Kapitel 63: Böses

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Um nicht verweint durch die Schule zu laufen, blieb ich einen Moment im Zimmer. Erstmal musste ich mich beruhigen. Nach einer guten halben Stunde, lief ich in den Gemeinschaftssaal. Es waren so gut wie keine Schüler da, weil die meisten Schüler in den Unterrichtsstunden saßen. Normalerweise würde ich nie eine Stunde schwänzen, aber auf meinen Vater im Unterricht hatte ich absolut keine Lust, bzw. ich wusste, dass er genau sehen konnte, dass mich etwas beschäftigte. Er würde mir Blicke zuwerfen, die ich einfach gerade nicht sehen wollte. Wahrscheinlich war es genau das Gleiche wie bei Draco und mir, nur das ich die Person war, die Blicke warf. Frustriert darüber, dass ich jetzt auch noch Draco nachvollziehen konnte, setzte ich mich auf mein Bett im Schlafsaal. Im Gemeinschaftsraum wollte ich nicht bleiben, weil dort trotz der wenigen Schüler, einfach nicht so viel Ruhe war, wie in den eigenen vier Wänden. "Mal schauen, wann mein Vater nach mir schicken lässt.", murmelte ich. Ich starrte an die Decke des Himmelbettes. Das Gelb der Vorhänge hatte etwas beruhigendes an sich, auch wenn ich wusste, dass diese Ruhe nicht sehr lange anhalten würde. Mein Vater würde mir die Hölle heiß machen, aber das war mir recht, solange ich in diesem Moment nicht im Unterricht bei ihm sitzen musste. In meinen Gedanken, ging ich immer wieder das Gespräch mit Draco durch. Er wollte in Ruhe gelassen werden. Eigentlich musste ich das respektieren, aber aufgrund der großen Sorgen, die ich mir machte, wusste ich einfach nicht, ob ich das tatsächlich konnte. "Ach, warum muss Liebe einen zu einem nervigen Kind machen, dass einfach nicht locker lässt?",fluchte ich in den Raum. Als ich diesen Satz ausspach, wurde mir das erste Mal bewusst, dass ich es mir tatsächlich einstand Draco noch zu lieben. Während der Ferien hatte ich mir wunderbar eingeredet, dass ich über ihn hinweg war, dass ich ihn nicht brauchte und dass er wahrscheinlich mit allem was er sagte, recht hatte. Aber kaum war ich in Hogwarts, war alles Geschichte. Ob es bei ihm auch so war, konnte ich nicht sagen, aber er machte nicht den Eindruck, als hätte er noch sehr starke Gefühle. "Er könnte sie aber auch verstecken.", flüsterte ich. Ich schüttelte den Kopf. "Sei nicht so naiv.", ermahnte ich mich selbst. Ich seufzte. Von den Grübeleien hatte ich Kopfschmerzen. Ich lag die ganze Unterrichtsstunde auf dem Bett. In der Zeit beschloss ich mich mit dem Trio über Draco zu unterhalten. Vielleicht hatten sie ja auch was beobachtet. Vielleicht wurde ich aber auch einfach nur zu einer Besessenen, die in alles zu viel hereininterpretierte. Mein früheres Ich würde über mich nur mit dem Kopf geschüttelt haben. Ich sah auf die Uhr. Der Unterricht war vorbei. Das bedeutete, das auch meine Ruhe vorbei war. Im Kopf fing ich an herrunterzuzählen, weil ich die Stimmen meiner Freunde hören konnte. "Hat sie zu dir was gesagt?", fragte Megan. "Nein. Keine Ahnung. Snape wird sie umbringen.", kam von Hannah als Antwort. "Null.", flüsterte ich. Dann ging die Tür auf und meine drei Freunde standen in unserem Schlafsaal. "Jane? Bist du lebensmüde?", fragte Hannah. "Vielleicht.", sagte ich sakastisch. "Dein Vater will, dass du in einer Stunde, in seinem Büro erscheinst. Wenn nicht, bekommst du Nachsitzen bis zum Ende des Schuljahres.", sagte Susan trocken. Erneut lächelte ich. "Was ist los?", fragte Hannah, die jetzt wieder besorgt wurde. "Das Selbe, wie immer, nur dass er mit mir geredet hat.", erzählte ich. "Willst du drüber reden?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. "Das muss ich bei meinem Vater eh schon." "Ich sollte mich mal auf den Weg  machen. Dann bin ich zwar viel zu früh bei meinem Vater, aber das ist nicht so schlimm." Ich drückte mich an meinen Freunden vorbei. Die Blicke, die mich verfolgten, konnte ich tatsächlich spühren. Also drehte ich mich noch einmal zu ihnen um, lächelte und sagte: "Wenn es mir besser geht, erzähle ich euch davon, ok?" Alle drei nickten, während ich mich langsam auf den Weg zum Büro meines Vaters machte. "Vorsicht!", rief Peeves der Poltergeist auf einmal. Das Tintenglas, dass er duch den Gang warf, verfehlte meinen Kopf nur knapp. "Hey!", rief ich wütend und erschreckt zugleich. "HAHAHA!", lachte der Poltergeist bloß. Man konnte ihn noch lachen hören, als er um die Ecke flog und wahrscheinlich einen anderen Schüler bewarf. Vor dem Verteidigung gegen die Dunklen Künste Klassenzimmer, waren nur noch ein paar Schüler, die die vergangene Stunde besprachen. Ein Ravenclaw schien auch noch ein paar Fragen gehabt zu haben, da er noch mit meinem Vater am Schreibtisch stand und konzentriert über ein Thema im Buch sprach. Ich blieb geduldig in der Tür stehen, lehnte am Türrahmen und beobachtete Dad. Die Müdigkeit um seine Augen war immernoch nicht weg, aber das konnte auch von seiner Arbeit kommen. Gerade weil, Verteidigung gegen die dunklen Künste ein Fach war, dass er schon immer unterrichten wollte, arbeitete er wahrscheinlich noch viel härter. Zusätzlich mit der Arbeit beim Orden, war es wahrscheinlich eine ganze Menge, dass ihn belastet. Schuldgefühle machten sich in mir breit, weil ich genau wusste, dass er sich wahrscheinlich auch ein wenig Sorgen um mich machte, er war ja nicht blind und kannte mich gut. Er wusste genau, dass ich mir über etwas den Kopf zerbrach und mir das ganz schön zu schaffen machte. Hinter mir tuschelten die Schüler, denen jetzt erst auffiel, dass ich die Stunde geschwänzt haben musste. "Er wird sie in Stücke reißen.", oder sie wird in Hausaufgaben und Nachsitzen versinken.", sagten die Schüler. Lächelnd drehte ich mich zu ihnen um. "Man könnte meinen, dass ihr Angst um mich habt.", sagte ich. Die drei Mädels senkten den Kopf und machten sich zügig auf den Weg weg von mir. "Miss West.", sagte mein Vater steng. Der Ravenclaw schien fertig zu sein. Er lief schnurstracks an mir vorbei. "Schließen sie bitte die Tür beim Reinkommen.", sagte mein Vater. Ich tat wie geheißen. "Setzt dich.", brummte Dad und zeigte auf einen Stuhl mit Tisch vor dem Lehrertisch. Ich seufzte und ließ mich auf den Stuhl fallen. Mein Vater kam auf mich zu und knallte mir ein Lehrbuch vor die Nase. "Seite 435. Das Blockieren von Flüchen. Ließ dir die Seite durch, schreib die wichtigsten Fakten auf. Dann will ich, dass du mir hypotetisch Fragen zu Angriffen beantwortest. Wenn wir das haben, ließst du die nächsten drei Seiten. Danach stell ich dir Fragen dazu und bis morgen verfasst du zwei Pergamentrollen zu dem gesamten Thema. Ist das klar?", rasselte mein Vater trocken herrunter ohne mich anzusehen. Ich starrte ihn verwirrt an. "Ist das klar? Jane.", wiederholte er sich streng. "Ja.", stotterte ich, starrte ihn aber immernoch an. Unsicher ob noch etwas kommen würde, wartete ich einen Moment. Langsam drehte er sich um. "Worauf wartest du, fang an,ansonsten darfst du die nächsten fünf Seiten auch noch lesen und zusammenfassen." Ich musste mich das erste Mal in meinem Leben gefühlt haben wie die anderen Schüler der Schule. Ich konnte es ja jedes Mal im Unterricht beobachten, aber es nie selber nachvollziehen, weil ich ihm bis zu diesem Zeitpunkt selten einen Grund gegeben hatte, sich mir gegenüber auch so zu verhalten. Zügig fing ich mit meinen Aufgaben an. Mein Vater setzte sich an den Tisch mir gegenüber und beobachtete mich eine Weile. Am liebsten wollte ich etwas sagen, aber ich wollte seine Geduld nicht noch weiter testen. Schnell schrieb ich die Fakten zur Seite 435 auf. "Fertig mit Seite 435.", sagte ich leise. Dad hob den Blick von einem Aufsatz, den er korrigierte, sah mich an, lehnte sich nach hinten und fing an Angriffsszenarien aufzuzählen und schnell Fragen zu stellen. Ich versuchte mitzuhalten und alles so gut es ging schnell zu beantworten. Jedesmal wenn ich eine Frage falsch hatte, zog er unserem Haus zwei Punkte ab, wenn ich eine richtig hatte, gab er uns zwei. Am Ende hatte ich Hufflepuff bloß sechs Punkte eingebracht. Schweigend saßen wir uns gegenüber. "Dad.", begann ich. Er schüttelte den Kopf. "Die nächsten drei Seiten. Los." Er widmete sich erneut demonstrativ dem Aufsatz. Ich seuftze. Es hatte keinen Zweck zu diskutieren, also fing ich an zu lesen, machte Notitzen für den Aufsatz, der bis morgen fertig sein musste. Nach einer halben Stunde war ich fertig und legte die Feder beiseite. Ohne mich anzusehen, fing mein Vater an erneut Fragen zu stellen. Es war fast das gleiche Prinzip wie vorher. Als wir nach fast einer Stunde endlich fertig waren, hatte ich diesmal wenigstens mehr Punkte für unser Haus erreicht. Allerdings war ich auch außer Atem. "Dad.", versuchte ich erneut ein Gespräch anzufangen. Der Mühe vergebens. hob er die Hand als er mir streng das Wort abschnitt. Er stemmte sich auf den Tisch. Sein Blick war so streng, dass ich tatsächlich in meinem Stuhl ein wenig kleiner wurde. "Schwänze noch einmal meinen Unterricht, oder den von einem anderen Lehrer und ich schwöre dir, dass du bis zum Ende deiner Schullaufbahn Nachsitzen haben wirst."  Ich nickte. Erwartungsvoll sah er mich an. Normalerweise würde ich schnell und geschickt auf so eine Situation antworten, aber mir kreisten sehr viele Gedanken auf einmal durch den Kopf. Außerdem spielte auch ein wenig Enttäuschung eine Rolle. Mein Vater schien nicht zu hinterfragen, warum ich nicht zu seinem Unterricht gegangen war. "Jane?", fragte er jetzt sichtlich verwirrt. "Hm?" Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben mich. Nun sah er bei weitem nicht mehr wie der strenge Lehrer aus, sondern wieder mehr wie ein besorgter Vater. Dad musterte mich von oben bis unten. "Es war also doch keine reine Trotz Aktion, dass du nicht im Unterricht warst?" Nun war ich diejenige, die verwirrt war. "Wieso sollte ich das tun? Ich hab dich zwar schon demonstrativ angeschwiegen, aber Unterricht nur aus Trotz verpassen? Das mach ich nicht. Was hätte denn deiner Meinung nach der Grund sein sollen?", fragte ich. Dad zuckte mit den Achseln. "Normalerweise hatten wir in den letzten Schuljahren noch abends Okklumentik und Legillimentik. Wir haben allgemein mehr Zeit miteinander verbracht. Du sahst auch sehr wütend die letzten Wochen aus.", erklärte mein Vater mir dann. Ich musste schon fast lachen, so kindisch war das. Aber auch sehr typisch für meinen Vater und auch mich. "Nein, das ist es nicht Dad.", lachte ich. "Du hättest auch einfach mal nachfragen können.", sagte ich. Er runzelte die Stirn. "Du hättest auch vorbeikommen können.", gab er zurück. "So müde wie du aussahst, dachte  ich nicht, dass du für meine Sorgen Zeit hättest. Außerdem ist es sehr teeniemäßig mein Problem." Erwartungsvoll hob mein Vater die Augenbrauen. Also fing ich an noch mal alles über Draco zu erzählen.

Hexe, Halbblut, HalbvampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt