitleidend. "Dann sollten wir aufhören sie anzuschauen.", stellte Susan fest. Schnell hielten wir uns an ihre Worte.
Der Tag verging genauso langsam wie gestern. Zu allem Überfluss mussten wir aber Filch dabei zuschauen, wie er anfing alle Bilder aus der Schule abzuhängen. Zum Teil machte er sich sogar einen Spaß draus die abgebildeten Personen oder Tiere zu ärgern. Er schüttelte sie aus ihren eigenen Bildern heraus und winkte ihnen dabei gehässig zu.
Die nächsten Wochen vergingen genau gleich. Wir standen morgens auf, liefen durch ein ruhiges, trauriges und tristes Hogwarts, aßen, gingen zum Unterricht und wurden dabei meistens von Slytherins begleitet, abends hatte ich oft Unterricht bei meinem Vater, wir hatten viele Hausaufgaben auf und im Unterricht bei Umbridge saßen wir wie bei einer Strafe schnurgerade. Sie lief wie eine Diktatorin die Klasse ab. Selten traf ich mich mit Draco.  Unser Verhältnis war, seit meine Freunde und ich aufgeflogen waren sehr angespannt.  Er fühlte sich hintergangen, versuchte aber zu mir zu halten, weil er sich viel zu viele Sorgen machte. Leider bestätigten sich seine Sorgen irgendwann. Hagrid wurde der Schule verwiesen. Blut hatte ich noch für zwei Wochen in etwa. Kein anderer außer Hagrid konnte an Blut kommen. Für die Zentauren war ich ein Abkömmling der Finsternis. Ich versuchte grundsätzlich mich nicht beleidigt zu fühlen, wenn ich das hörte. Mein Vater und andere durften nicht für diesen Grund in den Wald. Es war einfach ziemlich kompliziert und deprimierend. Ich musste mir also alles gut einteilen. Auch wenn ich bald nichts mehr haben würde, dann konnte ich ohne Probleme auch zwei Monate ohne etwas auskommen. Über alles andere danach wollte ich einfach nicht nachdenken. Ich übte mich immer mehr in Meditation und Selbstkontrolle, in der Hoffnung, dass es mir helfen würde.

Hexe, Halbblut, HalbvampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt