Kapitel 106: Der letzte Schattendämon

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• Vittorius •

Einen halben Tag reiten wir in rasantem Tempo über die malerischen Landschaften an Jarons Ländergrenze.

Endlich erreichen wir dieses Gebirge aus Yaras Vision.

Sämtliche Alarmglocken schrillen laut in meinem Kopf. Für mein Sicherheitskonzept habe ich definitiv viel zu wenig Einheiten dabei. Ein paar Soldaten von Roans und Mikuls Einheit sind bei uns geblieben, als die Zwei mit Isajah zu meiner Stadt aufgebrochen sind.

Jaron, Daryun, Taavi und Sorin sind wirklich exzellente und begnadete Kämpfer, aber ich finde dass das bei Weitem nicht ausreichend als Schutz gegen einen Schattendämon ist!

Es ist auch schlichtweg nicht unser Plan gewesen, spontan in die nächste Vision einzumarschieren. Ich bin der festen Annahme gewesen, frühestens im Schloss weitere Hinweise zu erhalten.

Wieder einmal falsch gedacht. Verflucht, so wie Yara klang kann das auch echt nicht warten.

„Die Umgebung ist gesichert", informiert mich Daryun.

Todesmutig starrt Yara auf das Gebirge hinauf. Ihren Mut hätte ich in diesem Moment auch gerne.

• Yara •

Wie in Trance schaue ich die steilen Felswände des Bergpasses an. Der Berg ist um einiges höher als der Berg bei Vittorius' Stadt.

Ich habe keine weitere Vision, aber ich spüre die Macht des Schattendämons. Und ich schwöre euch, die anderen drei Schattendämonen sind die Vorspeise gewesen im Vergleich zu dem Potenzial was vor mir liegt. Bereits jetzt kribbelt das dunkle Mal verdächtig auf meinem Rücken. Und es fühlt sich merkwürdig synchronisiert an, das ist auch neu. Als gehören wir zusammen. Eine Information die ich in Anbetracht der Lage und nach allen vergangenen Ereignissen jetzt verschweige, sonst kehren wir sofort um. Dessen bin ich mir sicher. Und unter keinen Umständen dürfen wir jetzt umkehren.

„Wir sind hier definitiv richtig", sage ich ohne den Blick vom Berg abzuwenden.

Dann sehe ich endlich Taavi von der Spitze des Berges auf uns zuschnellen. Elegant kommt er neben uns zum Stehen.

„Weit oben beginnt ein Schneegebiet. Von hier sieht man das gar nicht", berichtet er.

Angespannt atmet der König aus, auch wenn er nicht mehr ausatmen müsste. Erstaunlich dass die Reflexe nach all den Jahrhunderten noch vorhanden sind. Oder er tut es einfach so zur Beruhigung.

Er nickt meinen Vampirbrüdern kurz zu und im nächsten Moment finde ich mich eng an Vittorius' Körper.

„Du machst genau das was ich oder einer deiner Brüder dir sagen, hast du das verstanden?", sagt der König und durchbohrt mich dabei förmlich mit seinem Blick.

Sofort nicke ich.

Dann heben wir ab und lassen den Fuß des Berges hinter uns. Es dauert nicht allzu lange, dann erreichen wir auch schon den Schneepass.

„Dort entlang", zeige ich.

Mittlerweile tobt ein kleiner Schneesturm und Vittorius hat mir seinen Mantel und zusätzlich seinen Umhang um die Schultern gelegt. Eng drückt er mich an seinen warmen Körper.

„Ist euch das nicht zu kalt?", frage ich verwundert. Ein wenig habe ich ein schlechtes Gewissen, dass er nun nur noch in einem langärmligen Oberteil durch den Schnee watet.

„Schon lange nicht mehr", entgegnet er belustigt.

Vor einer Art Weggabelung kommen wir zum stehen. Selbst unter den Schichten von meinen und Vittorius' Klamotten beginne ich allmählich zu frösteln.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt