Als wir in den Krankenflügel kamen, waren alle Schwestern und Lehrer versammelt. So unwohl wir jetzt hatte ich mich noch nie gefühlt, wobei mein blutverschmierter Hals eine große Rolle spielte. Dumbledore kam auf mich zu und in seinen Augen konnte ich sichtlich Sorge und Mitgefühl erkennen. „Sie ist nur ein Halbvampir.", sagte er und alle um mich herum atmeten erleichtert auf, wobei ich nicht verstand, was an dieser Nachricht so super war. McGonnagall kam auf mich zu. „Erstmal musst du dich ausruhen und sauber machen. Hagrid wird dafür sorgen, dass du regelmäßig Tierblut bekommst. Severus ich denke es wird möglich sein, dass sie hier weiterhin zur Schule geht. Stimmt doch Albus?" Jetzt sahen alle Dumbledore an. Er nickte. „Natürlich, aber es muss klar sein, dass die Tatsache, dass Miss West ein Halbvampir ist, streng vertraulich ist." Es gab ein zustimmendes Gemurmel und alle machten sich wieder an die Arbeit. Ich sah meinen Vater an und schaffte es nicht mehr meine Tränen zu unterdrücken. „Was ist jetzt mit Mum? Wir können sie nicht einfach da lassen. Wenn ich nicht so spät zu Hause gewesen wäre, hätte ich vielleicht helfen können und dann wäre sie jetzt nicht tot. Und..." „Jetzt hör mir mal zu Jane. Du hättest gegen einen Vampir nichts ausrichten können. Selbst ich konnte ihn nicht vernichten. Deine Mum werden wir natürlich nicht einfach im Haus lassen. Das Ministerium ist informiert und verschleiert die Sache so, dass die Muggel nicht darauf aufmerksam werden, dass etwas Unnatürliches im Spiel war. Jetzt müssen wir uns erstmal um dich kümmern." Er führte mich zu einem der Betten. Madam Pomfrey eilte herbei und säuberte mir die Bisswunde am Hals, danach verband sie ihn und brachte mir etwas zum Anziehen. Als ich mich umgezogen hatte sah ich mich im Spiegel an und wusste nicht was ich tun sollte. Heute Morgen war mein Leben noch in Ordnung und meine Mum hat mit mir Frühstück gegessen und mir gesagt, dass wir übermorgen mal nach Wales fahren wollten und Wandern gehen wollten. Dazu würde es nun nicht kommen. Und das Schlimmste: Ich war ein Halbvampir.
Wieso ausgerechnet ein Halbvampir hatte mir noch keiner erklärt, aber es schien etwas Gutes zu sein. Die Tür ging auf und Dad kam rein. „Das Ministerium hat deine Mum aus dem Haus geholt. Wir werden sie bald begraben können." Er sagte es und klang nur ein wenig bedrückt, aber in seinen Augen sah ich, dass es ihm genauso ging wie mir und auch er mit der Situation überfordert war. Ich drehte mich zu ihm um. „Wieso eigentlich Halbvampir. Ist das so anders?" Dad seufzte. „Ja das ist es in der Tat. Ein Vampir entsteht nur dann wenn genügend Gift im Körper ist. Wir wissen alle, dass es genügend Märchen gibt, von wegen: Ein Biss verwandelt einen gleich in einen Vampir. Das ist nur bei Werwölfen so. Du hattest nur wenig Gift im Körper und es macht auch einen Unterschied, ob es Vollmond ist oder nicht. Bei Vollmond verwandelt dich auch ein einfacher kurzer Biss in einen Vampir. Außerdem kannst du Tierblut trinken und auch normale Dinge essen. Vampire können ausschließlich Menschenblut vertragen. Sie können weder Tierblut trinken, noch andere Nahrung zu sich nehmen. Die Tatsache, dass du nur ein Halbvampir bist erleichtert uns die Sache erheblich. Und es gibt noch einen Vorteil: Du verträgst Sonnenlicht. Und du hast ein Spiegelbild. Wobei Vampire das auch haben, aber viele denken, dass das nicht so ist." Ich musste lächeln. So wie er das sagte, klangen die Tatsachen gar nicht so schlimm. „Und was ist wenn ich nur normales Essen esse?", fragte ich in der Hoffnung den Blutfaktor weglassen zu können, wobei ich zugeben musste, dass Hirschblut nicht eklig geschmeckt hatte. „Du würdest trotzdem verhungern. Das würde zwar mehrere Monate bis wenn es hoch kommt ein Jahr dauern, aber du würdest nach etwa zwei Monaten so geschwächt sein, dass der kleinste Herzschlag dich verrückt machen würde und du vermutlich auch nicht unbedingt zwischen Tier- und Menschenblut einen großen Unterschied machen würdest." Nachdem er das gesagt hatte legte ich mich ins Bett und man sah mir den Ekel an, dass ich nicht unbedingt Tierblut trinken wollen würde. Dad nahm meine Hand. „Versuch ein bisschen zu schlafen. Den Rest klären wir morgen bzw. heute. Es ist ja schon vier Uhr morgens. Du bist heute stark gewesen. Deine Mutter wäre stolz." Damit ließ er mich allein und ich schaltete das Licht aus, wobei die ersten Sonnenstrahlen ja schon durchkamen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich ewig wach liegen würde, aber ich war so gerädert, dass ich sofort einschlief.
Ich wachte so gegen 13 Uhr auf und musste mich erstmal orientieren. Nur langsam erinnerte ich mich wieder an den vorherigen Tag. Ich stand auf und fand einen Zettel auf dem Nachttisch.
„Machen sie bitte den Verband ab, damit für etwa drei Stunden Luft an die Wunde kommt. Essen sie etwas und trinken sie rund einen Liter Blut, damit sich ihr Körper besser erholen kann. Nach drei Stunden erscheinen sie bitte wieder hier im Krankenflügel, damit ich ihnen den Verband ummachen kann.
Madam Pomfrey"
Ich verzog das Gesicht. Einen Liter Blut. Das kann eklig werden. Aber ich tat was man von mir verlangte und nahm den Verband ab. Neben dem Nachttisch auf einem Stuhl lagen Anziehsachen und auch meine Schulsachen, die ich gekauft hatte. Auch meine restlichen Habseligkeiten, wie meine Eule, Fotos, Bücher, Sachen und sogar der Plüschteddy, den mir Mum zu meinem ersten Geburtstag geschenkt hatte, waren da. Ich war logischer Weise die einzige Schülerin im Schloss und ich kam mir irgendwie verloren vor. Ich ging in die große Halle und in dem Moment, in dem ich mich an den Tisch setzte erschienen vor mir viele Speisen. Ich tat mir eine Menge auf und aß hastig. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach dem gestrigen Tag überhaupt etwas essen würde. Als ich fertig war verschwand das Essen. Gerade als ich zum Büro meines Vaters gehen wollte, wurde ich gerufen. „West! Da sind se ja. Hab sie schon gesucht." Hagrid kam schnell auf mich zu. Bis jetzt hatte ich kaum etwas mit ihm zu tun gehabt, aber er war mir irgendwie sympathisch und auch Harry hielt fiel von ihm. „Was gibt's?", fragte ich. „Nun da jetzt ja diese Sache mit ihnen passiert ist, muss ich sie ja tatkräftig unterstützten, wenn sie wissen, was ich meine." Ich nickte. „Ja Professor Dumbledore sagte schon, dass sie mir regelmäßig....Blut geben würden." Ich sprach das Wort Blut so leise wie möglich aus, weil ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass ich es ein Teil meiner Nahrung werden würde. Hagrid nickte. „Komm'n se mal kurz mit mir." Und schon lief Hagrid voraus. Ich musste etwa drei Schritte machen, wenn er einen machte und als wir an seiner Hütte ankam war ich ganz schön aus der Puste. Hagrid lud mich in sein Haus und stellte mir fünf kleine Fläschchen auf den Tisch. „Das sind jeweils 200ml Hirschblut. Teiln se sich die Fläschchen heute über den ganzen Tag ein. Snape meinte, dass ich dir sagen soll, dass se einmal in der Woche morgens zu mir kommen sollen und ich ihnen fünf Flaschen geben soll. Wir haben gedacht, dass kleine Flaschen unauffälliger sind, als eine große Literflasche." Ich starrte die Faschen an. Ich roch das Blut durch die verschlossenen Flaschen durch und auch jetzt fiel mir auf, dass ich Hagrids Blut riechen und seinen Herzschlag hören konnte. Das gruseligste war, dass ich es weder eklig noch erschreckend fand. Es war irgendwie angenehm. „Danke.", sagte ich. „Und sie können mich duzen Hagrid. Ich denke, dass wir jetzt eine Menge miteinander zu tun haben werden." Er lächelte. „Klar aber das mit dem Duzen gilt auch für dich." Ich packte mir die Flaschen ein. „Muss ungewohnt für dich sein.", sagte Hagrid und ich seufzte. „Das kann man wohl sagen. Aber ich habe ja gute Hilfe." Auf dem Weg trank ich das erste Fläschchen leer. Es schmeckte wirklich irgendwie gut. Als ich das Büro meines Vaters betrat, saß er an einem kleinen Schreibtisch und starrte vor sich hin. „Ist alles in Ordnung Dad?", fragte ich besorgt. Er sah überrascht auf. Scheinbar hatte er mich nicht erwartet. „Ja es ist alles in Ordnung. Ich überlege nur wo ich dich unterbringe. Wir können ja schließlich nicht im Schloss wohnen. Außerdem habe ich die Beerdigung für deine Mutter geplant. Du solltest aber noch gucken, ob man etwas verändern sollte. Immerhin kanntest du sie noch besser als ich." Ich wurde mit einem Mal wieder traurig. Den Verlust meiner Mutter wollte ich ebenso wenig wahr haben, wie die Tatsache ein Halbvampir zu sein. „Ich denke das Einzige worauf sie bestehen würde wäre, dass sie auf einem Muggelfriedhof begraben wird und nur wir und enge Freunde da sein würden." Dad nickte und notierte sich, was ich gesagt hatte. „Ich habe überlegt wo du unterkommen könntest. Du kannst nicht im Schloss bleiben, weil ich finde, dass du auch mal woanders, als in deiner Schule sein solltest. Ich bin aber auch zu viel beschäftigt, als dass ich dich alleine in einer Wohnung in London unterbringen könnte, außerdem würde es Aufsehen erregen, wenn du ohne Mutter alleine leben würdest.", ich unterbrach ihn. „Schick mich bitte nicht in ein Heim.", flehte ich. Dad schüttelte den Kopf. „Nein da gehst du auf keinen Fall hin. Aber ich habe schon jemanden gefragt und diese Familie hat zugestimmt, dich wenigstens bei ihnen wohnen zu lassen. Das Haus ist groß und sie werden dir deine Privatsphäre geben. Ich verspreche dir auch, dass ich regelmäßig nach dir schaue und für Blut werden ich und Hagrid sorgen. Allerdings weiß ich, dass du deren Sohn nicht leiden kannst, aber die Sache ist schon beschlossen und ich denke es wird dir gut gehen." Ich sah meinen Vater misstrauisch an. „Von wem sprichst du?" Er seufzte.
„Den Malfoys."
DU LIEST GERADE
Hexe, Halbblut, Halbvampir
FantasyJane West ist die Tochter eines Lehrers an Hogwarts. Sie erlebt ein erstes ruhiges Jahr an dieser Schule, doch in den Sommerferien kommt es zu einem Zwischenfall und sie kehrt als Halbvampir in ihr zweites Schuljahr zurück. Nun muss sie zwei Geheimn...