Kapitel 124: Der große Plan

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• Yara •

„Ophelia, welch ein schöner Name", sage ich und versuche die Stimmung damit ein wenig anzuheben.

„Vielen Dank, Prinzessin", entgegnet Ven betreten.

Also wenn es ihn so sehr schmerzt an seine Tochter denken zu müssen, dann wechsle ich besser das Thema. Selbst Daryun sieht schon verstohlen zu uns rüber.

„Ist alles bereit? Dann würde ich die Skizze zeichnen", biete ich an und versuche Ven auf andere Gedanken zu bringen.

„Äh ja, wobei ich die Tinte noch suche, wo habe ich sie nur gelassen", entgegnet Ven und setzt sich eifrig in Bewegung. Wieder durchkramt er einige Schränke und Schubladen. So chaotisch wie seine Zeichnerstube ist, wundert es mich nicht, dass er seine Tinte verlegt hat.

Auf meine „Erfinden" Liste setze ich den Kugelschreiber oder auch den guten alten Füller nun weit nach oben.

„Ich habe sie wohl verlegt. Ich gehe aus meinem Lager im Keller ein neues Tintenfass holen. Würdet Ihr einen Moment hier warten?", fragt Ven und lächelt entschuldigend.

Resigniert lässt er von seinen Bergen an Pergamenten ab und schließt die Schubladen, die er beim Durchsuchen offen hat stehen lassen.

„Sicher doch" erwidere ich und setze mich derweil zurück an den Tisch.

Eilig geht Ven die schmale Treppe ins Erdgeschoss herunter und geht dann noch ein Stockwerk tiefer. Mit der Erdmagie spüre ich, wie er ein wenig planlos in den Schränken im Keller herumwühlt. Dort nehme ich genau so viel Chaos und Unordnung wahr, wie auch hier oben. Ratlos bleibt er ab und an vor ein paar Schubladen stehen, nur um sie wieder zu schließen.

Ich fühle mich ein bisschen wie eine Stalkerin, die seine Schritte überwacht. Ich lenke mich ein wenig ab und lege schonmal das Pergament zurecht und schaue mir die aktuelle Bauzeichnung seines Pavillons noch einmal an. Letztendlich wandert meine Aufmerksamkeit nun doch wieder zu Ven und seinem Kellerchaos.

Was zum Henker macht er denn da nur?

„Er braucht ganz schön lange", merke ich nach einer Weile an. Daryun sieht mich auch nur schulterzuckend an, dann betrachtet er wieder die ganzen Sachen in Raum.

Plötzlich überkommt mich bleierne Müdigkeit. Oder besser gesagt, mein Körper wird müde. Ich spüre wie meine Muskeln Stück für Stück träger werden. In einem ziemlich schockierendem Tempo!

Daryuns Arm umschlingt sofort meine Taille und zieht mich hoch. Mein Körper ist so träge, dass ich mich an meinem Vampirbruder festhalten muss, um nicht umzufallen. Was passiert mit mir?

„Raus hier! Sofort!", sagt er mit schockiertem und besorgtem Blick.

Weit kommen wir allerdings nicht. Daryun bricht nach nicht mal einem Meter zusammen und laut polternd landen wir beide auf den Boden.

„Nervengas", murmelt Daryun das erschreckendste Wort, das ich in letzter Zeit gehört habe.

Dann wird alles schwarz vor meinen Augen.

Meine Elementmagie ist ebenfalls immer weiter eingeschränkt. Meinen Körper nehme ich wahr, aber bewegen kann ich ihn nicht. Schließlich versagt mir neben meinem Körper auch die Elementfähigkeit den Dienst.

„Es tut mir so unendlich Leid Prinzessin! Aaru hat meine kleine Ophelia entführt und erpresst mich, ich weiß einfach nicht mehr weiter!", höre ich Vens traurige gedämpfte Stimme.

Dann höre ich eine weitere mir unbekannte Stimme.

„Zur Seite, Baumeister", befiehlt ein Mann mit ebenfalls gedämpfer Stimme. Er hat eine raue dunkle und vor allem unfreundliche Stimme, für meinen Geschmack.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt