Vampirkind Yara

Kapitel 145: Konsequenzen für Mattheo

• Vittorius •

Wenn ich mir Lucans Reaktion so ansehe, bekomme ich einen richtigen Blick in die Vergangenheit. Es versetzt mich um die 1612 Jahre zurück in die Zeit, als Lucan ein aufsässiger Jungvampir gewesen ist.

Als erstes Vampirkind überhaupt hat er keine großen Vampirgeschwister und hat keine anderen Vampire kennengelernt, die mir entsprechenden Respekt zollen.

Bei jeder Gelegenheit hat er sich ähnliche Dreistigkeiten erlaubt und sich gegen meine Autorität aufgelehnt. Ihm den Respekt zu lehren den er heute ausstrahlt, war wirklich mühselig und kräftezehrend.

Theoretisch hat Mattheo genug Vorbilder, die ihm das soziale Gefüge vorleben, aus irgendeinem Grund sieht er sich aber wohl nicht vollständig als Teil davon. Oder nimmt die Gegebenheiten nicht sehr ernst. Das liegt garantiert an der Herkunft, ähnliches ist mir bei Yara auch schon aufgefallen. Ich erkenne sogar Parallelen zu Thornes allgemeinem Verhalten aus ganz alten Zeiten. Lucan wird ganze Arbeit leisten müssen.

Entsetzt beobachtet Yara, wie Lucan Mattheo in sein Gemach bringt. Was gleich folgt, wird die beiden Schützlinge vermutlich erstaunen und schockieren zugleich. Lucan ist bereits zu Mattheos Vorgängern schon immer sehr streng in der Umsetzung gewesen, im Gegensatz zu seinen Vampirbrüdern hat er damit allerdings am schnellsten den Respekt seiner Schützlinge. Wobei Sorin sich da auch nicht viel nimmt.

Vorsichtig schiebe ich Yara zum Sofa zurück. Sofort macht sie es sich in den ganzen Sofakissen bequem und wendet sich den beiden anderen Frauen zu.

„Was auch immer du hörst, Lucan hat das im Griff. Mach dir keine Sorgen", beruhige ich sie und bereite sie auf das vor, was nun kommt. Die Lautstärke ist jedenfalls jetzt schon nicht zu überhören.

• Yara •

Keine Sorgen? Foltert Lucan ihn jetzt etwa oder wie?

Dafür ist mein Vampirbruder aber zu gut, das würde er Mattheo nicht antun. Also scheidet das aus.

Aus dem Zimmer dringen einige Geräusche, überwiegend aber Mattheos Protestrufe. Lucan sagt kein Wort mehr. Über meine Erdmagie nehme ich wahr, wie Lucan seelenruhig im Gemach werkelt. Offensichtlich verschließt er die Balkontür und wendet sich dann wieder Mattheo zu.

„Ich hoffe, das ist das erste und letzte Mal und du lernst daraus", sagt Lucan ruhig und lässt Mattheo dann sprachlos im Gemach stehen.

Im nächsten Augenblick zieht Lucan die Tür zu und versperrt sie ebenfalls. Kurz darauf ertönt leises Trommeln an der Tür.

„Hast du sie noch alle? Mach die Tür auf!", hört man Mattheos gedämpfte Stimme.

„Ich öffne sie, sobald wir fertig mit der Besprechung sind. Es wäre von Vorteil, wenn du dich bis dahin beruhigst!", sagt Lucan entschieden und wendet sich ab. Ruhig geht Lucan zurück ins Regierungszimmer. Mattheo protestiert weiter, stößt aber auf taube Ohren.

Das glaube ich jetzt nicht, da schließt Lucan ihn ernsthaft in seinem Gemach ein? Damit hat Mattheo garantiert nicht gerechnet.

Ich spüre Vittorius' Hand auf meiner Schulter und einen Moment beobachtet er mich. Dann lässt er von mir ab und folgt Lucan zurück in die Besprechung.

Jetzt bin ich mit den beiden Frauen alleine und auch Mattheo hört bald auf, die Tür zu bearbeiten.

„Ich habe ihm ja gesagt, dass das Ärger geben wird", stellt Valerie fest und durchbricht das betretene Schweigen.

„Aber wie mutig er ist! Ich hätte mich das bei Daryun im Leben nicht getraut!", entfährt es enthusiastisch aus Derya.

„Guck dir das bloß nicht bei Mattheo ab", wirft Valerie lächelnd ein.