Kapitel 177: Der Eingriff und ein guter Freund

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• Yara •

Ich fühle mich wirklich ziemlich benebelt, wie wenn man morgens um Sechs aus dem Club geht und die ganze Nacht vor den Boxen gehockt hat. Wie als hätte man dann Watte im Kopf.

Diese Dröhnung an Dunkelmagie will ich nie wieder erleben, das nehme ich mir fest vor.

Träge öffne ich meine Augen und starre in den besorgten Blick von Vittorius.

Sofort fällt mir alles was passiert ist, klar wieder ein. Oh Gott! Meine Hand! Wehe die amputieren die jetzt!

Voller Sorge bemerke ich, dass ich meinen ganzen rechten Arm nicht spüre. Instinktiv will ich ihn bewegen, aber Sorin hält ihn eisern fest, wie ich dann feststelle. Im nächsten Moment sehe ich Taavi, wie er konzentriert über ein Haufen wahllos verteilter Knochen und Fleischklumpen hängt. Sorin assistiert ihm fleißig mit seiner freien Hand.

Ach du heilige Scheiße! Das ist meine Hand! Mein ganzer Unterarm!

Sanft nimmt Vittorius meine Wange in seine Hand und dreht meinen Kopf zurück in sein Sichtfeld.

„Taavi richtet deine Knochen und flickt deine Haut wieder zusammen. Das wird noch eine ganze Weile dauern, aber du wirst keine Schäden davon tragen. Die Heilung wird aber einige Tage, wenn nicht sogar Wochen in Anspruch nehmen", klärt der König mich auf.

Sofort will ich meinen Kopf wieder zu Taavi drehen und das Ausmaß meiner Verletzung weiter begutachten, Vittorius hält mich aber entschieden davon ab. Betont schüttelt er leicht seinen Kopf als Zeichen, dass ich da nicht hinschauen soll.

„Hast du Schmerzen?", fragt er mich stattdessen.

„Nein", antworte ich ein wenig erstaunt.

Die Möglichkeiten zur Betäubung sind hier anscheinend auch ziemlich ausgereift. Mit einem kleinen Schauer denke ich an die Nervengas Aktion von Aaru, das war schließlich auch sehr effektiv.

„Ich habe nicht erahnen können, dass die Dunkelmagie in dir so ein Ausmaß annimmt. Dann hätte ich dir das niemals erlaubt. Es tut mir Leid", sagt Vittorius bedrückt.

„Damit hat vermutlich keiner gerechnet. Wenn das am Ende wieder vollständig verheilt, ist das schon in Ordnung", rede ich sowohl ihm, als auch mir gut zu.

Die ungezähmte unkontrollierte Dunkelmagie in mir jagt mir regelrecht Angst ein. Und dieses brodelne Gefühl erst ...

„Nein, als Meister ist es meine Aufgabe die Situation meines Schützlinges jederzeit abschätzen zu können. Es ist mein Verschulden", beharrt er vehement darauf.

Ich habe die Befürchtung, ihn von seiner Meinung nicht abbringen zu können. Also nehme ich einfach stumm sein Schuldgeständnis hin.

Sein Blick verrät mir die große Disziplin, die er gerade aufbringen muss, als König und Meister an meiner Seite sein zu müssen statt als Mann.

„Beim nächsten Mal reicht mir 1% Dunkelmagie zum Üben", ziehe ich das Fazit.

„Ohne Thorne werde ich das sowieso nicht nochmal mit dir üben. Und erstmal beschränken wir uns auf Techniken, die dich nicht derart verletzen", entgegnet Vittorius nachdenklich.

Eine ganze Weile liege ich noch brav und artig da und lasse meine Hand und meinen Unterarm rekonstruieren. Nicht, dass ich etwas anderes hätte tun können. Nebenbei tauschen Vittorius und ich uns über die ersten Erkenntnisse zum neuen Halbdämonen Dasein aus. Wir kommen zu dem Schluss, Trainingseinheiten rein damit zu verbringen, mit den Reizen zurecht zu kommen. Gerade die fehlende Konzentration beim Luftsprung zeigt die enorme Belastung durch die Sinneseindrücke und das muss ich dringend kontrollieren lernen.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt