Kapitel 17: Die ersten merkwürdigen Ereignisse

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Es waren schon ein paar Tage vergangen, als ich merkwürde Geräusche neben mir im Flur hörte. Es klang so, als würde etwas Schweres über den Boden schleifen. Ich schaute zur Seite, aber sah nichts und erst jetzt verstand ich, dass das Geräusch aus der Wand kam. „Hört ihr das auch?", fragte ich meine Freunde, aber die sahen mich nur verwirrt an. „Was meinst du?", fragte Hannah und jetzt merkte ich, dass das Geräusch wieder weg war. Ich schüttelte den Kopf. „Muss ich mir wohl eingebildet haben." Wir gingen zum Essen in die große Halle und ich musste mir fast die Ohren zuhalten, weil es so laut war. Eigentlich war es gar nicht so laut, aber seit ich ein Halbvampir war, hörte ich besser. Dad meinte, dass ich mich irgendwann daran gewöhnen würde und mir diese Lautstärke dann normal vorkommen würde, aber wenn ich ehrlich war, hatte ich fast jeden Tag Kopfschmerzen deshalb. „Wisst ihr was mir aufgefallen ist?", sagte Susan schließlich und alle sahen sie an. „Malfoy ärgert dich nicht wie letztes Jahr die ganze Zeit, sondern beobachtet dich eher." Ich sah zu ihm rüber und tatsächlich schaute er gerade zu mir und dann ganz schnell wieder weg. „Ich denke das ist so, weil ich bei ihm wohne.", sagte ich und Susan schlug sich mit der Hand auf die Stirn. „Stimmt ja. Du wohnst ja da seit dem Autounfall deiner Mum. Dein Dad muss den Malfoys ja echt gedroht haben, wenn er dich nicht mal mehr anspricht." Die anderen lachten und ich rang mich zu einem Lächeln. Ich hatte Susan, Megan und Hannah erzählt, dass ich jetzt bei Draco wohnte, weil meine Mutter tot war, aber natürlich hatte ich nur die halbe Wahrheit erzählt. Mir war auch schon aufgefallen, dass Malfoy mich nicht mehr ärgerte, sondern mir, wenn er mit Pansy und den Anderen zusammen war, nur verachtende Blicke zuwarf, oder höchstens mal einen kleinen Kommentar von sich gab. Dadurch sah es halt noch so aus, als könnte er mich abgrundtief nicht leiden, aber ich wusste ja, dass er mittlerweile sogar nett zu mir war, wenn wir allein waren. Wir aßen unser Mittag und Megan fing wieder an über Lockhart zu schwärmen und zu erzählen wie toll er doch sei. Seine Stunden waren schrecklich. Bei den Gryffindors hatte er sogar Wichtel losgelassen, die das Klassenzimmer verwüstet, ein uraltes Skelett zerstört und den armen Longbottom an seinem Umhang an eine Lampe gehängt hatten. Ohne Hermine hätten die es bestimmt noch in den Rest des Schulgebäudes geschafft und wer weiß, was dann losgewesen wäre. Zusätzlich hatten wir schon jetzt einen riesigen Berg Hausaufgaben auf. Wir mussten einen Aufsatz in Verwandlung schreiben, ein Traumtagebuch führen, Zauberkunst üben und zwei Rollen Pergament über tödliche Zaubertränke abgeben.

Nach dem Essen hatten wir zum Glück eine Freistunde und widmeten uns den Hausaufgaben. „Wie um alles in der Welt sollen wir die schaffen? Jane und ich wollen ja noch zum Probetraining für die Quidditchmannschaft!", beschwerte sich Susan. „Wenn du nicht bald anfängst, schaffst du gar nichts!", sagte ich und sie sah mich beleidigt an. „Was denn?", letztes Jahr haben wir es doch auch überlebt.", verteidigte ich mich und sie wandte sich widerwillig dem Verwandlungsaufsatz zu. Ich hatte diesen gerade beendet und fing den Aufsatz über tödliche Gifte an zu schreiben. Die Unterrichtsweise meines Vaters hatte sich überhaupt nicht geändert. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass er strenger geworden ist, bzw griesgrämiger. Aber ich konnte ihn verstehen, bei dem was wir beide gerade durchmachten. Schlimmer war für mich aber, dass ich jeden Tag hörte wie Schüler über ihn herzogen und sie wussten ja nicht mal, dass er sich schlecht fühlte. Für sie war er gefühlslos und kalt. Nur ich und einige die Lehrer wussten ja Bescheid. „Jane? Jane!", holte mich die Stimme von Megan aus meinem Gedankenfluss. „Hast du eine Ahnung, wie man meinen Traum deuten könnte?", fragte sie. „Entschuldigung. Ich hab nicht zugehört. Kannst du ihn mir noch mal sagen?" Sie verdrehte die Augen. „Na gut. Ich habe geträumt, dass ich in der großen Halle von einem riesigen Hasen verfolgt wurde und ich habe ihn mit Essen aller Art beworfen. Und ich bin aufgewacht, als ich von Lockhart gerettet wurde.", erzählte sie und ich starrte sie eine Weile an. „Welcher normale Mensch träumt denn sowas?", fragte ich und musste lachen. Megan verzog das Gesicht. „Du brauchst mir ja nicht helfen wenn du nicht willst.", schmollte sie. „Nein, nein ist schon gut. Vielleicht zeigt es ja, dass du Hasen nicht magst und Lockhart ist aufgetaucht, weil du ihn so bewunderst.", fiel ich ihr ins Wort. „Aber ich liebe Hasen!", rief sie aufgebracht. „Tja, dann kann ich dir doch nicht helfen." Sie zuckte mit den Achseln und schrieb dann doch noch irgendwas auf. Die Zeit verging schnell und wir mussten uns beeilen um zum Astronomieturm zu kommen. „Warum müssen wir dieses Tagebuch führen, wenn das doch eigentlich zu Wahrsagen gehört und wir das erst nächstes Jahr haben?", fragte ich irgendwann. „Ist mir noch gar nicht aufgefallen.", gab Hannah zu. „Vielleicht, damit man herausfindet, bei welcher Sternkonstellation wir gut, schlechte oder merkwürdige Träume haben.", mutmaßte sie. „Trotzdem komisch.", sagte Susan. Wir hatten normalerweise Astronomie nachts, wegen den Sternen, aber in dieser Woche hatten wir einfach nur Theorie in der Sonne. Keiner wusste so wirklich warum, aber man lernte ja trotzdem genug. Außerdem wollte unsere Lehrerin uns auch was über die Sonne erzählen. Das gute war, dass morgen Astronomie dafür ausfällt, und wir einfach Kräuterkunde dafür hatten und über Pflanzen lernten, die nachts blühen. Ich fand diese Idee mit dem Stundenwechsel gut, aber Susan beschwerte sich die ganze Astronomiestunde drüber, weil sie angeblich besseres zu tun hätte. So war sie nun mal. Wir hatten mit den Slytherins zusammen und die sahen genauso glücklich über die Astronomiestunde aus, wie Susan. Im Allgemeinen war die Stunde in Ordnung, aber natürlich wurden uns auch Hausaufgaben aufgegeben. Einen schön langen Aufsatz über diese Unterrichtseinheit. Wir mussten uns beeilen als wir zum Zaubertrankunterricht gingen. Megan schnaufte hinter mir. „Also ganz ehrlich, wenn wir einmal am Tag vom Astronomieturm runter in die Kerker gehen, dann haben wir unsere tägliche Dosis Sport hinter uns." Hannah gab einen zustimmenden Laut von sich und Susan zuckte nur mit den Schultern. Gerade als ich etwas erwidern wollte, hörte ich wieder dieses Schleifen in der Wand neben mir. „Hört ihr das?", fragte ich meine Freunde. Alle blieben stehen und lauschten, aber Hannah und die anderen schüttelten den Kopf. „Was sollen wir denn hören?", fragte Megan. „So ein Schleifen in der Wand neben uns.", sagte ich und deutete auf die Wand. „Jetzt ist das Geräusch weg.", fluchte ich. „Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Susan und ich nickte. „Muss wohl Peevers gewesen sein. Der hat ja Spaß mir auf die Nerven zu gehen.", sagte ich und ging weiter. Wir waren die ersten im Klassenraum, abgesehen von meinem Vater. „Guten Tag, Prof. Snape.", grüßten die anderen. Er brummte ein Hallo, ohne aufzusehen und ich grinste. Seit Megan, Susan und Hannah wussten, dass Snape mein Vater war, versuchten sie alles um sich einzuschleimen. Natürlich hatte ich ihn vorgewarnt, aber ich denke er hätte es auch so gemerkt. Nach und nach kamen die anderen Schüler und es wurde darum gestritten wer ganz hinten sitzen konnte. Die Gryffindors hatten oft mit uns zusammen Zaubertrankunterricht und weil wir dann mit Harry Potter zusammen hatten, war der Unterricht schon viel härter, als wenn wir mit den Ravenclaws oder der Slytherins hätten. Natürlich schafften Ron und Harry es zu spät zu kommen, was ihnen jeweils zehn Punkte Abzug für ihr Haus einbrachte. „Wie sie wissen hatten sie alle einen Aufsatz zu tödlichen Giften auf. Ich möchte, dass sie ihn mir alle auf den Tisch legen und dann öffnen sie die Bücher auf Seite 132, lesen sich die Anleitung durch und brauen diesen Trank unter Anwendung der Informationen aus dem Aufsatz.", ratterte mein Vater runter und die meisten stöhnten. Denn wie man den meisten Gesichtern zu folge urteilen konnte, hatten die meisten keine Ahnung was sie in dem Aufsatz geschrieben hatten. Natürlich abgesehen von Hermine. Die hatte sogar drei Pergamentrollen beschrieben und fing schon an ihre Zutaten abzuwiegen und zu schneiden, während die meisten noch an der Anleitung verzweifelten. Auch ich fing schon an und ich musste zugeben, dass ich in Zaubertränke immer besser wurde und Hermine und ich uns einen heimlichen kleinen Kampf lieferten, wer als erstes fertig wurde. Meistens gewann sie. Gerade als ich meinen Trank von dem Feuer nahm um ihn in eine kleine Flasche zu füllen, schnitt sich Dean am Messer und ich ließ den gesamten Trank fallen, weil mir der Geruch von Blut sofort in die Nase stieg und mich zusammenzucken ließ. Alle starrten mich vor Schreck an und ich bückte mich schnell um den Kessel aufzuheben und den verschütteten Zaubertrank weg zu zaubern. „Haben sie nicht alle noch zu tun.", rief mein Vater und schon wendeten sich alle ihren mehr oder weniger gelungenen Tränken zu. „Tut mir leid Professor.", sagte ich. „Ich fange gleich an einen neuen zu brauen." „Ich denke dazu wird ihnen die Zeit nicht mehr reichen, Miss. West. Sie bleiben nach dem Unterricht hier und putzen die Tische, wenn sie schon den Boden versauen müssen." „In Ordnung.", antwortete ich. Ich wartete noch die paar Minuten bis der Unterricht um war und dann gaben alle ihre Tränke ab. Hermines sah von weiten schon mal sehr gut aus, aber Nevilles bewegte sich von selbst und Seamus schaffte es mal wieder, dass sein Kessel explodierte. Meine Freunde sahen mich voller Mitleid an, bevor sie den Raum verließen.

Als alle gegangen waren, nahm ich mir einen Lappen und wollte anfangen die Tische zu putzen. „Leg den Lappen weg, Jane.", wies mich mein Vater an. Ich sah ich überrascht an. „Aber ich dachte...." „Nein wirst du nicht.", fiel er mir ins Wort. „Dean Thomas hat sich geschnitten und du hast auf das Blut reagiert, oder?", fragte er und ich fluchte innerlich. „Ja manchmal ist das noch so, aber es wird besser.", versuchte ich mich rauszureden, denn bis jetzt wurde es nicht besser. Ich sah an Dads Blick, dass er mir nicht glaubte. „Es würde mich wundern, wenn du dich an das Vampirdarsein schon gewöhnt hättest. Versuch auch wenn es schwer ist nur nicht jedes Mal so zu reagieren. Die Schüler könnten sonst misstrauisch werden. Aber das Verlangen nach Blut müsste sich in etwa zwei oder drei Wochen sichtbar ändern, sodass du bei dem Geruch nicht sofort ein starke Hungergefühl verspürst." „Dad, das hast du schon öfter gesagt und diesmal könnte ich den Kessel ja auch einfach so fallen lassen haben, weil er mir aus den Händen gerutscht ist. Die Schüler werden schon nicht sofort denken, dass mit mir etwas nicht stimmt.", sagte ich. Dad seufzte. „In Ordnung, aber solltest du merken, dass..." „Das Blut nicht ausreicht, dann gehe ich zu dir und sage Bescheid. Ich weiß Dad!", beendete ich seinen Satz. „Allerdings ist mir etwas aufgefallen. Ich höre momentan öfter so ein merkwürdiges Geräusch aus den Wänden. Es klingt nicht normal so als würde irgendetwas Schweres in den Wänden kriechen. Bitte sag mir, dass ich nicht die einzige bin, die das hört?" Schon kurz nachdem ich das gesagt hatte, bereute ich es sofort. Mein Vater sah mich entgeistert an. „Jane, du musst dich an dein Gehör gewöhnen, dass können auch ganz harmlose Geräusche sein.", erklärte er. Ich nickte. „Vielleicht, aber es ist trotzdem gruselig." Dad nahm meine Hand. „Du schaffst das schon. Und jetzt beeil dich oder willst du deine Freunde den ganzen Tag warten lassen?" Ich lächelte und ging. Vermutlich war dieses Geräusch wirklich nur etwas Harmloses.



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