Kapitel 56

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Anastasia 'Ana' Blackstone
by MusicalGirl200

Ich saß in meinem Zimmer und las in einem Buch, dass ich mir aus der Bibliothek mitgenommen hatte. Es war eine Leidenschaft von mir zu lesen, vor allem konnte ich so in fremde Welten fliehen, wo ich hier eingesperrt war. Noch nie war irgendwo gewesen und das würde sich wohl auch niemals ändern.

Aber das Träumen konnte man mir nicht verbieten. Durch all die Bücher, die ich las und gelesen hatte, träumte ich von Orten, die ich erkunden wollte. Doch leider würden es wohl immer nur Träume bleiben. Traurig seufzte ich aus und schloss mein Buch, ehe ich aus dem Fenster sah.

Die Sonne war bereits untergegangen. Mein Bruder und Hudson waren aufgebrochen wegen einer Mission. Was es genau war wusste ich nicht, da Luan mir ja nie etwas sagte. Aber ich vermutete, es hatte etwas damit zu tun, über was er Cadric ausgequetscht hatte. Runa und ich hatten das durchaus mitbekommen.

Runa war hier im Anwesen zu meiner besten Freundin geworden, sogar ihr Rabe hatte mich akzeptiert, was er bei keinem getan hatte. Sie war wie ich von all dem hier nicht sonderlich begeistert und wir waren immer füreinander da. Schließlich stand ich auf und machte mich auf den Weg zu ihrem Zimmer.

Ich lief den Gang entlang und als ich Freddie von Weitem sah, sprintete ich etwas schneller los, klopfte bei Runa an und schlüpfte in ihr Zimmer, wo mich gleich ihr Rabe empfing. Ich erschrak leicht, aber lächelte dann etwas und streichelte ihrem Raben kurz über den Kopf.

Dann ging ich auf Runa zu. „Kann dein Rabe nicht mal Freddie ordentlich zwicken? Er lässt mir gar nicht mehr meine Ruhe", sagte ich zu ihr und ließ mich auf ihrem Bett nieder.

Runa musste leise lachen und schien die Idee wirklich sehr amüsant zu finden. Ja, schon allein die Vorstellung wie ihr kleiner Freund auf Freddie losgehen würde, war wirklich komisch.

"Eine interessante Vorstellung, Ana. Aber ich würde es nicht riskieren, dass Shadow was passiert. Die Jungs sind viel zu brutal. Du weißt doch was er mir bedeutet", erklärte mir meine beste Freundin und der schwarze Vogel krächzte kurz und flog zu uns aufs Bett, wo er sich genießend von uns streicheln ließ.

Ich nickte verstehend. „Ja klar kein Ding. Ich wünschte, ich könnte Freddie einen ordentlichen Stromschlag verpassen. Aber er passt einfach seinen Körper an und dann war es das. Er wird mich wohl nie in Ruhe lassen", meine ich bitter und kraulte Shadow am Kinn.

„Für mich mag es kein Entkommen geben, aber du hast die Chance zu gehen Runa und nochmal neu anzufangen. Ich komme hier schon klar, wirklich. Ich weiß, dass du hier nicht glücklich bist", redete ich meiner Freundin ins Gewissen. Sie sollte frei sein. Eine Freiheit, die mir nicht vergönnt war.

Runa seufzte leise aus, weil wir darüber schon so oft gesprochen hatten. Sie wurde als Kriegerin der Finsternis geboren, genau wie ich. Ich wusste, dass wie für mich ihr zu Hause hier war.

"Ich weiß nicht. Ich glaube ich bin nicht mutig genug dafür, Ana. Wie soll ich das ohne dich schaffen? Denkst du wirklich die Krieger des Lichts würden mich einfach so bei sich aufnehmen? Und deinem Bruder würde das bestimmt auch nicht wirklich gefallen. Ihm gefällt es, dass ich die anderen mit Shadow ausspionieren kann", erklärte sie mir.

Ich sah Runa fest an. „Ist doch egal, was mein Bruder denkt. Du hast ein Recht darauf das Leben zu führen, das du dir wünscht. Lebe es für uns beide. Ich weiß dass du das kannst. Ja, es wird vielleicht nicht leicht sein, aber es ist das Richtige.

Wir können uns heimlich schreiben oder Shadow bringt mir Nachrichten von dir. Du kannst das schaffen. Mach dir keine Sorgen um mich. Mir wird nichts passieren", versicherte ich ihr und Shadow sah zwischen uns beiden hin und her.

Ich wusste, dass ihr nicht wohl war mich hier alleine zu lassen. Runa war mutig. Sie musste das nur auch selbst erkennen. Ich wollte ihr dabei so gut es ging helfen. „Oh Ana. Komm mit mir mit. Ich brauche dich doch", seufzte sie aus und umarmte mich dann, als ihr Tränen hoch stiegen.

Ich erwiderte Runas Umarmung und mir liefen ebenfalls Tränen über die Wangen. „Und ich brauche dich, aber ich kann leider nicht. Ich bin nun mal, was ich bin. Ich bin die Schwester des Anführers. Bitte geh für mich. Überall ist das Leben besser für dich als hier.

Du bist mutig genug und musst nie wieder etwas tun, was du nicht willst und ich weiß, dass wir uns wieder sehen werden", entgegnete ich schniefend. Natürlich würde ich meine beste und einzige Freundin vermissen, aber ich wollte das sie neu anfangen konnte und das ging nicht hier, wo man ihre Kräfte ausnutzte.

Runa gab sich geschlagen und nickte, wobei sie nicht aufhörte zu weinen. Wir würden uns wieder sehen, da war ich mir sicher. „Ich wünschte trotzdem du würdest mitkommen. Und lass dich von deinem Bruder nicht immer so klein machen. Auch wenn er die meiste Zeit ein Arsch ist, weiß ich, dass er dich liebt, Ana", erklärte mir meine beste Freundin schniefend.

Ich nickte. „Ich weiß, aber seid er Anführer ist, vermisse ich es, dass er es auch zeigt. Für meine Mutter war ich sowieso immer nur eine Enttäuschung", entgegnete ich Runa traurig. Wir unterhielten uns noch einige Zeit, ehe ich wieder ging.

Doch als ich auf mein Zimmer gehen wollte, kamen mir ein wütender Luan und ein verletzter Hudson entgegen. Er hielt sich seinen Arm, bei dem eine große Brandwunde prangte. Was war passiert? „Luan, was ist passiert?", fragte ich besorgt bei meinem Bruder nach. Aber wahrscheinlich war es nicht angebracht, dass ich mich um ihn sorgte.

"Ein Angriff ging daneben. Aber das ändert gar nichts", antwortete mir mein Bruder und er entließ Hudson damit er sich um seinen Arm kümmern konnte.

Oh ok. Manchmal fragte ich mich, wie ich nur so naiv sein konnte zu hoffen, dass mein Bruder mir einmal Liebe für mich zeigen würden. Wie lange war es her, dass er mich in den Arm genommen hatte? Runa war die Einzige, die mich in den Arm nahm.

„Ok, dann störe ich dich wohl nicht weiter. Gute Nacht", sagte ich und ging mit gesenkten Kopf weiter. Aber dann kam mir Cadric entgegen und spielte in seiner Hand mit einem Messer. „Alles okay?", fragte er mich als er mich bemerkte.

Ich zwang mich zu einem Lächeln und nickte. Es sollte nicht jeder gleich sehen, wie schlecht es mir ging. Eine Blackstone war immer stark. Doch ich konnte das einfach nicht. „Ja, alles gut, danke", entgegnete ich. Cadric schien sich hier gut einzuleben. Ich konnte das nicht verstehen.

„Ich werde dann denke ich mal schlafen gehen. Gute Nacht Cadric", sagte ich zu ihm und lächelte nochmal leicht, ehe ich an ihm vorbei ging und mein falsches Lächeln augenblicklich erstarb.

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