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„Soon we all must choose between what is right and what is easy."

-Albus Dumbledore

ƸӜƷ

Die ersten Tage als Professor für Zaubertränke hatten Severus fast mehr Nerven gekostet als jede Versammlung des Dunklen Lords.

»Wie unfähig kann man bitte sein?« dachte er und wischte mit einem Schlenker seines Zauberstabs den Rest des klebrigen braunen Zaubertranks weg, den ein Zweitklässler auf einem der Tische hinterlassen hatte.

Schon in seiner Schulzeit hatte Severus bemerkt, wie Wenige wirklich Talent in diesem Fach hatten, doch er hätte nie gedacht, dass gute 99% der Klasse nicht dazu fähig waren, einen einfachen Furunkel-Heiltrank zu brauen!
Was genauso offensichtlich für ihn war, war, dass er es in nicht einmal zweiundsiebzig Stunden geschafft hatte, zum unbeliebtesten Lehrer dieser Schule zu werden. Nicht wenige wütende oder verängstigte Blicke folgten ihm, wenn er die Korridore entlang schritt, doch Severus ignorierte sie alle. Es war ihm vollkommen egal, was die Schüler von ihm dachen. Er war nur auf Dumbledores Wunsch hier und da er sein Wort hielt, unterrichtete er diese undankbaren Gören nun mal.

Sollte der Krieg für die Seite des Ordens enden, würde er die Schule sowieso wieder verlassen, da ihn hier mit Sicherheit niemand länger als nötig haben wollte oder er in Askaban landen würde. Auch seine Kollegen begegneten ihm mit leichter Unsicherheit, was wahrscheinlich daran lag, dass er mit niemanden außer Dumbledore großartig sprach. Selbst mit diesem unterhielt er sich nur, wenn der Schulleiter das Gespräch begann und ihn somit zwang, etwas zu erwidern, um nicht lächerlich zu wirken.

Die einzige Ausnahme hierzu bildete Professor McGonagall, die Severus -wie schon in seiner Schulzeit- mit respektvoller Freundlichkeit begegnete. Seine Vermutung lag darauf, dass sie Mitleid mit ihm hatte, denn sie war es auch gewesen, die ihn so einige Mal aus der Luft gerettet hatte wenn Potter und Black ihn wieder einmal gedemütigt hatten. Dieser Umstand machte es ihm allerdings nur unangenehmer und er vermied es daher, mit ihr zu sprechen.

Mitleid war noch nie etwas gewesen, was er gebraucht hatte oder gar wollte. Wenn seine ehemalige Lehrerin wüsste, warum er wirklich hier war, würde sie ihm mit Sicherheit alles andere als freundlich begegnen, so viel stand fest.

Als er alle Pergamentrollen eingesammelt hatte, verschloss er das Klassenzimmer und ging durch die Durchgangstür in sein Büro, wo er die Rollen unachtsam auf seinen Schreibtisch fallen ließ. Die Hausaufgaben musste er erst am Freitag zurückgeben und da heute erst Mittwoch war, würde er diese auch nicht vor morgen ansehen. Die Arbeit als Professor an sich machte ihm eigentlich Spaß, denn er hatte kein Problem damit, sein Wissen zu teilen. Allerdings wollte er es nur mit jemanden teilen, der auch wirklich Interesse daran hatte, und nicht mit einer Klasse von Zweitklässlern aus Gryffindor und Slytherin-Schülern, die nichts anderes als Unsinn im Kopf hatten.

Zu seinem Entsetzen hatte ihn Dumbledore auch noch zum neuen Hauslehrer von Slytherin ernannt, womit Severus ganz und gar nicht einverstanden gewesen war. Das Letzte, was er brauchen konnte, war, dass Schüler an seine Tür klopften, weil sie ein Problem hatten!
Trotzdem war sein Vorgänger -Horace Slughorn- leider nicht nur Professor für Zaubertränke gewesen, sondern auch der Hauslehrer von Slytherin, wie Severus aus seiner eigenen Schulzeit nur zu gut wusste. Da eine Diskussion mit Dumbledore diesbezüglich allerdings sinnlos gewesen wäre, hatte er sich widerwillig seiner neuen Aufgabe gefügt und den Schülern seines Hauses gleich am ersten Abend erklärt, dass sie ihn nur in dringenden Notfällen aufsuchen durften, da er sonst jedem Einzelnen das ganze Jahr Strafarbeiten aufbrummen würde.

Außer ängstliches Nicken hatte er keine Antwort erhalten und war aufgrund dessen durchaus zufrieden mit seiner neuen Position. Der Umstand, dass er dadurch auch mehr Gehalt erhielt, interessierte ihn nicht, denn er brauchte es nur gelegentlich für neue Kleidung und private Trankzutaten. Die einhundertachtzig Galleonen Gehalt im Monat waren daher mehr als überflüssig für ihn, allerdings hatte er diesem gleichgültig zugestimmt. Wer wusste schon, wie viel er eines Tages brauchen würde, um seine Anhörung im Ministerium zu bezahlen, wenn sein Verrat aufflog.

ᴍᴇɪɴ ʟᴇʙᴇɴ ᴀʟs ᴛᴏᴅᴇssᴇʀ (ʜᴘ-ғғ)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt