Kapitel 132: Aarus Landsitz

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• Yara •

Langsam und gemütlich schlendern wir durch die vielen langen Gänge des Landsitzes. Es gleicht einem top sanierten alten Landgut und hat wirklich ein atemberaubendes Flair. Wie als wäre ich um Jahrhunderte in ein edles Leben zurück gereist.

Einige Augenblicke lang vergesse ich fast den Albtraum, in dem ich mich hier eigentlich befinde.

Aaru bietet mir an, die große Bücherei benutzen zu dürfen. Ebenso das Musikzimmer, das private Wohnzimmer, das Studierzimmer und noch hier und da einige andere Zimmer, die der Landsitz so bietet. Vorausgesetzt, ich bewähre mich im Befehle gehorchen.

Wenn er dieses Wort „gehorchen" ausspricht, bin ich immer ganz kurz davor genau das nicht zu tun.

Neben den eben genannten Räumen gibt es noch weitere Gästezimmer, Aarus eigenes Schlafgemach, einen Bediensteten Bereich, den ich nicht betreten darf und einen großen gemütlichen Aufenthaltsraum nicht unweit vom privaten Wohnzimmer. Diesen optischen Stil mit einem hellen Holzparkett auf dem Boden und dunkle Wandvertäfelungen behält er konsequent einheitlich bei. Auch die gleichen dunklen Vorhänge hängen überall.

Es sieht zugegebenermaßen schon sehr geräumig und idyllisch aus, ein schwacher Trost in Anbetracht meiner verzwickten Lage.

Nach der ausgiebigen Roomtour treten wir durch den Eingangsbereich hinaus auf das weitläufige Grundstück des Landsitzes. Ferner lässt sich ein Meer erahnen, zumindest nehme ich den leichten salzigen Geruch wahr. Vor mir erstrecken sich schöne perfekt angelegte Felder und ein kleiner Garten. Sogar eine eigene Obstplantage hat das Landgut.

Eine Weile spazieren wir schweigend durch die kleinen Schleichwege des Anwesens. Irgendwann stoßen wir dann auf ein Trainingsfeld.

„Darf ich das auch benutzen?", frage ich interessiert. Nebenbei meine Elementfähigkeiten auszubauen schadet ja wohl nicht.

„Nein", sagt er streng.

„Warum?", entgegne ich empört.

„Du bist eine Frau. Und Frauen kämpfen nun mal nicht. Ich finde es äußerst verantwortungslos vom König dich überhaupt sowas gelehrt zu haben", erklärt er schlicht. Tatsächlich glaube ich eher, dass das an seiner alten Altherren Einstellung liegt als daran, mich ärgern zu wollen.

„Wie kann ich dich überreden mich trotzdem trainieren zu lassen?", frage ich ihn daraufhin.

„Gar nicht", antwortet er.

„Du darfst mich auch persönlich trainieren", biete ich ihm an. Ich muss dabei wirklich meine Emotionen zurück halten.

Anstatt darauf zu antworten lacht er nur laut los und macht dann Anstalten vom Trainingsplatz wegzugehen.

„Komm", sagt er und hält in einer Geste seine Hand zu mir hin. Natürlich ergreife ich sie nicht, folge ihm aber.

„Ach komm, bitte", bohre ich weiter nach.

„Nein", antwortet er mit einem Grinsen.

Seufzend gebe ich vorerst auf und wir gehen zurück zum Gebäude. In der Bücherei drückt er mir ein paar Bücher in die Hand, damit ich einen Zeitvertreib habe. Dann kehren wir zum Zimmer zurück und dort lässt er mich nun wieder allein.

Nach lesen ist mir eigentlich nicht zumute, aber ein besserer Zeitvertreib fällt mir allerdings auch nicht ein. Also mache ich es mir auf dem Bett bequem und blättere in den Büchern.

• Vittorius •

Zwei Wochen sind nun seit Yaras Entführung vergangen. Zwei ganze Wochen!

Das sind vierzehn Tage, in denen sie fürchten muss, ich werde sie nicht mehr retten kommen.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt