Kapitel 17: Der Baumeister

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• Yara •

Eben noch habe ich einfach so das Wasser in der großen Badewanne kontrolliert. Ich habe es zu Eis erstarren lassen und anschließend erhitzt.

Im nächsten Augenblick greift Vittorius mit absoluter Leichtigkeit in meinen ersten Magieversuch ein und lässt das Wasser durch den Abfluss verschwinden. Wie bei einem kleinen Kind, dem man ein Feuerzeug wegnimmt.

So schlimm war ich doch gar nicht?

So habe ich ihn noch nie erlebt. Also diese machtvolle und erhabene Ausstrahlung habe ich schon bei unserer ersten Begegnung bemerkt, aber diese strenge Konsequenz ist mir neu. Seine Hände ruhen mit einer dominanten Intensität auf meinen Schultern und er erteilt mir praktisch ein vorläufiges Verbot, mich weiter in sämtlicher Magie auszuprobieren.

„Hast du das verstanden?", hallen seine strengen Worte über die marmorierten Fliesen des Bades.

Eine interessierte Ader meines Körpers würde zu gern erfahren was passiert, wenn ich ihm widerspreche. Alle anderen Adern und mein Bauchgefühl raten mir dringend davon ab. Gehorsam ist das Wort, welches mein Gehirn ausdrücklich an mich sendet.

„Ja. Ich werde keine unüberlegten Magieversuche anstellen", antworte ich ihm und schaue ihm in die Augen.

„Gut", sagt er nach einer kurzen Pause und lockert seinen Griff. Dann nimmt er seine Hände von meinen Schultern.

Wenn er wüsste, ich habe ihm ja nur versprochen keine unüberlegten Versuche zu starten. Von überlegten Versuchen war ja nicht die Rede. Nun ja, wie man es dreht und wendet, das wird noch Ärger geben.

Meinem innereren Teufel zucken aber schon die Hände.

• Vittorius •

Mit selbstbewusstem Blick versichert sie mir, nicht weiter mit der Magie zu experimentieren. Nun, ich kenne diverse Methoden, um ein Versprechen weit auslegen zu können. Ich werde sie definitiv im Auge behalten. Vorerst wird ihr aber vermutlich keine Zeit bleiben, heimlich Versuche anzustellen.

„Der Inneneinrichter für dein Gemach trifft in Kürze ein. Ich würde dich mit ihm bekannt machen und dann kannst du deinen Einrichtungswunsch bei ihm kundtun", erläutere ich ihr den weiteren Plan für die nächsten Stunden.

„Darf ich die Baupläne für mein Gemach selbst zeichnen?", fragt Yara mit leuchtenden Augen.

„Der Baumeister wird bestimmt mit sich reden lassen", sage ich mit einem Schulterzucken. Eigentlich ist er sehr eigen und lässt sich bei seiner Arbeit von einer Frau nicht viel sagen und schon gar nicht reinreden, er ist aber der beste Baumeister in meiner Stadt.

Ich bin gespannt, wie die Konfrontation wird, aber das verschweige ich vorerst.

„Und darf ich meine Möbel selbst aufbauen?", setzt Yara zur nächsten Frage an. Ich bin tief beeindruckt, dass sie das anscheinend schon einmal gemacht hat und wenn es nötig ist, es jederzeit wieder tun würde. Gleichzeitig irritiert mich aber auch, dass es scheinbar normal in ihrem alten Leben war, handwerklich selbst tätig zu werden.

„Eine gewöhnliche Prinzessin baut ihre Möbel nicht selbst auf", entgegne ich ihr schmunzelnd.

„Achso. Na da ich ja alles andere als gewöhnlich bin", fängt sie ihren Satz lachend an, wird dann aber von meinem strengen Blick unterbrochen.

Mit einem ausdrucksstarken „Nein" unterbinde ich weitere Diskussionen.

„Schade", grummelt sie in sich hinein.

• Yara •

Entspannten Schrittes begeben wir uns in die Wohnhalle der privaten Gemächer. Ich erblicke Isajah, der gerade mit einem Stapel an Papierrollen an uns vorbeiläuft. Kurz umarmt er mich und wünscht mir einen guten Morgen. Und schon ist er auch schnell wieder weg.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt