Kapitel 56: Beherrschung

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Ich fühlte mich leer. Das war das beste Wort um zu beschreiben wie es mir ging. Ich wusste die ganze Zeit, dass Draco mir viel bedeutete und ich ihn liebte. Trotz der Streitigkeiten und der Unterschiede, war er wie ein Fels in der Brandung für mich. Und jetzt war dieser zusammengebrochen. Zu allem Überfluss rückten unsere Prüfungen immer näher und Umbridge hatte die Schule fest im Griff. Ich hatte kein Blut mehr. Bis jetzt war das noch kein Problem, aber in mehreren Wochen sah das anders aus. Mein Vater versuchte an Blut zu kommen, aber es würde auffallen, wenn er große Mengen an Blut als angebliche Zaubertrankzutat bestellen würde. Die Zentauren waren aufgrund des Ministeriums in die Enge getrieben und deshalb auch keine Hilfe. Jagen konnte ich auch nicht. Also musste ich hoffen, dass meine Selbstbeherrschung endlich so weit war dass ich über zwei Monate kam. Immerhin war das Schuljahr nicht endlos und bald vorbei.
Allerdings wurde meine Selbstbeherrschung auch von etwas Anderem auf die Probe gestellt. Besser gesagt: Von einer Anderen. Pansy wusste zwar nie, dass Draco und ich ein Paar sind, wusste aber dass ich lange bei ihm gewohnt hatte und er keinen Hass mir gegenüber verspürte. Sie wusste, dass wir sowas wie Freunde waren und ging einfach davon aus, dass ich einen unerwiederten Crush auf Draco hatte. Dieses dumme Mädchen gab sich größte Mühe mir das Leben zur Hölle zu machen, weil sie tatsächlich einmal eins und eins zusammenzählen konnte und verstand, dass Draco und ich nun GAR NICHT mehr miteinander sprachen, weil etwas passiert war. Ihr Grund den sie sich dachte war natürlich falsch, aber sie hat das Ergebnis herausgefunden. Also führte sie mich und meine Freunde nun immer freiwillig zu Unterrichtsstunden, lauerte mir in den Gängen auf oder machte im Unterricht leise schnippische Bemerkungen. "Es wird der Tag kommen, an dem ich ihr die Zunge herausreiße.", flüsterte Susan leise auf dem Weg zu Kräuterkunde. "Sie würde auch dann einen Weg finden uns zu nerven.", sagte ich. Pansy drehte sich um. "Das habe ich gehört West.", sagte sie hochnäsig. "Gut so.", sagte ich drohend. Sie blieb mit wütendem Blick vor mir stehen und baute sich vor uns auf. Bzw. sie versuchte es. "Noch einmal und ich lass euch bei der Direktorin Nachsitzen.", drohte sie. Ich war fast einen Kopf größer und ging ganz dicht an sie heran. "Du kannst mich mal. Hast du das verstanden? Ich habe keine Angst vor dir, klar?", zischte ich so wütend, dass Hannah die Hand auf meine Schulter legte, um mich zu beruhigen. Pansy versuchte erst standhaft zu bleiben, wich aber zurück, weil ich ihr unendwegt in die Augen starrte. Ich hatte tatsächlich keine Angst vor ihr oder Umbridges Bestrafung. Ich musste schon so oft nachsitzen, dass meine Hand voller Narben und alten Wunden war. Meist stand dort. "Ich soll keine Lügen erzählen.", "Ich hebe die Hand bevor ich spreche", "Ich soll meine Vorgesetzten respektieren" und "Ich darf nicht drohen". Eine weitere Wunde wäre dann auch egal. "Pansy, bring sie endlich zum Unterricht.", orderte Draco, der plötzlich neben uns stand. Pansy schmolz fast wie Butter und ging schnell weiter. Ich folgte ihr erst nicht, sondern sah Draco eine Weile an. Er sah traurig aus. Die Haare lagen nicht so perfekt wie sonst, was ihn in meinen Augen viel attraktiver machte. Außerdem schien er ein wenig abgenommen zu haben. Nicht viel, aber ich bemerkte es trotzdem. Schließlich blickte er zum Boden und ging zum Schloss. Ich versuchte jegliche Tränen zurückzuhalten, damit Pansy nicht bemerkte wie es mir ging. Bei den Gewächshäusern wollte sie noch etwas zu mir sagen, aber Prof. Sprout kam ihr glücklicherweise zuvor. "Miss Parkinson ich erwarte von Ihnen, dass sie die Schüler pünktlich zu meinem Unterricht bringen.", tadelte die Professorin. "Entschuldigung Professor, aber West hat..." "Davon möchte ich nichts hören. Sie müssen lernen, ihre Fehler nicht auf die Mitschüler zu münzen. Und jetzt gehen Sie zu Ihrem eignen Unterricht bevor ich Ihnen Punkte abziehe." Damit knallte sie Pansy die Tür vor der Nase zu. Susan grinste über beide Ohren. "Danke. Das hatte sie bitter nötig.", sagte Hannah. Prof. Sprout nickte verständnissvoll. Dann begann der Unterricht. Abgeholt wurden wir von Goyle, der uns wenigstens schweigend zu Zaubergeschichte brachte. Diese Stille hieß ich mehr als nur willkommen. Wie immer kämpften wir in Prof. Binns Unterricht gegen den Schlaf, aber leider waren die Themen über die wir sprachen prüfungsrelevant. Wir versuchten uns also alle gegenseitig wach zu halten.

Hexe, Halbblut, HalbvampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt