Kapitel 65.1

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Nico POV:

Sie hatte Geburtstag!
Sie hatte letzte Woche Montag Geburtstag!
Kim hatte Geburtstag und ich habe es vergessen.
Ich habe es über eine Woche vergessen?

Es ist Dienstag Nacht.
Heute ist der 28.09. Es ist 0:23 Uhr und erst jetzt realisiere ich, dass ich am 19.09 Kims Geburtstag vergessen habe?

„Kim" wecke ich sie leise.
„Mhhh" macht diese nur und versucht weiter zu schlafen.
„Kim wach auf!" sag ich wieder und rüttelt an ihr.
„Was ist?" fragt sie und regt sich.

„Warum hast du nichts gesagt?" frag ich.
„Wann Nico? Es ist mitten in der Nacht! Du musst mir mehr Infos geben" verlangt sie.
Logisch hätte ich auch drauf kommen können.
„Letzte Woche Montag?" gebe ich ihr als Anstoß.
„Was w..." versucht sie zu sagen und stoppt.
Sie weiß worauf ich anspiele.

Kim atmet lautstark aus und guckt mich an.
„Muss ich dir wirklich mitten in der Nacht das erklären?" fragt sie und ich nicke heftig!
„Es tut mir leid das ich nicht dran gedacht habe. Ich war voll durch den Wind und... wir hatten an dem Tag Emilia richtig?" frag ich und sie nickt langsam.
„Hey Nico alles gut! Ich wollte es so! Niemand sollte mir gratulieren!" sagt sie und legt mich beide Hände an die Wangen. Sie hält mein Gesicht in ihren Händen und starrt mich eindringlich an.
Ich verstehe es nicht.
„Aber warum?" frag ich verwirrt.
„Was warum?" fragt sie mindestens genau so verwirrt.
„Warum willst du nicht das dir welche gratulieren?" frag ich weiter.

Sie atmet wieder aus. Danach holt sie Luft und fängt an:
„Du hast wahrscheinlich mitbekommen, dass mein Telefon nicht einmal an dem Tag geklingelt hat richtig?" fragt sie.
Ich nicke.
„Ich mag mein Geburtstag nicht. Mama und Andre wissen das. Sie feiern ihn immer, aber ich bin nie anwesend. Sophie hat auch vor ein paar Jahren aufgegeben." erzählt sie weiter.
„Aber da ist noch nicht der Grund. Ich brauche den Grund!" antworte ich ihr.
Wieder dieses ausatmen!

„Am 18.09.2006 ist mein Vater abgehauen. Ich war gerade mal 4 Jahre alt. Ein tag vor meinem 5. Geburtstag ist mein geliebter Vater abgehauen. Ich war Nachts wach und saß am Tisch, weil ich Durst hatte. Er ist aus dem Schlafzimmer meiner Eltern geschlichen und ist stehen geblieben, als er mich gesehen hat. „Ich muss gehen Kleine" hat er gesagt" fängt Kim an zu erzählen. Sie stockt und ihre Stimme zittert. Ich lege meine Hand auf ihre, die mittlerweile wieder auf ihren Bein liegt.
„Er.. er.. er hat nicht gesagt warum oder wann er wieder kommt. Er meinte „Alles wird gut! Ihr seid besser ohne mich" hat mir einen Kuss gegeben und ist durch die Haustür gegangen. Er ist ins Auto gestiegen und ist los gefahren, selbst als ich weinend und schreiend hinter ihm hergebracht bin ist er weiter gefahren. Er hat nicht angehalten. Ich bin gerannt und gerannt, bis ich nicht mehr wusste wo ich war. Ich habe ihn überall gesucht. In der Bar, in der Mama und ich ihn immer abholen mussten, als er zu besoffen war. Er war auch nicht in dem Sportclubs, an dem er immer seine Drogen bekommen hatte. Ich wusste nicht mal woher ich wusste, dass er welche nimmt. Ich habe ihn gesucht Nico. Ich habe ihn überall gesucht. Als am nächsten Morgen die Polizei mich gefunden hat, wie ich vor dieser Bar saß und mich zu meiner Mutter gebracht hat, war mein Geburtstag. Ich hatte Geburtstag und mein Vater hatte mich verlassen. Meine Mutter hat geweint, mich gesucht und hinterher in die Arme geschlossen. Seit dem Feier ich nicht mehr!" sagt sie und weint mittlerweile bitterlich.

Ich bin geschockt und nehme sie in mein Arm.
Ich ziehe das weinende Mädchen, was schreckliches Erleben musste einfach in meine Arme und lasse sie weinen.

Ich weiß nicht wie lange Kim weint und wie lange ich sie halte, aber ich lasse sie keine Sekunde los.
Ich kann nicht.
Ich wusste nicht das sowas passiert ist.
Ich wusste nicht mal das ihr Vater abgehauen ist oder er Alkohol und Drogen abhängig war.
Kim hat nie etwas gesagt.
Hat alles mit sich selber ausgemacht.

Sie hat sich irgendwann wieder beruhigt.
„Warum hat du nie was gesagt?" frag ich vorsichtig.
Sie zittert.
„Ich.. ich dachte du möchtest niemanden der so kaputt ist." antwortet sie immer noch mit dieser weinerlichen Stimme, die ich am liebsten nie wieder hören will.
Aus dieser Stimme kommt so viel Schmerz.
Schmerz, den diese wundervolle Frau nicht verdient hat.

„Warum denkst du ich würde dich nicht wollen, nur weil du eine schreckliche Vergangenheit hattest?" frag ich weiter so vorsichtig wie ich nur kann.
„Weil du eigentlich jemanden verdient hast, der nicht so kaputt ist wie ich bin" antworte sie zitternd.
Sie guckt mich nicht an, ich sehe aber wie Tränen ihre Wange runter laufen.
Ich wische sie weg und hebe ihr Kinn mit meinem Finger an.

„Du bist nicht kaputt, nur gebogen! Ich werde dich immer lieben, egal was passiert ist oder was passiert. Du musst dich doch nicht vor mir verstecken! Es tut mir leid, falls ich dir jemals das Gefühl gegeben habe, dass du mir sowas nicht sagen kannst" sag ich ihr.
Sie schüttelt den Kopf.
Tränen fließen weiter.
„Nein nein nein! Du hast mir niemals so ein Gefühl übermittelt Nico! Du gibst mir das Gefühl der schönste und wundervollste Mensch auf der Welt zu sein, ich konnte es nur nie. Es ist nicht deine Schuld, sondern meine!" antwortet sie.

Ich nehme sie fest in den Arm.
An dem Abend habe ich Kim so richtig kennengelernt und ihre Story erfahren.
Wahrscheinlich ist das nur ein Bruchstück, von dem was ihr widerfahren ist, aber ich bin offen alles zu erfahren und ihr eine schöne Zukunft zu schenken ohne all den Schmerz und ohne die Leiden, die sie bereits erfahren musste.

„Kim.." fange ich an, als wir nach einer Zeit immer noch Arm in Arm auf unserem Bett liegen und ich mit eine ihrer Strähnen in meinen Händen rumspiele.
„Mhh?" fragt sie.
„Ich habe dir doch mal gesagt, dass ich lies von dir erfahren möchte, egal wie dunkel es ist richtig?" frag ich sie.
„Richtig" antwortet sie.
„Hab keine Angst es rauszulassen. Ich werde nicht gehen" erzähle ih daraufhin.
„Danke Nico" antwortet sie und küsst mich lange und eindringlich.

Der Kuss hat nichts sexuelles!
Es ist ein Kuss des Vertrauens!
Der Liebe!
Und der Zukunft!

Und ich liebe ihn!

„Ich mag aber Geburtstage." sag ich nach einer weiteren Zeit.
„Ich auch! Wenn es nicht meiner ist!" sagt sie.
„Ich werd dir morgen den besten Nachgeburtstag schenken, den du jemals hattest und danach entscheidest du, ob wir nächstes Jahr dein Geburtstag wieder feiern okay? Ich bin mir sicher, dass deine Mutter schrecklich traurig ist den Geburtstag ihrer einzigsten Tochter nicht mehr zu feiern, nur weil ein Arschloch dachte er könnte sich verpissen und nicht die Verantwortung zu nehmen. Können wir das machen?" frag ich sie vorsichtig.
„Deal! Machen wir" antworte sie nach langer Überlegung.

„Aber wenn ich es doof finde, feiern wir nie mal und reden nicht mehr drüber okay?" fragt sie.
Ich halte meine Hand hin und sie schlägt ein.
„Deal! Und jetzt schlafen?" frag ich
„Oh Ja!" antworte sie schnell.

Ich nehme also Kim wieder in mein Arm und wir schlafen friedlich ein.

Gott ich muss ihr zeigen, was es heißt geliebt zu werden und sich selber zu feiern!
Für all die Menschen, die sie liebt und die sie lieben!

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Writer:

Ich bin brutal ehrlich: Ich habe geweint!

Wie toll Nico ist!!!!

The best Choice - Nico Schlotterbeck Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt