Kapitel 16

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Noomi Stephens
By LuanaWhite

Ich war immer noch völlig hin und weg über das, was ich heute Nachmittag gesehen hatte. Zuerst dachte ich, ich hätte mir das eingebildet, aber ich hatte tatsächlich Mikel gesehen der über den Himmel flog und er hatte sowas wie Engelsflügel. Sie waren schwarz und gigantisch, aber einfach nur wunderschön.

War er vielleicht wirklich ein Engel? Oder waren diese Flügel auch nur eine andere Variante von diesen Fähigkeiten, die wir alle auf dieser Akademie besaßen? Weil wir Krieger waren? Mit diesem Wort konnte ich einfach nichts anfangen denn ich sah mich nicht als solches. Ich war nur ein 17jahriges, normales Mädchen, dass Gegenstände mit der Kraft ihrer Gedanken bewegen konnte. Das redete ich mir zumindest ein.

Da ich es am Vormittag nicht geschafft hatte zum Unterricht zu gehen, hatte ich zumindest den am Nachmittag wahr genommen, und diesmal blieb Kyra an meiner Seite. Wir hatten das Fach Mediation welches uns helfen sollte unsere innere Ruhe zu finden um unsere Kräfte besser zu kontrollieren.

Am Anfang kam mir das merkwürdig vor, aber je länger ich es versuchte, umso besser ging es mir irgendwie. Danach wollte ich noch in die Bibliothek um mehr über dieses Kriegerzeugs herauszufinden, aber ich wurde nicht fündig und so nahmen Kyra und ich uns vor, morgen jemanden darüber zu fragen.

Dann aber war es schon richtig spät geworden und wir waren auch ganz schön Müde von den Erlebnissen des Tages, also gingen wir schlafen. Doch wieder dachte ich an Mikel und seine schönen Flügel. Dies war eine Fähigkeit, die ich auch gerne hätte. Fliegen zu können musste wirklich befreiend sein.

Am nächsten Tag gingen Kyra und ich zusammen in den Speisesaal um zu frühstücken. Dort entdeckten wir auch Cara die bei anderen Mädels saß und uns freundlich zuwinkte. Aber weil Kyra sich in ihrer Gegenwart noch unwohl fühlte, entschlossen wir uns, uns wo anders hinzusetzen und kaum hatten wir das getan, kamen Jace und Mikel zu uns. Dabei konnte ich nicht anders als den dunkelhaarigen anzustarren. Ohne seine Flügel sah er wie ein ganz gewöhnlicher Junge aus.

Kyra wirkte ganz erstaunt, dass sich die beiden Jungs heute zu uns setzten, aber meine Mitbewohnerin sah Jace nicht in die Augen. Bloß weil sie ihn und Cara erwischt hatte? Ich verstand das zwar nicht so ganz aber wenn sie sich so unwohl deswegen fühlte, sollte sie mit ihm darüber sprechen.

"Guten Morgen ihr zwei! Wie war euer erster Tag gestern?" erkundigte sich dann Mikel und wir sahen zu ihm.

"Ähm ja, war ganz gut. Noomi und ich waren in den Fächern wenigstens zusammen." antwortete ihm Kyra und Mikel lächelte freundlich. Sein Lächeln gefiel mir.

"Schön, dass ihr beide Freundinnen geworden seid." meinte er schmunzelnd. Ich lächelte schüchtern und nahm einen Schluck meines Kaffees. Ich würde Mikel unheimlich gerne zu seinen Flügeln befragen, aber was wenn man das nicht tat oder es als unhöflich angesehen wurde?

"Naja, wenn man zusammen wohnt, ist es besser wenn man sich versteht, oder? Außerdem haben wir ja das ein oder andere gemeinsam." antwortete ich dann schließlich. Mikel nickte zustimmend und lächelte.

"Da hast du recht. Ich denke, deshalb hat Samara euch auch zusammen ins Zimmer getan. Jace und ich teilen uns auch seit klein auf ein Zimmer. Naja, wir sind ja auch Cousins." erzählte er uns und ich konnte nicht aufhören ihn anzusehen. Aber leider schien er das zu merken und das war gar nicht gut.

"Alles gut?" fragte er mich dann schmunzelnd und ich lief knallrot an und schüttelte meinen Kopf. Oh man das war ja gerade mehr als peinlich.

"Äh nein nein. Alles gut. Aber wenn ihr schon mal hier seit kann ich euch etwas fragen?" versuchte ich dann gleich abzulenken und vielleicht würden die beiden uns ja Antworten geben.

"Klar. Frag nur." meinte Jace und sah von seinem Frühstück auf.

"Naja, also Samara und Maxwell hatten was von Krieger des Lichts gesagt und letztens hat dieser Typ, äh Cadric hieß er, oder Kyra? Also auf jeden Fall hat er was von Krieger der Finsternis gesagt. Was bedeutet das?" fragte ich die beiden Jungs nun neugierig. Auch Kyra wollte darauf eine Antwort, das sah ich an ihrem Blick. Mikel und Jace tauschten ein paar kurze Blicke aus und schluckten ihr Essen runter.

"Nun ja, ich hätte gehofft Samara und Onkel Max würden euch das erzählen. Aber ok. Krieger der Finsternis sind sozusagen unsere Gegner. Sie sind wie wir Menschen mit besonderen Fähigkeiten, aber ihnen geht es nur um Macht und Zerstörung. Es ist ein ewiger Krieg, der zwischen uns herrscht. In jedem von uns schlummern beide Seiten, aber du bist derjenige, der entscheidet für welche Seite du dich entscheidest und für was du stehen willst." versuchte Mikel uns zu erklären, als Jace noch was hinzufügte.

"Wir alle hier auf der Akademie sind Krieger des Lichts, weil wir mit unseren Kräften niemanden schaden wollen. Wir sind die Guten sozusagen. Zumeist wenigstens." erklärte Jace und ich musste hart schlucken. Hier fand also tatsächlich ein Krieg statt. Ich hatte doch schon genug mit meinen Kräften zu kämpfen, da wollte ich nicht gegen irgend welche dunklen Leute kämpfen müssen. So war ich nicht.

Ich wandte meinen Blick von den beiden Jungs ab und starrte in meine Essen.
"Und was wenn man kein Krieger sein möchte? Muss man die Akademie dann wieder verlassen?" fragte ich leise ohne meinen Blick dabei zu heben. Mir stiegen auch Tränen hoch weil ich wirklich wollte dass das hier funktionierte, aber ich wollte nicht Teil eines Krieges werden. Damit hatte ich nichts zu tun.

"Wir möchten euch keine Angst machen, Noomi. Niemand zwingt dich zu kämpfen. Aber es wäre eine Lüge zu sagen, dass unsere Welt nicht gefährlich ist. Wir wurden mit großen Gaben beschenkt und leider bringt so etwas immer eine Kehrseite mit sich.

Aber niemand wird dich hier von der Akademie werfen. Du wirst aber selbst sehen, dass es gut ist, wenn man sich selbst wehren kann." erklärte Mikel uns beiden. Kyra strich sich eine Strähne hinters Ohr und ich merkte, wie sie immer noch den Blick zu Jace mied.

Mikel hatte leicht reden. Wenn ich so schöne Flügel hätte wie er und zwischen den Wolken fliegen könnte, dann würde ich es auch als Gabe sehen. Aber meine Kräfte waren unberechenbar und ständig tat ich jemanden weh. Das war ein Fluch.

"Nimmt man automatisch an diesem Kampftraining teil, oder kann man das abwählen?" fragte Kyra dann etwas unsicher.

"Jeder kämpft anders, Kyra. Mit der Zeit wirst du entdecken wie du kämpfen möchtest und dies wird dann im Training unterstützt. Wichtig ist dabei innere Ruhe und Vertrauen zu haben." erklärte Jace meiner Freundin. Doch ich hielt dieses Gespräch nicht mehr länger aus.

"Entschuldigt mich bitte." sagte ich zu den dreien und stand auf um mein Tablett schnell weg zu bringen als mir weitere Tränen meine Wangen runter liefen, doch als ich den Speisesaal verließ, merkte ich dass mir Mikel gefolgt war. Er war mir hinterher geeilt und hielt mich am Arm zurück wodurch ich gezwungen war stehen zu bleiben.

"Noomi, das alles ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Ich kann dir ansehen, dass du deine Gabe als Fluch ansiehst, aber so ist es nicht. Du musst lernen sie zu akzeptieren und wenn du sie beherrscht, wirst du dich besser fühlen.

Vertrau mir. Wie Jace gesagte hat innere Ruhe und Vertrauen werden dir helfen. Wir werden dir alle helfen, Noomi. Du bist nicht alleine, hörst du?" versuchte er mich zu beruhigen und zu trösten. Das war auch wirklich lieb von ihm, aber ich wusste wirklich nicht wie ich das machen sollte.

"Ich kann nicht. Ich kann sie nicht als etwas schönes ansehen oder als Gabe, wie du es eben sagtes. Durch meine Kräfte habe ich einfach alles verloren, Mikel. Meine Freunde, meine Eltern, mein zu Hause. Ich habe meinen besten Freunden die Knochen gebrochen und jetzt hassen sie mich, meine Eltern wissen von all dem gar nichts und jetzt soll ich auch noch Teil irgend eines Krieges sein? Das ist mir einfach zu viel." erklärte ich Mikel weinend und schaffte es nicht mehr ruhig zu bleiben und spürte bereits wie meine Kräfte wieder an die Oberfläche wollten, aber ich versuchte es zu unterdrücken, was meistens aber nicht gut endete.

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