The best Choice - Nico Schlotterbeck

Kapitel 77

TRIGGER WARNING!!!!!!

Heute ist ein schwieriger Tag.
Mein erster Termin bei Mr. Happy.
Was ein Nachname, wenn man Therapeut ist.
Fast schon Ironisch.

Salih bringt mich hin.
Nico hat mich gefragt ob er es tun soll, aber ich habe mich unwohl gefühlt.

„Ich warte hier auf dich" sagt Salih, als wir angekommen sind.
„Ach quatsch, musst du nicht. Ich kann auch mit Bus.." erwidere ich.
„Ich warte!" sagt er wieder.
Ich nicke daraufhin.

An der Rezeption erzähle ich der älteren Frau mit dem Namensschild „Susan", dass ich ein Termin bei Mr. Happy bin.
Sie sagt ich sollte mich nochmal kurz ins Wartezimmer setzten und auf ihn warten.

Also gehe ich ins Wartezimmer, in dem ein Mädchen im alter von 16 Jahren sitzt und ein junger Mann. Ich schätze ihn auf 26 Jahre.
Das Mädchen hat tiefe Schnitte an ihren Armen und ihre Mutter, die neben ihr sitzt hält ihre Hand.
Der Mann guckt sich dauerhaft schnell um und zittert ganz stark.

„Frau Collins?" werde ich aufgerufen, bevor ich weiter analysieren kann.
„Ja bitte?" frag ich zurück und schaue in die Richtung, aus der die Stimme kommt.
Ein älterer Herr lacht mich freundlich an und bittet mich mit ihm zu kommen.

„Also wie läuft das hier? Muss ich auf eine Liege und Ihnen von meinem beschissenes Leben erzählen?" frag ich ironisch.
Ich denke ich kann das ohne Ironie hier nicht.
Der Herr lacht.
„Nein so ist das nicht. Sie müssen mir nichts erzählen, was Sie nicht wollen. Das hier ist freiwillig" erzählt er.
Ich nicke, als wir den Raum betreten.

Es sieht ganz anders aus, als erwartet.
In der Mitte vom Raum steht ein Tisch mit 4 Stühlen.
Auf dem Tisch ist ein Kuchen und um den Kuchen rum stehen 2 Teller.

„Ich dachte wir starten ganz einfach. Ich stelle mich mal erst vor: Mein Name ist Hendrik Happy. Ich weiß ganz ironisch wenn ich Therapeut bin oder? Naja Sie können mich duzen, ich finde sowas persönlicher. Und du bist?" erzählt er, während er sich an den Tisch setzt und den Kuchen anschneidet.

„Kim. Ich heiße Kim. Duzen klingt gut, finde ich schöner" antworte ich ihm.
„So Kim. Du warst beim Arzt, der „Depressionen", „Angstzustände" und „Bindungsängste" diagnostiziert hat. Ganz schön hart zu hören oder?" fragt er.
Ich denke nach.
„Nein für mich nicht! Es war mir irgendwie klar. Ich finde es viel härter für die Menschen in meinem Umfeld." antworte ich ihm.
„Warum findest du das selber für dich nicht schlimm? Leiden die anderen darunter oder du?" fragt. Er wieder.
Wieder denke ich nach.

Diesmal länger.
Nebenbei nehme ich mir ein Stück Kuchen und lege es auf mein Teller.
Happy beobachtet mich und schweigt.
Ich mag ihn!

„Ich finde die Menschen in meinem Umfeld leiden mindestens genauso viel wie ich. Wenn man mitbekommt, wie sehr die Person, die man liebt unter Depressionen oder Ängst Zuständen leidet und darunter leidet, leidet man doch selber genau so oder? Depressionen betreffen nicht nur die Person selber, sie betreffen alle, die in dem Umfeld der erkrankten Person leben" sage ich offen und schiebe mir ein Stück Kuchen in den Mund.

Jetzt überlegt er.
Beißt von seinem Kuchen ab und schluckt es runter.
„Das ist wahr! Die Personen leiden genauso wie der Mensch, aber die Person selber leidet doch am meisten" sagt er.
„Sie leidet, aber so sind Depressionen halt" sag ich stumm.
„Wie sind Depressionen?" fragt er und beißt wieder ab.

„Depressionen sind hart. Depressionen bringen die Menschen an ihr Ende und lassen keine Glücklichen Tage zu. Sie machen die Tage der Personen zum Kampf! Meiner Meinung nach lassen Depressionen es nicht zu gute Tage zu haben und sich gut zu fühlen. Sie zerstören Beziehungen und treiben die Menschen an ihr äußerstes" antworte ich ihm ohne mit der Wimper zu zucken.