Kapitel 65: Weihnachten mit Anschuldigungen

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Die letzten Tage bis zu den Weihnachtsferien vergingen alles andere als schnell. Ich hatte ständig Draco im Auge und versuchte nicht über Harrys Anschuldigungen an meine Vater nachzudenken. Es konnte nicht sein, dass Draco als auch mein Vater für den dunklen Lord arbeiteten. Bei Draco war ich mir zu einhundert Prozent sicher, dass er gezwungen wurde. Bei meinem Vater hatte ich einfach nur die Hoffnung, dass das mit dem unbrechbaren Fluch nicht stimmte. Ich starrte auf mein Weihnachtsgeschenk, dass ich für meinen Vater geholt hatte. Es war eine neue Schreibfeder. Eine hochwertige Rabenfeder. Seine war am zerfallen und ich wusste wie sehr er brauchbare Geschenke mochte. Mein Plan war es sein Geschenk am Tag meiner Abfahrt zum Orden in seinem Büro zu verstecken. Dabei wollte ich auch nach verdächtigen Sachen Ausschau halten. Gewissensbisse machten sich schnell und blitzartig in mir breit. Wie konnte ich meinem eigenen Vater nicht mehr vertrauen? Ich wusste von seiner Vergangenheit mit dem dunklen Lord. Aber die Tatsache, dass er zu ihm zurückkehren könnte, lag nicht in meinem Vorstellungsbereich. Und doch war da dieser kleine Zweifel. Ich ließ die Schultern fallen. Mein Koffer lag offen auf meinem Bett. Die letzten Sachen würde ich morgen früh verstauen, nachdem ich im Büro meines Vaters war. Die anderen Mädels waren schon heute früh zu ihren Familien aufgebrochen. In ihren Koffern hatte ich auch schon kleine Geschenke versteckt. Um Zeit zu schinden, schnappte ich mir das Zaubertrankbuch. Ich wollte die letzten Notizen noch einmal durchgehen. Seit Slughorn den Unterricht übernommen hatte, war zwar alles ein wenig entspannter, aber die guten Noten wollte ich trotzdem haben. Dann war da auch noch Verteidigung gegen die dunklen Künste, was alles andere als leichter war, seit mein Vater den Unterricht unter seine Fittiche genommen hatte. Ich dachte immer, dass er in Zaubertränke streng war, aber in Verteidigung gegen die dunklen Künste war er ein Horror, den man sich nicht vorstellen konnte. Selbst ich bekam seit Wochen nur noch durchschnittliche Noten und eine Menge strenger Seitenblicke. Nichtdestotrotz musste ich lächeln. Die strengen Blicke meines Vaters erinnerten mich an meine Kindheit. Wenn ich mit einer Mutter und meinem Vater zusammen Bettspiele spielte und versuchte zu schummeln. Meine Mom ließ es immer wieder mal durchgehen, aber mein Vater brauchte mich nur anzuschauen, damit ich meine Schummelversuche aufdeckte. 

Am nächsten Morgen ging ich früh zum Frühstück. Die letzten verbliebenen Schüler waren größtenteils noch nicht wach. Also war ich fast alleine in der großen Halle. Die großen Weihnachtsbäume und die vielen Kerzen ließen die Halle in wunderschöner Weihnachtsstimmung leuchten. Auch die Tische waren weihnachtlich dekoriert. Nach meinem Essen lief ich zum Büro meines Vaters. Vorsichtig klopfte ich an der Tür. Hoffentlich war er noch nicht hier. Sonst würde mein Plan nicht funktionieren. Es kam keine Antwort. Zur Sicherheit klopfte ich noch einmal. Wieder keine Antwort. Ich lächelte. Ich war tatsächlich das erste Mal seit langer Zeit vor meinem Vater wach. Leise versuchte ich die Tür zu öffnen. Natürlich war sie abgeschlossen. "Alohomora.", flüsterte ich. Das Schloss klickte leise. "Aha." Das Büro war so dunkel wie immer. "Farbe Dad. Farbe. Könnte man ja mal probieren.", machte ich mich über seine Einrichtung lustig. Ich platzierte das Geschenk für meinen Vater in der obersten, rechten Schublade des großen Schreibtisches, an dem er immer saß. "Okay Jane, spionier einfach mal schnell deinen Vater aus. Was ist schon dabei?", murmelte ich. Das schlechte Gewissen, dass sich in mir breit machte, versuchte ich zu ignorieren. Ich ließ mich auf den Sessel von meinem Vater  fallen. "Urgh. Wieso muss alles so kompliziert sein?", jammerte ich. Dennoch wollten die Worte von Harry mir nicht aus dem Kopf gehen. Auch Dracos Verhalten war in meinen Augen ein Beweis dafür, dass etwas nicht stimmte. Die Tatsache, das Dad schon lange engen Kontakt mit dem Malfoys hatte, machte alles nicht gerade einfacher. Auf dem Schreibtisch lagen nur Aufsätze von Schülern. Die Schubladen waren voll mit Tinte und einigen Büchern. Es gab nichts verdächtiges zu finden. Die Regale waren voll mit ausgestopften Tierwesen, Zaubertrankzubehör und lauter kleiner Fläschchen und Gläsern. Auch hier nichts auffälliges. Ich wusste nicht ob ich enttäuscht oder glücklich darüber sein sollte. Vielleicht war auch etwas in seinem Schlafsaal. Ein Blick auf die Uhr reichte um mich davon zu überzeugen, dass ich sowieso schon zu lange hier im Büro war. Ich schob alles an die Stellen, wo die Gegenstände ursprünglich standen. Beim Gehen achtete ich darauf die Tür wieder abzuschließen. Für einen kurzen Moment starrte ich auf die Tür. "Wenn er das herausfindet, dann hab ich ein riesiges Problem.", dachte ich mir. Auf dem Weg zurück waren so ziemlich alle wach. Viele brachten ihren Koffer zum Zug. Damit ich noch einen guten Platz im Zug bekam, musste ich meine Sachen auch endlich holen. 

Hexe, Halbblut, HalbvampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt