Kapitel 194: Besuch bei Amon

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• Vittorius •

Bis früh in den Morgenstunden bin ich unterwegs, dafür ist aber vorerst alles geregelt. Die nächsten Tage kann ich also getrost mit Thorne darüber streiten, wie wir Yaras Training gestalten. Wenn er sie trotzdem einfach mitnehmen will, bringe ich ihn um!

Im Regierungszimmer angekommen empfängt mich besagter Quälgeist auch direkt. Mit ausdrucksloser Miene begrüßt er mich und nimmt auf dem Sessel vor dem Kamin seinen Platz ein.

Angespannt setze ich mich daneben.

„Und? Wie lautet deine Entscheidung?", beginnt Thorne das ernste Gespräch.

„Es widerstrebt mir zutiefst, aber natürlich werde ich sie so vorbereiten beziehungsweise vorbereiten lassen, wie es nötig sein wird. Ich möchte aber stets im Austausch darüber stehen und wir tun das auf meine Art und Weise", erkläre ich meine Absichten.

„Weise Entscheidung. Dann sollten wir uns als nächstes darüber austauschen, wie deine Art und Weise aussieht", entgegnet Thorne ruhig.

Wie dieser Mann in dieser verzwickten und ernsten Situation so ruhig bleiben kann, ist mir echt ein Rätsel. Es geht einzig und allein darum, Yara bewusst in eine der gefährlichsten Situationen zu bringen. Ein Jungvampir, ein Schützling und eine Frau. Drei Aspekte die eigentlich darauf hindeuten, sie davon fern zu halten.

Die Welt aus der die Zwei und Mattheo kommen muss wirklich anders sein. Wieder einmal wird mir das bewusst.

Bis zu den ersten Sonnenstrahlen besprechen wir unsere Taktiken. Thorne zeigt wieder den nötigen Abstand und geht mich nicht frontal an. Eher im Gegenteil, behutsam arbeitet er mit mir die Lösung aus.

„Jetzt solltest du sie nähren und dann bringe ich sie zu Amon", beendet Thorne lächelnd die Taktik.

„Ich bin froh, einen gemeinsamen Nenner zu finden", entgegne ich und mache mich direkt auf den Weg zu Yara.

Ein wenig Hoffnung keimt in mir auf. Hoffnung, dass alles gut wird.

• Yara •

Ich werde von dem Gefühl geweckt, wie Vittorius sich zu mir ins Bett schleichen und mich an sich ziehen will.

„Verzeih, ich wollte dich nicht wecken", sagt er leicht belustigt.

Anstatt mich weiter wach zu machen, verbringen wir noch einige Zeit liegend in inniger Umarmung. Behutsam spendet er mir Geborgenheit und tiefe Verbundenheit.

„Thorne ist wieder da und ich habe mich mit ihm einigen können. Jetzt würde ich dich nähren und danach gehst du zu Amon", sagt Vittorius schließlich als ich allmählich wacher werde.

Langsam richten wir uns auf und zufrieden führt Vittorius meinen Kopf wieder an seine Halsschlagader.

„Und wenn ich lieber aus deinem Handgelenk trinken will?", frage ich lachend.

„Versuch's doch", entgegnet er amüsiert und hält meinen Kopf eisern an Ort und Stelle bei seiner Halsschlagader.

Wirklich versuchen will ich es nicht, genüsslich beiße ich kurze Zeit später in seinen Hals. Dabei fühlen wir uns viel verbundener als beim Handgelenk. Als ob ich dann etwas anderes will und genau das weiß er bestens einzuschätzen. Verflucht sei seine Beobachtungsgabe!

Sachte löse ich mich von seinem Hals und werde kurz darauf mit ein paar Küssen belagert. Schließlich löst er sich traurig von mir und entlässt mich ins Bad.

Gespannt starre ich dort meine Nekrosehand an. Sie fühlt sich wirklich vital und fit an, allerdings ein wenig steif und eingeschränkt durch die Schattenranken.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt