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"People are easiest to read when they are hurting."

-Queenie Goldstein

ƸӜƷ

Eine eisige Böe wehte über sein Gesicht, denn der Wind von vorhin, war nun zu einem kleinen Sturm geworden, der stetig an ihm zerrte. Es ging auf den Winter zu und die Temperaturen waren bereits seit einigen Tagen unter fünf Grad gesunken. Severus hatte das Gefühl, sein Kopf würde explodieren. Bilder von Lily, dem zerstörten Haus in Godric's Hollow und Potters Augen – ihren Augen - schwirrten vor seinem inneren Auge und verursachte ein heilloses Durcheinander in seinem Kopf.

Blut rauschte in seinen Ohren und sein Herz schlug schnell in seiner Brust. Es war, als würden alle seine Emotionen auf ihn einschlagen und er konnte nichts dagegen tun.

„Professor? Ist alles in Ordnung?", ertönte eine leise Stimme hinter ihm. 

Mit einer schnellen Bewegung wirbelte Severus herum und fand sich Hermine Granger gegenüber. Auch ihre Haare wurden vom Wind zerzaust, doch es schien sie ebenfalls nicht zu stören, was vielleicht daran lag, dass sie immer noch ihren Winterumhang, eine Mütze und einen Schal trug. Ihre Blick war auf ihn gerichtet und ihre gerunzelte Stirn spiegelte deutlich ihre Sorge wider.

Ein zischender Laut entfuhr ihm bei diesem Anblick. Wieso war sie hier? Doch darauf konnte er sich im Moment nicht konzentrieren, denn die grauenhaften Bilder vor seinem inneren Augen blitzten immer wieder auf und nahmen ihm zunehmend die Sicht.

„Verschwinden Sie", presste er mühsam hervor, denn das letzte was er jetzt brauchen konnte, war eine Schülerin, die sah wie zerrüttet er im Moment war.

„Sie sehen nicht gut aus, Professor. Geht es Ihnen nicht gut? Soll ich Madam Pomfrey holen?", fragte sie, anstatt auf seine eben gesprochenen Worte zu reagieren.

Wut packte ihn. Wut auf sich selbst, weil er sich nicht unter Kontrolle hatte. Wut auf Hermine Granger, weil sie ihm gefolgt war. Wut auf Albus, weil er ihn mit seinen Worten so sehr verletzt hatten. Wut auf all die falschen Entscheidungen in den vergangenen Jahren, die ihn letzten Endes in diese aussichtslose Situation gebracht hatten.

„Haben Sie mich nicht gehört, Granger? Ich sagte, Sie sollen verschwinden!", spie er ihr entgegen und seine Stimme war um einige Nuancen dunkler geworden. Seine Hände begannen zu unkontrolliert zu zittern, denn es war, als ob alle aufgestauten Emotionen auf einmal in ihm hochkommen würden - und er konnte sie nicht aufhalten. Wenn Hermine nicht bald gehen würde, dann konnte er seine Maske nicht mehr aufrechterhalten.

„Ich habe Sie sehr wohl gehört, Professor. Aber ich habe meine Frage zuerst gestellt."

Machte sie sich etwa über ihn lustig?

„Wie war das?", zischte er und trat nun einen Schritt auf sie zu.

Sein Umhang wehte im Wind, ebenso wie seine Haare, doch er spürte keine Kälte mehr. Alles fühlte sich taub an. Taub und leer.

„Sie haben mich schon verstanden. Ich habe Ihnen eine Frage gestellt und Sie haben nichts Besseres zu tun, als mich anzufauchen. Ich sehe, dass es Ihnen nicht gut geht, und ich will Ihnen helfen, aber offensichtlich wollen Sie sich nicht helfen lassen."

Wie vom Donner gerührt stand er da und sah sie an.

Noch nie in seiner Laufbahn als Lehrer hatte jemand so mit ihm gesprochen! Die Stricke in seinem Kopf, welche das letzte bisschen an Fassung zusammengehalten hatten, rissen alle auf einen Schlag und seine Wut kochte ungehindert mit all seinem Frust und seiner Trauer an die Oberfläche.

ᴍᴇɪɴ ʟᴇʙᴇɴ ᴀʟs ᴛᴏᴅᴇssᴇʀ (ʜᴘ-ғғ)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt