Kapitel 67: Gift

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Susan und wir anderen verdauten den Schreck über ihr Bein, dann doch ganz gut. Bis es schließlich zum nächsten Samstag kam. Plötzlich schien der Enthusiasmus über das Apparieren bei allen Schülern ein wenig gedämmt worden zu sein. Susan starrte ihren Reifen an, als würde er ihr persönlich das Bein amputieren. Unsicher suchte ich den Blick meines Vaters. Er stand streng bei den anderen Hauslehrern. Professor Twycross begann seine Stunde fast genau so wie die Stunde vom letzten Samstag. "Nun ich geh davon aus, dass die meisten von Ihnen heute das erste mal apparieren werden und alle die, die es in der ersten Stunde schon geschafft haben, werden ihre Technik gut verfeinern können. Schließlich haben wir ja noch elf Wochen Zeit. Man sollte nichts überstürzen. Nun denn. Fangen wir an." Wie der Ministeriumslehrer es voraus gesagt hatte, schaffen viele Schüler es das erste mal erfolgreich zu apparieren. Die Meisten von uns waren immer noch extrem wackelig auf den Beinen, aber das waren ja nur Kleinigkeiten. Trotz all dieser Erfolge bewahrheitete sich die Aussage meines Vaters. Fünf Schüler zersplitterten. Die Hauslehrer lösten dieses Problem jedes mal schnell und effizient. Das machte das Phänomen aber nicht weniger gruselig. Ich sah zu Draco herüber. Diesmal stand er so weit weg von Harry, wie er es nur möglich machen konnte. Er schien das Apparieren schon extrem gut zu können. Aber nichts desto trotz schien zwischendurch seine Aufmerksamkeit sehr zu schwinden. Ich runzelte die Stirn. Mir war bewusst, dass ich mich raushalten sollte, aber ich musste einfach erfahren was los war. Vor allem wenn mein Vater tatsächlich involviert war. Harry hatte Dumbledore in den letzten Tagen von seinen Vermutungen erzählt, so viel wusste ich, aber Dumbledore schien nicht im geringsten Harrys Sorgen zu teilen. Irgendwie beruhigte mich das. Wenn der Schulleiter von allen hier an meinen Vater glaubte, dann würde Harry evtl. wirklich unrecht haben. Zumindest redete ich mir das schon fast erfolgreich ein. Aber Draco. Der hatte definitiv etwas vor. Was auch immer es war, es war nichts Gutes. 

Ich hätte mit den Gedanken nicht so sehr abschweifen sollen. Bei unserer letzten Apparierwiederholung zersplitterte ich. Mein rechter Arm blieb zwei Meter hinter mir liegen. Ja ich hatte schon schlimmere Sachen erlebt, aber der Schmerz zwang mich in die Knie. Genau so wie die anderen Schüler vorher auch. Ich schrie zwar nicht hysterisch, aber ziemlich schnell wurde mir schwindlig. Ich fasst an die Stelle wo mein Arm hätte sein sollen. "Verdammt doch mal.", brachte ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Fast sofort standen nun auch die Lehrer im mich herum. Den Blick meines Vaters mied ich so gut ich konnte. Mir kam das alles plötzlich wie ein Deja Vu vor. Mein Vater träufelte mir etwas auf den Arm, während die anderen Lehrer einen Zauberspruch murmelten. Durch den lila Rauch musste ich husten. Mit einem merkwürdigen Ruck war mein Arm plötzlich wieder an Ort und Stelle. Ich ließ erleichtert die Schulter kreisen. Alles fühlte sich normal an. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, stand ich auf. Professor Sprout sah mich eindringlich an. "Alles in Ordnung, Miss West?", fragte sie mit ihrer hohen Stimme. Ich nickte langsam. Das schien den Lehrern zu reichen. Sie gingen gemeinsam nach vorn zu Twycross, der nun den Unterricht beendete. "Was ein Stundenende.", flüsterte ich Susan zu, die mich wissend ansah. "Jetzt verstehst du wenigstens wie es mir ging.", sagte sie grinsend. "Hey. Etwas mehr Mitgefühl, wenn ich bitten darf.", sagte ich entrüstet und warf ihr einen beleidigten Blick zu. Mein Vater kam als wir aus der Halle gingen noch einmal zu mir. "Miss West. Haben Sie alles gut überstanden?" "Ja Professor. Noch einmal kann ich aber darauf verzichten.", sagte ich gespielt übertrieben. Die Belustigung seinerseits von letztem Samstag war eindeutig verschwunden. Ich seufzte. Natürlich war ich nicht alleine mit den Erinnerungen gewesen, die aufgekommen sind. Ich sah ihn ruhig an. "Es hat mich auch an die Sommerferien vor dem zweiten Schuljahr erinnert, aber glaube mir, das war nichts im Vergleich dazu. Mir geht es gut. Versprochen. Du hast selbst gesagt, dass niemand deshalb in den Krankenflügel muss. Oder in die Verließe." "Nicht witzig, Jane.", gab mein Vater zur Antwort. "Ich weiß.", war das Einzige, was ich bei den Erinnerungen noch rausbrachte. Ich legte ihm die Hand auf den Arm. Das ging nur kurz, weil noch immer die letzten Schüler aus der Halle kamen, aber es schien ihn ein wenig zu beruhigen und mich auch. Schließlich gingen wir wieder getrennte Wege. Meine Freunde hatten alles mitgehört, deshalb legten sie mir unterstützend die Hände auf die Schultern. 

Hexe, Halbblut, HalbvampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt